Donnerstag, 30. Juli 2015

Der erste Kurs - die erste Ernüchterung


Heute war es so weit, eine Premiere der etwas anderen Art für mich. Hatte ich bisher als Arbeitnehmer oder durch die Ferienpause keine Gelegenheit, mich in die Eltern(Mutter)-Kind Kurse zu wagen, hatte der Terminplan heute absolut nichts dagegen. Zwecks moralischer Unterstützung (und vermutlich auch zur Kontrolle der Handhabung des Babys in nicht-häuslicher Umgebung) begleitet durch meine Frau, fand ich mich um kurz vor 10 mitsamt der Familie bei der Krabbelgruppe wieder. Während meine Frau schon die Formalitäten im Land der Bürokratie erledigte, fahndete ich wieder einmal im beschaulichen Berlin nach einem freien Parkplatz. 

Was bist Du?
Somit erreichte ich den eigentlichen Tatort zwar einige Minuten zu spät, wurde dafür aber beim Eintritt direkt angenehm überrascht. Ich war nicht alleine! Offenbar haben die Sommerferien im Bundesland dazu geführt, dass mehr Eltern frei haben (müssen) als zunächst angenommen. Unter ihnen, ausgestattet mit mehr oder minder skeptisch-aktiven Babys waren tatsächlich einige Väter!

Während unsere Babys also zwischen Weichmatten, Bällebad und seltsamen Objekten aus denen man einen Kreis bauen kann (dessen Sinn sich mir allerdings bislang nicht erschließen wollte) umherkrabbeln, -babbeln und gelegentlich auch mal völlig ohne ersichtlichen Grund wie am Spieß zu schreien anfangen, bemüht sich eine sogenannte Kursleiterin - heute eine krankheitsbedingte Aushilfe - Babys auf allerlei Arten zum Stehen und Gehen zu animieren.
Ja, Sie lesen richtig, Gehen und Stehen. Warum dies in einer Krabbelgruppe nun unbedingt so sein muss, verstehe ich nicht. Meiner bescheidenen Meinung nach leitet sich das Wort Krabbelgruppe vom krabbeln ab. Warum zum Geier muss ich also ein Kind, das glücklich mit seinen Artgenossen um die Wette robbt, unbedingt zu etwas animieren, was es vermutlich demnächst ohnehin von alleine machen kann.

Vielleicht bin ich naiv, aber ich glaube immer noch an die Macht des Rudels. Wenn man Kinder zusammen ausprobieren lässt, ziehen sie mehr für ihre eigenen Bewegungsmuster daraus, als wenn die Erwachsenen ihre Kinder halten und das Animationsprogramm der Kursleitung mit im Fünfminutentakt wechselnden Szenarien durchexerzieren.

Fazit:

Ich gebe zu, dies heute war sicher nur eine Momentaufnahme, viel zu wenig um über den gesamten Kurs ein fundiertes Urteil abgeben zu können. Aber eines ist sicher, wenn auch die folgenden Woche so ablaufen und den Kindern statt Freiraum ein Programm vorgegeben wird, dann wird der Anbieter keinen weiteren Euro von uns sehen, das Spielcafé um die Ecke dafür vermutlich aber einen regelmäßigen Konsumenten mehr bekommen.

Fazit 2:

Es hat mich gefreut, dass heute auch andere Väter dabei waren, auch wenn man ob der ständigen Beobachtung des eigenen Nachwuchses nicht viel zum Reden kommt. Es nimmt die Befürchtung ein Fremdkörper zu sein und ich hoffe, dass sich zumindest 1-2 Quotenmänner auch in den Kursen nach Ferienende finden werden. Nicht, weil ich Männer sympathischer finde, aber manches kann man eben nicht mit einer Horde Mamas diskutieren... In diesem Sinne bis demnächst :)

Dienstag, 28. Juli 2015

BILD erklärt uns weiterhin die Welt

bereits gestern bloggte ich ja meine Meinung zu den Statements von Olaf Mehlmann, der sich sechs typischen Ängsten junger Väter in Deutschland von seinem eigenen Standpunkt her angenähert hat. 

Heute folgt nun die zweite Hälfte, nachdem mein Sohn gestern nicht mehr gewillt war, Papa an das flirrende Ding zurückzulassen. Ohne weitere Vorrede daher nun 

4. „Wohin mit der schmutzigen Windel?“

Ich muss zugeben, auch hier hat der Mann recht. Zwar bin ich grundsätzlich recht pragmatisch veranlagt, was die Entsorgung der in Goldbarren (zumindest sind Windeln aufs Kilo gerechnet kaum billiger als 18k Feingold) verpackten Hinterlassenschaften angeht, es bleibt für den Mann jedoch immer ein Stück weit befremdlich nach einem geeigneten Ort zur Entsorgung zu fragen.  
Höchstwahrscheinlich greift hier das gleiche Gen, welches uns evolutionär daran hindert nach einem Weg zu fragen, selbst wenn wir auf einem Trip an die Nordsee soeben die Grenze des Hochschwarzwalds passiert haben
Creative Commons-Lizenz *

Sofern also kein Wickelraum vorhanden ist - oder dieser lediglich im Damen-WC zu finden ist (Emanzipation liebe Kaufhausarchtitekten!?!), muss auch ich sorgsam die Umgebung nach geeigneten Entsorgungsgefäßen scannen. Fragen musste ich bisher nie, das mag allerdings auch daran liegen, dass unsere lokale BSR wirklich ÜBERALL ihre orangen Häufchenhelfer gut sichtbar platziert hat. Helfen diese schon nicht immer gegen tierische Tretminen, so haben sie mir doch schon öfter die unangenehme Nachfrage nach einem innenliegenden Mülleimer erspart. 
Wenn es dann aber doch nicht anders geht ist auch meine Feststellung, dass kaum jemand die Nase rümpft, Babys und alles was sie hinterlassen scheinen doch in der Mitte der Gesellschaft angekommen und akzeptiert zu sein.

5. „Soll ich Fotos von meiner Tochter auf Facebook stellen?“

Eine Gretchenfrage. Auch bei uns zu Hause. Als durch und durch digitaler Mensch mit ebensolchem Freundeskreis war es mir von Anfang an ein Anliegen, mein Glück auch über diesen Kanal zu teilen. Meine bessere Hälfte hingegen, zwar auch digital hier unterwegs, aber am Ende doch noch ein gutes Stück analoger als ich, war strikt dagegen. Da wir für uns die klare Verständigung haben, dass bei derartigen Fragen nur ein gemeinsames JA dazu führt, dass die Idee umgesetzt wird, endete die Darstellung unseres Familienglücks bei Facebook & Co mit dem Foto, dass auch dieses Blog eröffnet hat. Wenn unser Junior alt genug ist, kann er - im Rahmen der Kindersicherungen die sein Papa installieren wird - selbst entscheiden, was er von sich teilt und was er lieber privat hält. 

Realistisch gesprochen hat meine Frau nämlich nicht unrecht, die Datensicherheit ist nach wie vor nicht die höchste Priorität der Anbieter. Allein schon, dass zwei Freunden innerhalb von einer Woche die Handys geraubt wurden und sich im dortigen Whatsapp Ordner sicherlich auch Bilder von uns finden, hinterlässt doch ein ungutes Bauchgefühl.

6. „Was sage ich meiner Tochter, wenn sie sich mit Jungen treffen will?“

Zugegeben, diese Frage ist auch für mich noch sehr weit hin. Aber egal, ob er mir irgendwann einmal seinen Freund oder seine Freundin vorstellt, solange er sich den Menschen und nicht die Fassade ausgesucht hat, also einen der Werte, die ich ihm sicher nahebringen will, habe ich als sein Papa kein Recht der Welt, seine Entscheidung in Zweifel zu ziehen oder gar zu verurteilen.




