Montag, 10. Juli 2017

Kennen Sie Cocksackie?

Guten Abend liebe Leser,

http://phil.cdc.gov/phil/home.asp - Cocksackie B4 Virus
wieder einmal war es stiller um uns herum als eigentlich beabsichtigt.  Wer ist Schuld? Nun, im Zweifel die USA. Aber nein, zwar ist Cocksackie auch ein Ort bei New York (wie mir Wikipedia verriet), aber gemeint ist der hier abgebildete, dort erstmal nachgewiesene, Virus. Der kleine Unhold verschafft großen Menschen gerne einmal die Sommergrippe, was zwar lästig aber aushaltbar ist. Kleinen Menschen beschert er aber die Hand-Mund-Fuß Krankheit und die ist, vorsichtig ausgedrückt, mehr als nur ein wenig lästig.

Auch wenn unser Nachwuchs die Krankheit bereits einmal in voller Blüte durchlebt hat (aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht) ist er leider nicht immun, denn der Vironenstamm kommt in 15 Subtypen vor, so dass eine Reinfektion im Biohazard-Brüter Kindergarten jederzeit möglich ist. Nunja, die eigentliche Krankheitsphase war mit 36 Stunden zwar diesmal erfreulich kurz, die anschließende Phase, in der unsere medizinische Service-Providerin aufgrund des hochansteckenden Speichels und Stuhls uns die rote-Kita Karte gezeigt hat. 

Und nun erklären sie einem fast dreijährigen, der nach eigenem Selbstempfinden bis auf eine erhöhte Sabberneigung wieder gesund ist einmal, dass er zehn Tage nicht in seine geliebte Kita und zu seinen Freunden darf. Das ist etwa so einfach und erfolgversprechend wie ein eckiges Schwein durch ein rundes Loch quetschen zu wollen. Jedenfalls ist die Quintessenz, dass FrauX nun von allen Krank-für-Kind Tagen für dieses Jahr gestrippt ist und HerrX sich Litaneien anhören darf, wie bequem er sich den Alltag im Büro macht.

Klar, dem kleinen Menschen fällt das ja auch gar nicht auf und kaum zu Hause rein nach Stress im Büro strahlen einen zwei kleine süße Augen an und rufen "Paapaaaaaa komm spieeeeeeeeeeeelen"...und genau das mache ich jetzt dann auch wieder.

Bis zum nächsten Mal!

Freitag, 30. Juni 2017

Teilzeit kostet Väter Kohle!

Kind oder Karriere? Geht doch heute beides. Ja, das hört und liest man, gleich bei welchem Arbeitgeber oder welcher Annonce, alle wollen familienfreundlich sein bzw. sich so präsentieren. Nun gut, nicht alle, die Big4 der Unternehmensberatung und einige andere setzen immer noch darauf, junge Mitarbeiter in der wertvollsten Phase des Lebens vollständig in Arbeit einzubinden mit der zweifelhaften Aussicht auf späteres Luxusleben, dafür aber ohne stabile Familienverbindung. Sie meinen ich übertreibe? Zweifelsohne, aber andererseits auch nicht.

Junge, in Seminaren zur Selbstentwicklung an der Uni auf Leistung optimierte Studenten mit Top-Abschluss sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht und wachen zehn Jahre zu spät auf, was dazu führt, dass man sie auf albernen Ü30 After-Work-Club-Events findet, anstatt gepflegt im Restaurant, weil die Kinder schon aus dem gröbsten heraus sind und den freien Abend der Eltern mit Freunden oder einem Playstation Marathon verbringen (okay, über den pädagogischen Wert von letzterem könnte man nun auch streiten, aber Kinder sind eben Kinder).

(c) https://www.flickr.com/photos/dskley
Gehen wir aber einmal davon aus, dass Sie, liebe Leser, irgendwo zwischen 25 und 40 sind, also 5 - 15 Jahre Berufserfahrung haben und Ihre Arbeitszeit nicht damit verbringen, anderen den Kaffee zu kochen (bezogen auf Ihre Karrierechance, nicht bezogen auf die perfekte Organisation eines guten Vorzimmers). Sie haben nun also den Partner fürs Leben (seit der heutigen Ehe-für-Alle Entscheidung nochmals bunter) und erwarten ein Kind (völlig gleich auf welchem Weg)? Herzlichen Glückwunsch. Sie sind dann auch aus dem Neandertal ausgewandert und möchten mit Ihrer Partnerin/ihrem Partner die Erziehung gleichberechtigt übernehmen? Nochmals Glückwunsch. 