Wer nun noch Interesse an den Aussagen des Kollegen Mehlmann hat, hier gehts zum Artikel: Artikel von Olaf Mehlmann

*Die Bilderquelle: / Rico Bernhagen / CC BY-NC 3.0 DE / keine Veränderungen

BILD Dir eine Meinung- oder: Was ist dran an Deutschlands Ängsten?


Am Sonntag schrieb Olaf Mehlhose, seines Zeichens Autor bei Deutschlands BILDungsblatt Nummer eins, einen netten kleinen Artikel über "Sechs Ängste und Sorgen, die ich als junger Vater habe". 

Entgegen dem sonstigen Ramsch der oftmals in dieser Zeitung zu finden ist, fand ich den Artikel an sich wirklich interessant. Zwar konnte es die Online-Redaktion nicht lassen und musste die Seite mit "lustigen" Gifs zukleistern, die den Worten des Autors mehr Plastizität verleihen sollten - und das Gegenteil erreicht haben; grundsätzlich jedoch konnte ich mich hier zu einem Teil selber wiederfinden, weshalb ich nun schamlos mein Blog und seine Thesen nutze, um den heutigen Blogpost mit Inhalt anzureichern. Wie gesagt, die Credits für Inspiration und Originalthesen sind bitte an den Springer-Verlag zu richten, Zustimmung und Ablehnung zum Thema generell können gerne im Kommentarbereich hinterlassen werden.

1. „Hoffentlich falle ich nicht in Ohnmacht!“ [bei der Geburt -d.A.]

Diese Sorge habe ich mir nie gemacht, weshalb ich mir diese These nicht zu Eigen machen kann. Okay, es mag sein, dass mich die medizinische Ausbildung, die ich genossen habe hier unterstützt, aber auch ansonsten bin ich mir darüber bewusst, dass ich in all dem werdenden Leben nur eine kleine Randrolle spiele. Als Unterstützer meiner Frau kam ich glücklicherweise nicht in die Verlegenheit, mich mit allzu viel Blut oder sonstigen Körperflüssigkeiten auseinandersetzen zu müssen, hierfür und natürlich die Geburt an sich, sei den diensttuenden Hebammen mein ausdrücklicher Respekt ausgesprochen. 

2. „Das Stop-and-Go-Schlafen macht mich fertig!“

Selten war Baumarktware treffender...
Weise Worte schreibt der Mann. Seine Tochter ist nur unwesentlich älter als mein Sohn und die Wahrheit steht schonungslos geschrieben. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal eine ganze Nacht durchgeschlafen habe, der Rhythmus unseres kleinen, großen Mannes begehrt abseits jeglicher Uhrzeiten nach was immer es ihm gelüstet. 

Ich bewege mich mit diesen Aussagen auf verdammt dünnem Eis, ich weiß nämlich sehr genau, dass meine Frau den allergrößten Teil dieser nächtlichen Bedürfnisse erfüllt, ohne dass sie mich dabei in Anspruch nehmen würde. Da ich naturgemäß nicht stillen kann, fällt grundsätzlich schon einiges in ihren Zuständigkeitsbereich, dass sie mich dann aber auch bei Töpfchen und Windel weitgehend außen vor hält, danke ich ihr vermutlich viel zu selten und sichtbar.

Trotz der Tatsache, dass ich mit diesen Services maximal in den späten Abend- und frühen Morgenstunden zu tun bekomme, werde ich bei nächtlichen "Servicerufen" oftmals mit wach.  
Andererseits, ganz ehrlich...wenn man morgens um 5.45 Uhr von einem kleinen Mann angekrabbelt und mit sanften Boxhieben ins Gesicht (oder was auch immer er sonst gerade erreicht) geweckt wird und das verschmitzte Grinsen über diesen gelungenen Coup sieht, dann wird man selbst als Eule gerne zur Lerche (mit Ausnahmen, gelegentlich wäre ich dann schon lieber eine Lärche). Warum wir co-sleeping betreiben, dazu ein andermal mehr...

3. „Darf ich meiner Tochter Schokolade geben?"

Etwas weniger wörtlich als der Autor sehe ich diese Frage. Wie Herr Mehlmann richtig anführt gibt es einige, medizinisch gut begründete, Dinge, die man seinem Kind nicht vorsetzen sollte. Ansonsten gilt aber bei uns um Haushalt: Was am Tisch und nicht zu heiß ist, darf probiert werden.  Dieses Thema sorgt im Freundes- und Bekanntenkreis jedesmal wieder für erregte Diskussionen. Jener hat gehört, Salz sei absolut das Übelste, Dieser macht in Früchten und ihrem Zucker den Untergang der kommenden Generation aus und der Dritte ist der Ansicht, dass Fleisch für Babys absolut tabu sein müsse.

Nüchtern betrachtet kann jedoch keines dieser Argumente die gesunde Neugier eines Babys schlagen. Seit sich unser Nachwuchs für Essen interessiert gibt es schlicht nichts, was nicht probiert werden darf. Bisweilen sorgt dies für enorme Belustigung auf Elternseite, zum Beispiel als er unbedingt ein Eis probieren musste - es konnte ja auch nun wirklich KEIN Baby dieser Welt damit rechnen, dass das kalt sein würde...der Gesichtsausdruck wird uns jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben. 
Bei allen anderen Speisen verhält es sich ähnlich. Innerhalb von Millisekunden sieht der trainierte Elternteil, ob gleich eine freudige Nachforderung gegluckst wird, oder das eben noch so interessante Objekt umgehend den Newton'schen Gesetzmäßigkeiten überantwortet wird - Schwerkraft sei Dank entschwindet es mit sattem Plumps aus den Augen aus dem Sinn. 
Kartoffel mit Kartoffel und Kartoffel
Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich würde meinem Kind kein mit Natriumglutamat versetztes Nackensteak anbieten (abgesehen davon, dass ich dies ebenfalls verweigern würde), aber was ihn reizt, darf er probieren. Sein erstes Essen war im Urlaub (siehe vorherige Posts) eine Spalte Melone. Momentan rangieren auf der Hotlist ganz oben: Trockene Brötchen zum ansabbern, Aprikosen und Maisstangen (so ähnlich wie Flips, nur ohne den Erdnussanteil und ohne Gewürze/Salz). Gurken und Zucchini waren lange in, werden aber just wo ich diese Zeilen schreibe mehr und mehr von Tomaten und Kartoffeln verdrängt. Fleisch war bisher noch nicht so sehr auf seiner Agenda, eine Hühnerbrust wurde probiert und schnell ad acta gelegt - auch recht.

Morgen folgen die Thesen 4-6, der neue Herrscher der Familie und seine schwarzbepelzte Ursupatorin verlangen nun nach mir...


Sonntag, 26. Juli 2015

Juli - Hitze vs. Schwüle


Es ist Sommer in Berlin, soweit so gut. Allerdings hat das Wetter seit einigen Tagen eine Wendung genommen, die eindeutig in Richtung schwüle Hitze geht. Hat unser Junior die letzten Wochen bei bis zu 40 Grad aber knochentrockener Luft noch ungerührt erlebt, so sieht das mit der aktuellen Wetterlage schon anders aus. Klar, als Novemberbaby kennt er bisher feucht eher in Verbindung mit kalt und das ist eine Wetterlage, die seinem Erzeuger ebensowenig liegt (meine Wohlfühltemperatur liegt konstant jenseits der 20 ° Marke, jeder - mehr oder minder ernstgemeinte - Versuch meine heimische Regierung zu einer Übersiedlung in den sonnigeren Teil Europas zu verleiten schlug jedoch bislang fehl).

War unser Superbaby also bisher unbeeindruckt, so ächzt auch er jetzt unter einem Luftdruck der zwar immer wieder Abkühlung durch Gewitter verheißt, am Ende dann aber nur laue Schauer zu Stande bringt...dit is Berlin.

So plagen wir uns derzeit in eher kleinen Etappen von 30 - 60 Minuten um auf unsere tägliche Schlafdosis zu kommen, ein Umstand, der für das jeweils den Schlaf betreuende Elternteil zwar immense Fortschritte im Bereich Powernapping einbringt, den eigentlichen Erholungszweck aber für alle Beteiligten nur unzureichend erfüllt. Da unser Baby, wie viele andere auch, sehr sensibel auf derartige Betriebsstörungen reagiert, ist auch die Laune einer permanenten bzw. latenten Gefährdung ausgesetzt. 

Umso mehr nutzen wir also derzeit die Wachphasen um möglichst viel interessanten Input und damit auch eine möglichst effektive Ausnutzung der Kapazitäten zu erreichen, nicht nur, aber auch in der Hoffnung, dass die geistige Erschöpfung irgendwann dem kleinen Körper längere Rastpausen abfordert. 

Zum Glück haben nun auch die Sommerferienkurse in den Eltern/Kind Einrichtungen begonnen, von Krabbelrunden über Elterntreffs wird nach einer kurzen Unterbrechung um die Schulzeugnisse herum wieder einiges angeboten. Zudem ist seit dieser Woche auch ein Teil der Großeltern zu Gast, so dass das Entertainmentangebot noch weiter gewachsen ist.

Ob unsere gemeinsamen Bemühungen am Ende von Erfolg gekrönt sind lesen Sie....sobald das Wetter sich wieder einbekommen hat ;) 


Samstag, 25. Juli 2015

Elterngeld: Arbeiten für umsonst


Wie der Blogtitel verrät, ist mein Kind Baujahr 2014. Das bedeutet, dass ich von der seit diesem Jahr geltenden Elterngeldregelung (Elterngeld-Plus) leider keinen Gebrauch machen kann. Auch das ist mit ein Grund, warum ich meine Karriere so aktiv torpediere(n muss). Mein Job an sich würde sich zumindest befristet in Teilzeit ausüben lassen. Allerdings würde hier nach für mich geltender (alter) Rechtslage mein Verdienst in nahezu voller Höhe auf mein Elterngeld angerechnet.
Würde ich 20 Stunden pro Woche meiner Arbeit nachgehen, würde das Elterngeld, welches ich neben dem Gehalt für diese Arbeitsleistung beziehen würde auf einen mittleren ZWEIstelligen Betrag schrumpfen. Der Staat bestraft mich also dafür, wenn ich mich entscheide, die am Arbeitsmarkt geforderte Flexibilität zu zeigen und Arbeit und Familie mehr oder minder gleichberechtigt nebeneinander auszuüben. 

Ich will ehrlich sein, vermutlich hätte auch die seit diesem Juli gültige Regelung nicht dazu geführt, dass ich diesen Weg gewählt hätte. Ich bin schlicht und ergreifend zu neugierig, meinen Sohn  aufwachsen zu sehen um genug Ehrgeiz zu entwickeln, nebenher noch 20 Stunden eine gute Arbeit abzuliefern die mich beruflich wirklich weiterbringt (und somit vermutlich eher 30 Stunden wären, die ich zudem nicht aufschreiben dürfte aufgrund der gesetzlichen Regelungen).

Aber trotzdem hätte ich mich von einer schwarz-roten (Volks-)Regierung hier mehr Mut zur Gestaltung gewünscht. Es liegt auf der Hand, dass auch den politisch Verantwortlichen bewusst wurde, dass die bisherige Regelungen den Anforderungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht genügt. Doch anstatt dies einzugestehen und eine Flexibilisierung für alle Eltern von Kindern unter drei Jahren zu ermöglichen wird, typisch Politik, bei der Verabschiedung ein Datum der Umsetzung gewählt, welches noch mindestens sechs Monate in der Zukunft liegt. 

Nicht jeder ist in der komfortablen Lage, dass beide Partner in einer unbefristeten Beschäftigung stehen und dabei noch recht anständig verdienen. Für viele Eltern in meinem neuen Kinderumfeld ist es sogar unmöglich, allein von Elterngeld zu leben. Sie beißen daher in den sauren Apfel, nehmen oftmals ihre bisherigen Berufe als Minijob wahr, und verlieren hierdurch pro Monat rund € 260,- an Elterngeldansprüchen. Für die Kommune, die das Elterngeld aufbringen muss, natürlich ein gutes Geschäft, womit die Vermutung zumindest naheliegt, dass hier wieder mehr an kommunale Kassenlagen als wirklich an Familien gedacht wurde...

Was wir im Übrigen machen, wenn sich noch ein weiteres Mal Nachwuchs einstellen sollte, ist in diesem Zusammenhang auch eine hochinteressante Frage. KANN - zumindest des Vater - in Zukunft überhaupt noch eine solche Elternzeit wie meine jetzige nehmen, ohne dass er direkt als Arbeitsverweigerer oder Faulpelz abgestempelt wird? Schließlich können die Erwägungen zum finanziellen Aspekt noch von den allermeisten Kollegen und Vorgesetzen nachvollzogen werden, auch sie würden vermutlich ungern volle Arbeit für nur rund 33 % Ihrer Bezüge erbringen wollen.

Wenn aber unter der neuen Regelung mit verlängertem Elterngeldanspruch bis zu 30 Stunden die Woche anrechnungsfrei gearbeitet werden dürfen, wie wird sich dann die Einstellung ändern? Wird es wieder ins gängige Rollenmodel drängen, Vater zumindest Teilzeit auf Arbeit, die Mutter aber gerne auch länger wieder daheim um eine Balance zu finden? Ich bin gespannt und werde Ihnen im Zweifel gerne hier berichten!

Freitag, 24. Juli 2015

von Karrieren und deren Sackgassen...

Die Karriereampel für Väter in Elternzeit
Die vergangenen Tage habe ich viel über das Zusammenspiel von mir, meinem Sohn und unserer Familie berichtet. Heute widmet sich das Blogpost einem anderen Schwerpunkt und Namensgeber - der Karriere.

Wie bereits im allerersten Beitrag beschrieben, habe ich die Entscheidung für meine lange Elternzeit im vollen Bewusstsein getroffen, meiner Karriere damit nichts Gutes zu tun. Heute möchte ich einmal auf die Hintergründe eingehen, die sicher auch andere so, oder so ähnlich, bei ihrem Arbeitgeber vorfinden.

Bei uns in der Firma ist es so: Einmal im Jahr müssen die Vorgesetzten die Leistung und Qualität ihrer Untergebenen bewerten. Dies geschieht jeweils zum Stichtag 1. Mai rückwirkend für die 12 vorherigen Monate. Für verschiedene Kriterien, von Aufgabenerledigung, Datenqualität, Kundenbeschwerden bis hin zu Teamfähigkeit und Belastbarkeit werden Noten analog zu Schulnoten vergeben. Diese wiederum bilden am Ende eine Beurteilung nach den Grundsätzen des arithmetischen Mittels, wobei einzelne, für den jeweiligen Aufgabenbereich besonders wichtige Punkte in der Wertung verstärkt werden. Hieraus ergibt sich dann eine Note von 1 - 6, wobei letztere faktisch nicht vorkommt, da man sich hier - einen guten Manager vorausgesetzt - rechtzeitig vom Arbeitnehmer getrennt haben sollte.

Während eine 5 also dringenden Handlungsbedarf anzeigt und ein Angestellter mit einer 4 voll im Soll liegt, wird es ab der 3 interessant. Ebenso wie die 6 ist die 1 faktisch nicht erreichbar, da hier nur außerordentliche Taten, die mindestens den Eingang in die überregionalen Teile der Bildzeitung finden, gewertet werden. Die Mehrheit der Kollegen ist also bestrebt mit 2 bis 3 aus dem jährlichen Beurteilungswahnsinn zu enteilen. 

Hier kommt jetzt zudem weitere Besonderheiten des Bewertungssystems zum Tragen. Die "unverbindliche Richtline" des Unternehmens  geht davon aus, dass in einem Team in der Regel 25% der Kollegen eine 2 bekommen und 33% eine 3, der Rest analog dazu schlechter. 
Während für die 25% mit einer 2 vorgeschrieben ist, dass hier Entwicklungs- bzw. Förderpläne  aufgestellt werden, ist es bei den Kandidaten mit einer 3 dem jeweiligen Manager überlassen, ob er eine Tendenz zur 2 sieht und deshalb frühzeitig eine ähnliche Förderung beginnen möchte. 