Lassen Sie mich vorweg nehmen - der Gesetzgeber findet das gut. Ja, wirklich, seit meiner letzten Elternzeit hat sich nochmals viel zum positiven entwickelt. Mir ist zwar immer noch nicht klar, wie eine Familie, die bisher in downtown München Vollzeit gearbeitet und gelebt hat nun mit je 1800 Euro Elterngeld auskommen soll, aber hey, Kinder kriegen ist ja leichter als sie zu unterhalten, gell CSU?

Wie dem auch sei, die Arbeitgeber haben im Zuge der Reformen von Elterngeld und Elternzeit erheblich an Mitspracherecht eingebüßt. Als Beispiel seien die Teilzeitarbeit sowie das verschieben von 12 Monaten Elternzeit auf einen späteren Lebensabschnitt des Kindes genannt. Hier hat der Arbeitgeber faktisch kein Mitspracherecht mehr, die einzig verbliebene Keule "zwingende betriebliche Gründe" wird durch die 7 - 13 Wochen Vorwarnfrist i.d.R. so ausgehebelt sein, dass sich mit Ausnahme von wirklichen Kleinbetrieben und Ihrer Rolle als höchst spezialisierter und teuer ausgebildeter Kollege der wirklich wirklich unersetzlich ist, kein Richter dieser Republik finden wird, der Ihrem Wunsch nach Kinderzeit entgegenstehen wird. 

Soweit also so gut, aber was bedeutet die Auszeit heutzutage für die eigene Karriere? Jetzt und hier geht es um die Väter, die Mütter beleuchte ich ein anderes mal, sonst lesen Sie noch bis morgen früh von mir...

In einer - zugegeben - nicht unumstrittenen Erhebung kam ein Artikel der Wirtschaftspsychologie aktuell unter Auswertung neuer Daten des Statistischen Bundesamtes kürzlich zu folgendem Schluss: 

Einige Monate Elternzeit schaden der Karriere von Väter nicht. Wohl aber, wenn sie in Teilzeit arbeiten. (Tina Groll, diechefin.net 20.12.16)
Während die zwei Partnermonate landauf und -ab bereits beginnen sich als Erwartung an den künftigen Vater zu manifestieren, wächst zugleich auch die Akzeptanz dafür, dass Mann länger aus dem Berufsleben aussteigt. Männer die aktuell länger aussteigen, machen dies i.d.R. 7 Monate, kehren dann aber in Vollzeit ins Büro zurück. Sofern Überstunden im Betrieb vergütet werden, machen die jungen Väter in der Anfangszeit nach ihrer Rückkehr auch direkt satt Überstunden, ein Schelm wer da einen Zusammenhang mit vielleicht noch ausstehenden Zahlungen von Elterngeld und Kindergeld herstellen möchte...

Doch wie sieht es nun mit dem - ebenfalls gesetzlich verbrieften - Recht auf Teilzeit aus? 

Zur Erinnerung, neben einem allgemeinen Teilzeitanspruch der gesetzlich geregelt ist, können Eltern nach § 15 Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz - BEEG bis zum vollendeten dritten Lebensjahr für maximal 30h/Woche in Anspruch nehmen. Auch hier ist der Handlungsspielraum des Arbeitgebers quasi gleich null. 

Hier kommen die Studienautoren zu einer anderen Bewertung. Für Väter die nicht durch automatische Regelungen wie Tarifverträge automatisch von Gehaltsrunden profitieren ist die Teilzeit in Elternzeit ein kostspieliges Unterfangen. 

Ein Jahr Teilzeit verringert den Stundenlohn um drei Prozent - Irrtum, es ist viel mehr!

Tatsächlich scheint diese recht  plakative Behauptung zunächst von der aktuellen Datenlage gedeckt. Der Erhebungszeitraum des DeStatis ist von 1991 - 2013 hinreichend valide. Väter die ihre Arbeitszeit reduzierten, verloren hiernach im Schnitt 0,2 Prozent pro Monat in puncto Lohnentwicklung für jeden Teilzeitmonat. Bereinigt man diese Daten nun noch einmal um diejenigen, die - wie oben beschrieben - von pauschalen Lohnerhöhungen partizipieren sind von 44 Millionen Erwerbstätigen rund 46 Prozent oder 20,2 Millionen Menschen betroffen. Hiervon sind laut den Statistikern etwa zwei Drittel männlich. 13,5 Millionen Männer würden also Monat für Monat in Teilzeit von der Lohnentwicklung abgekoppelt. Da die 0,2 Prozent aber auf alle männlichen Erwerbstätigen abstellt, ist für diese Gruppe der Verlust faktisch noch höher. Diese 13,5 Mio, etwa die Hälfte der männlichen Beschäftigten in der Bundesrepublik, verlieren bereinigt pro Monat 0,4 Prozent Zuwachs, mithin pro Kalenderjahr fast 5 Prozent. 