Reden wir also über ein Team vom beispielsweise 12 Kollegen, muss der Manager für 3 von ihnen einen solchen Plan entwerfen. Dieser wird alsdann einer jeweils im September des Jahres tagenden Runde der Geschäftsführung vorgelegt, welche die getroffene Empfehlung entweder bestätigt und die Umsetzung einleitet, oder aber verwirft und den Manager zur Nacharbeit verdonnert. Da beides ungefähr so gut vorherzusagen ist wie heute das Wetter in München am 11.10.2016, können Sie sich vorstellen, wie bereitwillig ein gut ausgelasteter Manager die optionalen Förderpläne für "Dreier" ausfertigen möchte...

Was ist nun also für mich die konkrete Folge? Nun, bisher war ich glücklicherweise immer ein Kandidat für eine 2, erste Förderungen durfte ich auch bereits absolvieren. Durch meine erste Elternzeit Ende 2014 musste ich für das abgelaufene Jahr - Stichwort Jahresendspurt, alle strengen sich nochmals besonders an - eine 3 hinnehmen (Eine Förderung 2014 entfiel zudem weil ich ja "bald weg sein würde"). Für das kommende Jahr kann ich mir ebenfalls aufgrund der Abwesenheit über sechs Monate keine realistischen Hoffnungen auf "mehr" machen. Faktisch hat dies zur Folge, dass ich, weil ich mein Kind betreue, bis September 2017 warten muss, um die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen, bzw. die Fördermöglichkeiten zu erhalten, die mir selber vorschweben.

Ich kann daher persönlich jedes Elternteil verstehen dessen Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, wenn sie bis zur Finalisierung dieser lediglich Dienst nach Vorschrift machen. Wir haben zwar Gesetze, Regelungen und Verordnungen, die eine Benachteiligung von Eltern verhindern sollen, diese greifen jedoch immer nur für bisher erreichte Position. Dass man durch den Arbeitgeber und seine firmeninternen Karrieremechanismen trotz teilweise besserer Qualifikation um Jahre zurückgeworfen wird, ist die Kehrseite der Medallie die sich niemand so genau betrachtet.

Selbst schuld, sagen nun die Einen, weinerlich, werden Andere es nennen, aber ich hoffe, mindestens genauso viele sagen "stimmt, das ist bei uns ähnlich". Auch wenn ich keinen Zweifel habe, dass ich bei weiteren Kindern genauso handeln würde, das mehr an Geld was andere nun einstreichen, nur weil sie auf Kinder verzichten, wäre sinnvoller bei den Familien angesiedelt...

Mittwoch, 22. Juli 2015

Großeinkauf mit kleinem Mann...

Frisch zurückgekehrt haben wir das Wochenende mit dem CarePaket der Großeltern gut überstanden aber nun folgt, was nach einem Urlaub zwangsläufig folgen muss. Einkaufen.

Bei uns daheim ist es eigentlich so, dass mir diese ehrenvolle Aufgabe exklusiv zufällt. Da ich gut (Eigenlob), gerne und auch mit Abwechslung koche, ist dies nur logisch, insbesondere auch, weil Reinigungstätigkeiten im Haushalt nicht zu meinen Spezialitäten gehören und regelmäßig Nacharbeit und dazugehörige Kommentare der Hausdame provozieren. Für alles außer Lebensmittel erhalte ich über digitale Kommunikationsmedien Einkaufszettel, bisweilen angereichert mit Produktabbildungen.

Diesmal allerdings musste die Dame des Hauses mit, da mir bei der letzten Auftragsabwicklung beim Drogisten ihres Vertrauens einige Fehleinkäufe im Bereich Pflege und Kosmetik unterliefen, die nur durch sachkundige (sprich weibliche) Umtausch- und Neubeschaffungsaktionen wieder geheilt werden konnten. Zudem meldeten (ihr) die heimischen Salatbeete dringenden Bedarf an Gartenequipment welches mir fachfraulich nur mit "Stäbchen und Klammern" beschrieben wurde, so dass ich hier eine Beschaffung auf gut Glück kategorisch ablehnte und sie lieber persönlich in der Gartenabteilung einer bekannten Baumarktkette aussetzte. Bei dieser Gelegenheit fiel für unsere Katze ein frischer Bambus Extasia ab, was wiederum zu wohligen Schnurr- und Liebesbekundungen bei unserem verfressenen Teilzeitvegetarierer führte.

Nachdem der kongeniale Plan unmittelbar nach dem Aufstehen, in der Regel also direkt um 08 Uhr, aufzubrechen durch eine recht unruhige Nacht des Nachwuchses und dementsprechender Wachphasen seiner Milchquelle erfolgreich torpediert (und versenkt) wurde, durften wir mit nur etwa dreistündiger Verspätung auf die Rallye de Shopping gehen. Der Nachteil hieran offenbart sich schon in dem Moment, in dem man die Autotüre öffnet. Durch sommerliche Klimabedingungen entspricht die Familienkutsche spätestens ab 10 Uhr einer Sauna, wie man sie sonst eher in Spaß- und Thermalbädern vorfindet. 
Aber, der Kühlschrank schreit nach Füllung, also Kind in den mit Sommerbezug ausgestatteten MaxiCosi, Einkaufstaschen und Leergut verladen und ab geht es. 

Sommerferien sind etwas tolles, erwähnte ich das? Der durchschnittliche Berliner scheint schon am Wochenende die Landflucht ergriffen zu haben, jedenfalls waren die Straßen herrlich frei, so dass zur Außentemperatur nicht auch noch ein Aufguss in Form von Schweiß im Stau hinzukam.

Wir erreichen also Station 1, den Baumarkt. Mutter in den Selbigen, Papa und Kind bleiben im schattig geparkten Auto zurück. Der Blödsinn den wir Zwei miteinander treiben wird vermutlich manchen ahnungslosen Einkäufer vermuten lassen, hier wäre ein ausgeprägter Fall von Idiotie im Auto zurückgelassen worden, allerdings ist mir herzlich egal, was meine Umwelt von und über mich denkt, solange ich als Reaktion auf Grimassen, schiefen Gesang und Akrobatik strahlende Kinderaugen und glockenhelles Gequietsche als Antwort erhalte. Sie sehen also, lieber Leser, hier war die Stimmung noch prächtig.

Station 2, ein bundesweit bekannter Discounter. Während diesmal ich Flaschen in Automaten füttere, Ladenpersonal auf die Suche nach Artikeln schicke und den Nahrungsbestand ergänze bleibt diesmal meine Frau beim Kind. 

Warum wir das Kind nicht einfach mit hineinnehmen fragen sie? Gute Frage, wir besitzen zwar einen Kindersitz der Ein- und Aussteigen wirklich einfach macht, das Festziehen des Hosenträgergurtes führt jedoch wirklich jedesmal zu unglücklichem Protest über den Verlust der eben noch auf Mamas oder Papas Arm eroberten Bewegungsfreiheit, dass es zumindest bei Kurzhalten für alle Familienangehörigen entspannter ist, die Arbeit und Betreuung aufzuteilen.

Tipp: Wir verwenden für unseren Nachwuchs den Axissfix von MaxiCosi. Vorher hatten wir uns am Recaro Priva, vorheriger Testsieger des ADAC für Babys, versucht. Diesen hat unser Sohn leider nie toleriert, da die Gurte hier noch enger anliegen und die Bewegungsfreiheit noch weiter einschränken. Der Vorteil an diesem neuen Sitz ist, dass er um 360 Grad gedreht werden kann, man also - im Stehen - jederzeit mit einem Handgriff das Kind direkt frontal ansehen kann, was normalerweise unmittelbar zur Beruhigung beiträgt. 

Leider gab es beim Discounter keinen Schattenparkplatz, so dass nach meiner Rückkehr die Temperaturen im Wageninneren schon wieder auf einem Niveau waren, auf dem Fleisch mit dem Gütesiegel "englisch/bloody" im Steakhaus serviert wird. Dementsprechend sank langsam aber sicher die Laune, der Durst stieg und die Müdigkeit beim kleinen Mann wuchs.

Letzter Programmpunkt: Das Einkaufszentrum, ich wurde alleine als Vorauskommando zum Abarbeiten der Einkaufsliste geschickt, während sich Frau und Kind an die Behebung des Missgeschicks in der Drogerie (siehe oben) machten. Der Vorteil an Markensupermärkten ist, neben der Auswahl und Größe, dass sie meistens mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Nachdem die Familie also wieder Anschluss an den wohlgekühlten (und somit nicht besonders eilig einkaufenden) Papa gefunden hatte, passierte, wovor ich mit den meisten Respekt habe -

Nachdem der im Tragetuch befindliche Nachwuchs festgestellt hatte, dass die kurzen Arme partout nicht ausreichen um der Waren in den entfernten Regalen habhaft zu werden (ist ja alles so hübsch bunt, das muss ja für ihn zum spielen dort hingestellt worden sein) folgten zwei herzhafte Gähner und das frisch gekühlte Kind verfiel in wohligen Schlummer. 

Eigentlich eine win-win Situation meinen Sie? Ich kann einkaufen, er schlafen und am Ende sind alle zufrieden? Weit gefehlt. Ersteres mag zutreffen, die Abarbeitung der Einkaufsliste geht in der Tat zügig, aber dann...ich deutete ja bereits an, wie innig das Verhältnis eines wachen Kinds mit seinem Hosenträgergurt im MaxiCosi ist...jetzt musste der Nachwuchs aus der bequemen, angekuschelten Situation an Mamas Brust gelöst, in den Kindersitz platziert und alsdann dort wieder festgemacht werden. Glauben Sie mir, die Alarmsirene einer Freiwilligen Feuerwehr im ländlichen Brandenburg ist nichts dagegen. Passanten bleiben stehen und beäugen argwöhnisch (und meist mit wenig Verstand) was die Rabeneltern hier Unmögliches mit dem armen kleinen Spatz versuchen. Glücklicherweise hat sich bis heute niemand getraut näher heranzutreten und ungefragt Ratschläge zu erteilen...ich weiß wirklich nicht, wie weit meine Höflichkeit angesichts dieser auch für mich als Elternteil extrem stressigen Situation reichen würde!

Die Rückfahrt zum kindlichen Bett geschah also unter maximaler Ausnutzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, wobei der Unmut über diese grob vorsätzliche Weckung, Deplazierung und Freiheitsberaubung auch garantiert immer so lange anhält, bis der heimische Wohnzimmerboden wieder auf den eigenen vier Gliedmaßen erkrabbelt werden kann, nur um sodann umgehend freudestrahlend zu lachen und das vorherige Unheil unmittelbar vergessen zu haben...

Hachja, Kinder sind einfach toll (und mancher Erwachsene könnte sich mehr als eine Scheibe bei temporären Unbilligkeiten davon abschneiden)

Dienstag, 21. Juli 2015

18. Juli 2015 - Reisen mit Kind Teil II


Wie bereits angekündigt, enden unsere Ferien und der Alltag ruft uns zurück nach Berlin. Fliegen kam aufgrund der Preise nicht in Betracht, eine Autofahrt wollten wir uns ob der Ferienstaus ebenfalls ersparen. Was bleibt also? Kutsche oder Bahn. Erstere ist etwas aus der Zeit gefallen und auch nicht sonderlich gut gedämpft, weshalb wir uns wieder einmal für eine Reise mit der Deutschen Bahn entschieden.

Wieder einmal? Ja, richtig gelesen, wir gehören zu denjenigen, die dieses Verkehrsmittel öfter nutzen. Nun gibt es in Buchhandlungen und bei Amazon unzählige, teilweise sehr gut gemachte, Bücher über die Serviceeskapaden des ehemaligen Staatskonzerns, der seine Kunden mehr oder minder regelmäßig in Zustände zwischen Hysterie, blanker Aggression und tiefer Resignation treibt - und ja, sie stimmen alle.

Grundsätzlich nutzen wir das Angebot der Deutschen Bahn für Kleinkindabteile, eine Familienreservierung kostet hier z.Zt. 18 Euro für bis zu vier Sitzplätze. Eigentlich eine praktische Sache, eigentlich, denn dieser Einsatz nutzt einem leider gar nichts, wenn der betreffende Waggon wegen "ist nicht" plötzlich ausfällt.  Ist nicht kann dabei viele Ursachen haben, jetzt im Sommer sind meistens Klimaanlagen die Mimosen die für einen Ausfall sorgen. 
Erstaunlicherweise betrifft dies jedoch nur zwei Baureihen von ICE, nämlich die, in denen das Kleinkindabteil NICHT im Speisewagen untergebracht ist. Bordrestaurant/Bistro der dritten ICE Baureihe beinhalten dieses Abteil UND direkt nebenan das Abteil des Zugchefs der uns regelmäßig mit Verspätungen und Denglisch beglückt. Ein Ausfall dieses Wagen s wäre uns zumindest bisher noch nicht untergekommen....

Unsere beiden Highlights der vergangenen vier Wochen:

  • Berlin - Österreich: Die Hinfahrt von Frau und Kind. Es fällt aus, ja, Sie ahnen es bereits, der Wagen mit dem Kleinkindabteil (sowie drei weitere). Glücklicherweise wurde der Zug in Berlin eingesetzt, so dass meine Frau eine Sitzbank im Bordrestaurant ergattern und über 8 Stunden Fahrzeit heldenhaft verteidigen konnte. Angesichts dieser Glanzleistung des Services fand, wie Sie sich sicher schon denken konnten, kein Konsum im Bordrestaurant statt. Thank you for traveling...

  • Berlin - Göttingen: Ein Termin übers Wochenende in die Stadt, die Wissen schafft (Eigenwerbung). Die Buchung eines Kleinkindabteils überforderte die Buchungsmaske der DB im Internet völlig, so dass wir Plätze im RUHEwagen mittig zugewiesen bekamen. Hier blockiert leider der mitgeführte Kinderwagen den Fluchtweg - will sagen Gang - vollständig, was zu hysterischem Hecheln bei der hinzugestoßenen Fahrkartenkontrollkraft führt. So geht das nicht, für ihre Buchung sei sie als Bahn nicht verantwortlich...trari traro...
    Glücklicherweise war ihr Zugchef von mehr Entscheidungsfreude gesegnet, so dass wir unsere Fahrt ab dem nächsten Unterwegshalt in der 1. Klasse auf den behindertenfreundlichen Plätzen des Großraumwagens fortsetzen durften *chapeau*


Nun hatten wir also das Vergnügen unsere bisher längste Reise am Tag anzutreten - 12 Stunden in vollen Zügen der Zugfahrerromantik frönen...*

Glücklicherweise waren lediglich zwei Umstiege nötig um uns nach Hause zu bringen, einmal in München mit bequemem Übergang, einmal in Berlin zum finalen Ziel.

Pünktlich um 07:00 Uhr stehen wir also am Bahnsteig und erwarten die Ankunft unseres Eurocity der uns von Österreich nach München bringen soll. Ein Blick auf den Wagenstandsanzeiger (digital) lässt bereits erahnen, heute wird es spannend. Unsere Reservierung für Wagen 268 in der Hand haltend stelle ich fest - ja genau - dieser Wagen fällt heute leider aus (sowie sein Kollege aus der ersten Klasse). Der Grund für seine Befindlichkeitsstörung ist uns nicht bekannt, das zweite Kinderabteil im Zug jedoch nach Prüfung über den Großteil unserer Reisestrecke bereits reserviert. Der österreichische Zugchef weist uns trotzdem pragmatisch erst einmal diesen Platz zu, alles weitere möge sein deutscher Kollege klären, wenn dieser an der Grenze zusteigt - Problem für ihn gelöst, wie praktisch. Thank you for travelling...