Rechnen Sie doch einmal kurz auf ihrem Lohnzettel nach, was Ihnen 5 Prozent pro Jahr bei drei Jahren Elternzeit einbringen würde. Und? Ein nettes Sümmchen, oder? 

Vielleicht verstehen Sie nun, warum der ein oder andere Freund oder Nachbar keinen Gedanken daran verschwendet, nach der vollständigen Karenz in Zukunft auf Arbeit kürzer zu treten.

Fazit: 
Was soll dieser Post? Nein, es ist kein Aufruf, alles fortan gewerkschaftlich zu organisieren damit auch ja kein Vater zurückgelassen wird. Es geht mir darum, die Lebenwirklichkeit die ich in meinen 5 Jahren im Personalbereich täglich erlebt habe, mit allen Zwängen, Nöten und Ungerechtigkeiten (und ja, es ist ungerecht, von seinem Arbeitgeber weniger geschätzt zu werden, nur weil man weniger physisch präsent ist aber ansonsten die gleiche Leistung erbringt) darzustellen und vielleicht auf beiden Seiten des radikalen Pro/Contra-Elternzeit/Erziehungszeit-Spektrums einmal Verständnis für die andere Perspektive zu wecken. Sie sehen es anders? Lassen Sie uns im Kommentar teilhaben, ich freue mich darauf.

Ihr Alltagspapa

Samstag, 10. Juni 2017

Es geht wieder los

Hallo liebe Leser,

tja, da bin ich wieder. Warum, wieso und weshalb haben Sie sicherlich dem Titel schon entnommen. Aus 3 mach 4 heißt es demnächst bei uns, weshalb ich mich derzeit schon wieder mit Thema wie Elterngeld, Elternzeit und Karrierekillern herumschlagen muss. 

Auch diesmal möchte ich Sie am alltäglichen Wahnsinn teilhaben lassen, den man als Mann erlebt, der sich für die Familie und teilweise gegen die Wünsche seiner Vorgesetzten stellt. 


Doch zunächst eine kurze Standortbestimmung:

Wir leben immer noch als Untermieter der schwarzbepelzten Königin im Berliner Süden, der Nachwuchs plappert sich durch Kita und Leben und die Eltern sind weiterhin berufstätig. Während meine Frau seit kurzem wieder in Vollzeit tätig ist (warum, dazu in einem anderen Post mehr, es geht wie immer ums liebe Geld) ist der Alltagspapa weiterhin nur in Teilzeit am Brötchenverdienen beteiligt.


Das macht aber nichts, also mir zumindest, meinem Arbeitgeber schon mehr, denn ich habe zwischenzeitlich den Personalbereich verlassen und bin nun im Bereich Flüchtlinge und Zuwanderungsrecht beschäftigt. Damit einher ging eine durchaus positive Veränderung des Einkommens, so dass wir glücklicherweise trotz Doppelteilzeit keine allzu engen Gürtel schnallen mussten (auch wenn der Lotto Jackpot immer noch nicht bei uns angeklopft hat). 

So sitze ich also derzeit wöchentlich mindestens 34 Stunden an meinem Schreibtisch und wende meine Arbeitskraft zur Einkommenserzielung auf, kombiniere dies mit 4 Kita Hol- und Bringdiensten pro Woche samt Nachmittagsbetreuung, bin Logistiker für Familienverpflegung - wobei mir hier zu gute kommt, dass mein Sprössling diese Tätigkeit genauso schätzt wie ich - und vieles mehr.

Was bin ich dafür nicht? Der Kollege mit den 120 Überstunden, die partout nicht weniger werden wollen. Tatsächlich bin ich meiner Linie treu geblieben, auch im neuen Arbeitsverhältnis und schiebe genau so viel Überschuss vor mir her, wie ich im Falle eines tiefen Novemberblues für eine Woche spontane Kanarensonne benötige. 

Wie das im Betrieb ankommt, was für eine Elternzeit wir diesmal planen und wie bekloppt der Partnerbonus beim Elterngeld tatsächlich ist - davon mehr in den folgenden Wochen.



Bleiben Sie mir gewogen
Ihr Alltagspapa