Da wir nun wenig von derartigen Überraschungen halten, machen wir uns ganz pragmatisch (und mit seiner Duldung) eine Besonderheit der alten ECs zum Vorteil. Die Reservierungen werden noch in Papierform in die Abteile gesteckt, digitale Anzeigen gibt es dort anders als im Großraumwagen noch nicht. Schwupps sind also die Markierungen "Kleinkindabteil" gezogen und am Nachbarabteil (dessen Reisende glücklicherweise an der Grenze ausstiegen und keine Folgereservierungen vor München ersichtlich waren) angebracht. Selbst ist der Mann, bzw. die reisende Kleinfamilie...do it yourself á la Deutsche Bahn. 

Tipp: Wenn Ihre Reise einen EC / IC beinhaltet, achten Sie auf jeden Fall darauf, den richtigen Eingang zu benutzen. In Großraumwagen haben die Sitze teilweise die Armlehnen in den Gang hineinragend, so dass Sie mit einem durchschnittlichen Kinderwagen keine Chance mehr haben diesen zu befahren. Glauben sie mir, einen Kinderwagen in seine Einzelteile zu zerlegen, Kind, Gepäck und dessen Teile nacheinander in luftiger Höhe über die Köpfe der Mitreisenden zu balancieren und danach alles wieder zusammenzufügen ist Arbeit, die man sich gerne erspart. Zumal auch der Zugbegleiter sicher wieder auf seine Fluchtwege hinweisen wird...

In München angekommen hatten wir eine Stunde Übergang, genug also für einen bequemen Bahnsteigwechsel und noch eine echte bayerische Brezen-Brotzeit. München ist ein Kopfbahnhof, was Umsteigen hier sehr familienfreundlich macht, da alle Züge mindestens 5-10 Minuten vor der Abfahrt bereits im Gleis stehen (Achtung: tatsächliche Abfahrt ist gemeint, nicht die gewährlose Idee aus den gelben Aushängen die sich "Fahrplan" nennen, wann eventuell an einem Bahnsteig ein Zug sein könnte). Hier überraschte uns die Bahn positiv, sowohl Zug als auch das Abteil waren wie reserviert vorhanden, sieben Stunden zwischen München und Berlin in einem wirklich bequemen Abteil mit ausreichend Krabbelfläche konnten beginnen. Da sich auch die bahnüblichen Verspätungen in Grenzen hielten, konnten wir tatsächlich 11:41 Stunden nach unserer Abfahrt sagen, willkommen daheim


Fazit: Generalstabsmäßig geplante Reisen mit der deutschen Bahn funktionieren, allerdings würde ich sie Ihnen nur dann empfehlen, wenn Sie und Ihr Nachwuchs einen Platz im Kleinkindabteil ergattern konnten. Bei durchschnittlich zwei Abteilen pro Zug stellt dies insbesondere bei der Jagd nach Schnäppchentickets eine erhebliche Einschränkungen der Flexibilität dar, andererseits sind wir gerade mit 3 Personen für insgesamt 39 Euro (Europa Spezial) plus 18 Euro Reservierungen gereist (die Bahn hatte kürzlich eine Aktion, die eine Bahncard 25 inkl. Gratismitnahme eines Erwachsenen an Samstagen auf allen Strecken für 25 Euro ermöglichte), das bekommt man aktuell mit keinem anderen Verkehrsmittel mehr dargestellt und schont die Familienkasse doch erheblich. 

Fahrten in Großraumwagen mit Kleinkind kommen für uns zumindest so lange nicht mehr in Betracht, bis bei unserem Kind eine eigenständige Fortbewegung in der Senkrechten sicher stattfindet und auch die dazugehörigen Kommunikationsmethoden eine Rückführung zu uns ermöglicht, falls er plötzlich beim Bistromitarbeiter in der Küche auftaucht...

*Über Tag deshalb, weil ich eigentlich ein überzeugter Nachtzugreisender bin. Bei planbaren Reisen versuche ich, wann immer möglich, die Nachtanreise zu nehmen. Ich muss mich nicht stundenlang langweilen oder die Zeit für Arbeit nutzen, sondern steige ein, lege mich hin und wache am nächsten Tag am Zielort auf, auch Verspätungen interessieren auf diesen Relationen kaum...Einen Schlafwagen für die gesamte Familie bekommt man aktuell in der Vorbuchung für rund 130 Euro deutschlandweit.

Montag, 20. Juli 2015

13. Juli - 17. Juli - Wenn einer eine Reise tut - Teil I



Reisen, schönes Reisen. Während ich heute dank einer bekannten, deutschen Flugline umkompliziert als solo nach Österreich fliegen konnte, möchte ich kurz einen Blick zurückwerfen auf etwas, was vermutlich einige der Leser ebenfalls betrifft - Reisen mit Kind.

Anfang April diesen Jahres war es so weit, der lange (dank Flugverbot für Schwangere) ersehnte Familienurlaub steht bevor.  Mit einem knapp fünf Monate altem Kind zu fliegen kann ja toll, aber auch die Hölle sein. Bisher hatte unser Nachwuchs nur auf Kurzstrecken bis maximal eine Stunde Erfahrung, was uns immerhin die Gewissheit bescherte, dass der Druckausgleich kein ernsthaftes Problem für ihn darstellt. Nun war die Flugzeit allerdings verdreifacht und sollte uns ins sonnige Spanien bringen. Auf Sperrgepäck wie Kinderwagen haben wir bei dieser Reise noch verzichtet, der Umgang des Flughafenpersonals mit solch empfindlichen Gütern ist uns zu riskant und für einen Buggy war er einfach noch zu klein. 

Positiv aufgefallen ist uns, dass beide Airlines (TUI hatte uns auf verschiedene Carrier gebucht) auch für kleine Passagiere 23kg Gepäck erlauben. Wenn Windeln und Co auch nicht gar so viel wiegen, Stauraum benötigen sie und man ist gut beraten, von der angebotenen Option Gebrauch zu machen. Zudem ist die Mitführung von knapp einem Liter Wasser mit Baby kein Problem, was wiederum in Zeiten horrender Gebühren für Flüssiges jenseits der Security am Flughafen auch das elterliche Urlaubsbudget entlasten kann.

Negativ aufgefallen ist uns, dass mittlerweile alle deutschen Airlines bis zu 20% des (Erwachsenen)Flugpreises dafür verlangen, dass 10-15kg Mensch auf seinem Erziehungsberechtigten Platz nehmen, dort drei Stunden sitzend (weil die Babyschalen im Flugzeug nur bis 10kg zugelassen sind) den Nachbarn in der Sitzreihe durch zappeln in die Debilität treiben und dafür einen Wasserball oder ein Malbuch erhalten.
Die Krone setzte sich hier Germanwings auf, die sich außer Stande sahen, für ein Baby kostenfrei Wasser zur Verfügung zu stellen, da die Eltern durch den Veranstalter lediglich in die Holzklasse gebucht wurden (NoFrill) 
Mal ehrlich...Kerosin ist sicher teuer, aber der Mehrwert durch die zusätzliche Belly-Load die ihr verkauft liebe Fluggesellschaften müsste das doch locker ausgleichen. Oder gilt hier einfach nur, wer kann, der kann und die Caritas kann eben nicht?

Alles in allem war es jedoch ein entspannter Urlaub, wer heute gut und gründlich plant (oder ein ebensolches Reisebüro hat ;)) kann auch längeren Reisen mit Kind relaxt entgegensehen. Das Hotel stellte kostenfrei ein Kinderbett deutscher Qualität zur Verfügung, ein Verpflegungsaufschlag wurde ebenfalls nicht berechnet (vgl. Airlines), die TUI organisierte vor Ort einen Individualtransfer, damit unser Kind nicht lange auf den nächsten großen Bus warten muss, so simpel kann der Urlaub sein.




Soviel also dazu, wer nun einen detaillierten Bericht zu meiner letzten Woche erwartet, den muss ich hier leider enttäuschen. Wir haben einfach eine Woche zu Dritt in großelterlicher Umsorgung im schönen und warmen Österreich entspannt, Sonne genossen, Familienmitglieder (die Cousine ist nahezu gleichalt) getroffen und schöne Spaziergänge vor Bergpanorama gemacht. 



Wenn auch Sie in dieser komfortablen Lage sind, nutzen Sie sie! Zeiten zu zweit sind rar genug im ersten Lebensjahr und die Möglichkeit den Nachwuchs einfach einmal zwei Stunden durch die Großeltern betreuen zu lassen und dabei die Zweisamkeit zu genießen (selbst wenn diese aufgrund der nächtlichen Weckzeremonien nach kurzer Zeit daraus besteht eng umschlungen auf der Couch eingeschlafen zu sein) ist durch kein Geld der Welt zu vergelten. Vielen Dank an Euch, dass Ihr uns so freigespielt habt. 

Nach soviel Entspannung bahnte sich jedoch auch hier das Ende der Erholung an. Da die Flugpreise aufgrund der nunmehr nahezu bundesweiten Sommerferien astronomische Höhen erreichten, haben wir uns zur Rückreise mit der Bahn entschieden. Ob diese Idee gut oder fatal war, lesen sie in Kürze...

Sonntag, 19. Juli 2015

03. Juli 2015 - Tag I der Elternzeit - Abschied auf Zeit

Nun ist es soweit, ich befinde mich offiziell in meiner Elternzeit. Die Freude hierüber wird heute allerdings etwas getrübt. Mutter und Kind verlassen mich bereits gegen 07:00 Uhr für volle zehn Tage um zunächst die Taufpatin (und beste Freundin) und danach die stolzen Großeltern (meine Schwiegereltern) besuchen zu fahren. Da ich an den beiden kommenden Wochenenden bereits Verpflichtungen fest zugesagt hatte, bevor diese spontane Reise finalisiert wurde, bleibt mir nichts, als danach nachzureisen und die Familie in der Ferne wieder zur vervollständigen.

Ich unterstütze also eine reiselustige Kleinfamilie beim vervollständigen ihres Equipments (Windeln - check, Regenschirm - check, Babyfläschchen - check, Reisepass? - MIST!)  und schaue dem kleinen, müden Menschen etwas wehmütig hinterher, wie er samt Mama, Kinderwagen und Tourenrucksack von der BVG an das erste Zwischenziel kutschiert wird.

Was nun also mit dem Tag und den folgenden anfangen? Damit wir nicht völlig vom Thema abkommen, hier eine kurze Zusammenfassung:

Freitag: 

Ausschlafen - ein völlig ungewohntes Ereignis, schließlich war ich in den vergangenen sieben Monaten nie von meinem Kind getrennt gewesen und mindestens die Eltern unter Ihnen wissen, dass selbst das friedlichste Kind im Schnitt 1-2 x pro Nacht menschlichen Bedürfnissen nachkommt, die in der Folge unmöglich verschlafen werden können. Also genieße ich diese einmalige Chance und schlafe bewusst und vorsätzlich aus. 

Samstag:

Die Pflicht ruft, viel zu früh! Wie bereits angedeutet, gehe ich neben meinem normalen Beruf auch noch ehrenamtlichen Beschäftigungen nach. Diese führen mich nun um kurz nach 08:00 Uhr bei bereits lauschigen 33° im Schatten in den Westen unserer Stadt um für den Rest des Tages über Leben und Gesundheit von jungen, hysterischen Menschen zu wachen, die beim Anblick ihrer YouTube-Stars (ich bin zu alt für so etwas!) in orgiastische bis tief depressive Stimmungen verfallen (je nachdem, ob sie ein Autogramm nebst Selfie bekommen haben, oder der "Star" zu früh ausgewechselt wurde gegen einen anderen)
Im Tagesverlauf steigert sich der Hype bei 39° in Berlin ins schier unterträgliche und wird körperlich so fordernd, dass statt des geplanten Abendprogramms (eine kurze Abkühlung im Badesee und Pizza beim Lieblingsitaliener) nur noch eine kalte Dusche und ein kühles Getränk auf dem heimischen Balkon realisierbar sind.

Sonntag:

Schon wieder ausschlafen, langsam kommen längst vergessen geglaubte Gefühle hoch, Entspannung und Wohlbefinden steigen und auch die hauseigene Katze ist überglücklich mal wieder einen ganzen Tag wohlig schnurrend wechselweise auf mir, dem Bett und dem Sofa verbringen zu dürfen.

Montag - Mittwoch:

Da ich von der Abwesenheit meiner Lieben ja nicht völlig überrascht wurde, habe ich in einem Anfall von unglaublichem Leichtsinn auf Ausschlafen verzichtet und mich stattdessen mit Terminen zugepackt, die bisher aus Zeitmangel liegengeblieben oder auf die Randstunden zwischen 18 und 22 Uhr gepackt wurden. Neben Checkups bei Ärzten (an die Pflichtuntersuchungen des Kindes erinnert die Charité berlinweit spätestens zwei Wochen vor Ablauf des vorgesehenen Zeitfensters), Besuchen im lokalen Fitness zu humanen Uhrzeiten und dem Erwerb von der geänderten Kleidergröße angepasster Kleidung konnte ich vor allem den Kampf mit den Ämtern aufnehmen.

Welcher normal arbeitende Mensch hat schon die Zeit, sich werktags zwischen 9 und 10 Uhr durch die Warteschleifen der städtischen Bürokratie zu schlagen um von einem ZUSTÄNDIGEN Sachbearbeiter fundierte Auskunft zu erteilten oder noch fehlenden Bescheiden zu erhalten, oder - noch besser - zu analog generösen Öffnungszeiten persönlich im Finanzamt seiner Unwahl zu erscheinen um den Antrag auf Anpassung der Steuerklasse (zwecks Verbesserung der Elterngeldsituation für ein eventuelles, weiteres Kind) auch ja mit den Kreuzen an der richtigen Stelle einzureichen. 

Betrachte ich mir dieses Prinzip genauer, stelle ich fest, dass hier eine deutliche Linie erkennbar ist. Derjenige, der mit Bürokratie und "Beamtendeutsch" vertraut ist, kann zwar mittlerweile fast alles online von zu Hause aus vorbereiten und absenden. Diejenigen aber, die nicht täglich mit Begriffen wie "Großgrün im Landschaftsraum" (= Baum), belastenden Verwaltungsakten (=z.B. Knöllchen, Kostenbescheid der Kita) oder "Personenvereinzelungsanlagen"(=z.B. das Drehkreuz im Schwimmbad) zu tun haben, sind gezwungen einen Gutteil der Zeit, die man eigentlich für sein Kind reserviert sehen möchte mit selbigem im Kinderwagen/MaxiCosi auf einem risopalgrünen Flur  zu verbringen um Sachbearbeiter X oder Entscheiderin Y davon zu überzeugen, dass man doch nur seine gesetzlichen Ansprüche geltend machen möchte.

Ich spreche hier beileibe nicht von Menschen am Rande des Gesellschaft, auch nicht von Hartz IV Beziehern oder einer bestimmten Migrationsgruppe - nein, es trifft einfach jeden, der nicht weiß, wie die Berliner Verwaltung tickt und funktioniert. Sie glauben ich übertreibe? Versuchen Sie doch schnell einmal herauszufinden, wie in diesem Monat in Ihrem Bezirk/Ihrer Kommune die Öffnungszeiten der Kitagutscheinstelle sind, oder an welchen Tagen und Uhrzeiten sie eine Geburtsbescheinigung für religiöse Zwecke (= Taufe) in Ihrem Geburtsstandesamt erhalten können....

Donnerstag - Sonntag:

Nachdem die Behörden bezwungen, der Muskelkater gepflegt und ein weiteres Ausschlafen in den Kalender eingebaut wurde, nutzt der Strohwitwer heute seine wiedergewonnene Freiheit und hat Freunde zum gemütlichen Grillen auf dem heimischen Balkon eingeladen. Ohne Rücksicht auf Schlaf-, Trink- oder Entertainmentbedürfnisse des Nachwuchses nehmen zu müssen, wird der Donnerstag nach einer Schlacht in den lokalen Supermärkten lang, lustig und sehr entspannend.

Mein Tipp: Sorgen Sie dafür, dass Ihnen solche Tage immer wieder einmal gelingen. Auch wenn sich Ihr Kontaktkreis durch das Kind massiv verändern wird und auch Ihre täglichen Themen eher um Windeln, Kitas und Masern kreisen, ein solcher Abend ab und zu ist einfach ein MUSS. Jeder von uns ist neben seiner Rolle als Elternteil auch noch derjenige, der er zuvor war und ab und zu muss dieser Teil auch mal an die frische Luft - Ihr Partner wird Verständnis haben, wenn Sie ihm umgekehrt die gleiche Freiheit zugestehen.

Nach einer folglich viel zu kurzen Nacht geht es dann wieder um Ehrenamt und Menschlichkeit, die über das Wochenende andauernde Großveranstaltung führt mich in eine andere Großstadt von der aus ich nach einer Übernachtung im Bekanntenkreis am Montag den 13. Juli endlich wieder zu meiner Familie aus starten werde...

2. Juli 2015 - Tag X

Es ist kurz vor 16:00 Uhr, der letzte Arbeitstag für das Jahr 2015 nähert sich langsam aber unaufhörlich seinem Ende. Warum aber beginne ich meine Elternzeit gerade am 3. Juli?  Zwei Gründe gaben für diesen Termin den Ausschlag.

Zum Einen das nahezu unbürokratische Konstrukt von Elterngeldmonaten (berechnet jeweils vom Geburtstag bis zum Vortag des Folgemonats) in Verbindung mit den betrieblichen Notwendigkeiten einer monatlichen Abrechnung bei arbeitenden Personen und der darauf angepassten Elternzeit. Klingt logisch? Ist es bestimmt in irgendeiner Bürokratieverordnung...

Zum Anderen kann ich durch das "anreissen" des Monats noch den gesamten Urlaubsanspruch von diesem Monat mitnehmen, was mir im Folgejahr noch weitere Flexibilität bei der Kinderbetreuung einbringen wird. Ein wenig eigennützig ist das bestimmt, aber warum soll man gegebenen Spielraum nicht auch nutzen?

Zurück also zur Arbeit: Der letzte Tag ist, wie oft vor langen Abwesenheiten, wenig produktiv gewesen. Der Schreibtischinhalt wurde in einen standardisierten Umzugskarton verpackt (falls es in der Abwesenheit zu Umstrukturierungen und Büroverlegungen seitens Facility/Infrastrukturmanagement kommt), das Outlook Postfach geleert, eine Abwesenheitsnotiz (bis Januar 2016) gesetzt. 
Nun folgt der vielleicht schwerste Schritt, die Verabschiedung von den Kollegen. Noch vor kurzem waren wir alle zusammen auf einem genialen Teamausflug und haben in 16 Stunden (erste Maschine hin, letzte zurück) dank Easyjet von Berlin aus die britische Hauptstadt unsicher gemacht, jetzt scheide ich aus einem Team aus und kann definitiv nicht sagen, wen davon ich nach meiner Rückkehr noch vorfinden werde (vgl. Infrastruktur, ja, bei uns wird relativ häufig nicht nur ein Büro, sondern auch dessen Insasse zuordnungstechnisch verschoben). Vielen Dank Euch Allen, ich hoffe, Euch wird die Zeit nicht zu lange.

Damit keine Lücke in der Produktivität entsteht bekommen sie immerhin umgehend Verstärkung, schon am Montag wird ein Kollege, ausgestattet mit einem Sachgrund gemäß Teilzeit- und Befristungsgesetz, meine Rolle übernehmen und versuchen, die Arbeit in geordneten Bahnen verlaufen zu lassen.

Was bleibt mir nun? Ich nehme meine Schachtel mit Privatutensilien, schreite ein letztes Mal für dieses Jahr an unserer Zeiterfassung vorbei *piep* und damit endet meine Zugehörigkeit zur werktätigen Gesellschaft für dieses Jahr....


Samstag, 18. Juli 2015

Noch ein Blog? ...oder wie alles seinen Anfang nahm...

Warum, fragt sich nun vermutlich der ein oder andere hier, soll er dieses neue, völlig unbekannte Blog lesen. Und warum ist der Verfasser so kühn der Ansicht, die Abhandlungen die hier zur Sprache kommen sollen, könnten irgendjemanden außer ihm interessieren?

Nun, vielleicht als Erklärung vorab. Der Alltagspapa und Verfasser dieses Blogs ist normalerweise damit beschäftigt, Menschen in Arbeit zu bringen, diese bei ihrer Karriere voranzutreiben und bestmöglich in der werktätigen Gesellschaft zu platzieren. Er hat oft damit zu tun, dass - überwiegend - Mamas nach Monaten oder Jahren wieder in den Beruf zurückkehren und ihren Platz in der Arbeitswelt suchen (natürlich möglichst flexibel, mit verständnisvollem Chef, falls das Kind mal krank ist und rücksichtsvollen Kollegen wegen der fixen Kitaschließzeiten). Der Verfasser erlebt dabei oftmals den Widerspruch zwischen dem, was der durchschnittliche Arbeitgeber anzubieten bereit ist und dem, was der teilweise exzellent ausgebildete Elternteil hinzunehmen bereit ist.

Als er, also ich, nun selber in den glücklichen Umstand gelangte, Vater zu werden, war mir von vorneherein zweierlei klar

  1. die von männlichen Erziehungsberechtigten üblicherweise gewählte "kleine" Variante, also zwei Monate zu Hause, 12 die Mutter, kam für mich nie in Betracht.
  2. Meiner Karriere wird dieser Schritt mehr als nur einen herben Dämpfer verpassen, da die von mir gewählte Variante leider immer noch als exotisch bis spleenig angesehen wird.

Was ich nun gewählt habe? Achja, richtig, ich vergaß. Nun, zunächst blieb ich tatsächlich zwei Monate zu Hause um das neue Familienleben einzuüben, danach kehrte ich für sechs Monate an meinen Schreibtisch zurück. Jetzt, im Juli 2015 habe ich diesen allerdings erneut verlassen und werde meinen Sohn fortan bis zum Jahresende auf seinem Weg ganz eng begleiten.
Zunächst wird mir meine Frau noch tatkräftig beistehen, aber schon sehr bald heißt es - Papa übernehmen sie.

Ich freue mich auf diese Zeit, freue mich darüber Konventionen zu überwinden, das zu Leben was unsere Generation von digital natives sich von Work/Life Balance verspricht und dabei den niedlichsten Menschen, den ich in meinem bisherigen Leben getroffen habe, ganz nah bei mir zu haben.

Worüber ich mich Sorge? Nun zum Einen natürlich über den Fortgang meiner Karriere - daher auch die kritische Betrachtung in diesem Blog. Zum Anderen die ganz praktischen Fragen des bevorstehenden Alltags: Was mache ich wenn die Milch zur Neige geht? Wie wird mich eine Horde Frauen bemessen, wenn ich statt der bekannten Mutter im wöchentlichen Sing- und Musikkurs auftauche? Werde ich als Elternteil genauso Anschluss finden, wie es meiner Frau bisher möglich war und wie reagieren Ehemänner/Partner, wenn sie nach Hause kommen und ihre Partnerin beim Kaffee mit mir und zwei glücklich spielenden Kindern auf dem Boden vorfinden?

Fragen über Fragen, wenn Sie mich bei der Beantwortung begleiten möchten freue ich mich und lade Sie herzlich zum Weiterlesen ein...