Montag, 10. Juli 2017

Kennen Sie Cocksackie?

Guten Abend liebe Leser,

http://phil.cdc.gov/phil/home.asp - Cocksackie B4 Virus
wieder einmal war es stiller um uns herum als eigentlich beabsichtigt.  Wer ist Schuld? Nun, im Zweifel die USA. Aber nein, zwar ist Cocksackie auch ein Ort bei New York (wie mir Wikipedia verriet), aber gemeint ist der hier abgebildete, dort erstmal nachgewiesene, Virus. Der kleine Unhold verschafft großen Menschen gerne einmal die Sommergrippe, was zwar lästig aber aushaltbar ist. Kleinen Menschen beschert er aber die Hand-Mund-Fuß Krankheit und die ist, vorsichtig ausgedrückt, mehr als nur ein wenig lästig.

Auch wenn unser Nachwuchs die Krankheit bereits einmal in voller Blüte durchlebt hat (aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht) ist er leider nicht immun, denn der Vironenstamm kommt in 15 Subtypen vor, so dass eine Reinfektion im Biohazard-Brüter Kindergarten jederzeit möglich ist. Nunja, die eigentliche Krankheitsphase war mit 36 Stunden zwar diesmal erfreulich kurz, die anschließende Phase, in der unsere medizinische Service-Providerin aufgrund des hochansteckenden Speichels und Stuhls uns die rote-Kita Karte gezeigt hat. 

Und nun erklären sie einem fast dreijährigen, der nach eigenem Selbstempfinden bis auf eine erhöhte Sabberneigung wieder gesund ist einmal, dass er zehn Tage nicht in seine geliebte Kita und zu seinen Freunden darf. Das ist etwa so einfach und erfolgversprechend wie ein eckiges Schwein durch ein rundes Loch quetschen zu wollen. Jedenfalls ist die Quintessenz, dass FrauX nun von allen Krank-für-Kind Tagen für dieses Jahr gestrippt ist und HerrX sich Litaneien anhören darf, wie bequem er sich den Alltag im Büro macht.

Klar, dem kleinen Menschen fällt das ja auch gar nicht auf und kaum zu Hause rein nach Stress im Büro strahlen einen zwei kleine süße Augen an und rufen "Paapaaaaaa komm spieeeeeeeeeeeelen"...und genau das mache ich jetzt dann auch wieder.

Bis zum nächsten Mal!

Freitag, 30. Juni 2017

Teilzeit kostet Väter Kohle!

Kind oder Karriere? Geht doch heute beides. Ja, das hört und liest man, gleich bei welchem Arbeitgeber oder welcher Annonce, alle wollen familienfreundlich sein bzw. sich so präsentieren. Nun gut, nicht alle, die Big4 der Unternehmensberatung und einige andere setzen immer noch darauf, junge Mitarbeiter in der wertvollsten Phase des Lebens vollständig in Arbeit einzubinden mit der zweifelhaften Aussicht auf späteres Luxusleben, dafür aber ohne stabile Familienverbindung. Sie meinen ich übertreibe? Zweifelsohne, aber andererseits auch nicht.

Junge, in Seminaren zur Selbstentwicklung an der Uni auf Leistung optimierte Studenten mit Top-Abschluss sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht und wachen zehn Jahre zu spät auf, was dazu führt, dass man sie auf albernen Ü30 After-Work-Club-Events findet, anstatt gepflegt im Restaurant, weil die Kinder schon aus dem gröbsten heraus sind und den freien Abend der Eltern mit Freunden oder einem Playstation Marathon verbringen (okay, über den pädagogischen Wert von letzterem könnte man nun auch streiten, aber Kinder sind eben Kinder).

(c) https://www.flickr.com/photos/dskley
Gehen wir aber einmal davon aus, dass Sie, liebe Leser, irgendwo zwischen 25 und 40 sind, also 5 - 15 Jahre Berufserfahrung haben und Ihre Arbeitszeit nicht damit verbringen, anderen den Kaffee zu kochen (bezogen auf Ihre Karrierechance, nicht bezogen auf die perfekte Organisation eines guten Vorzimmers). Sie haben nun also den Partner fürs Leben (seit der heutigen Ehe-für-Alle Entscheidung nochmals bunter) und erwarten ein Kind (völlig gleich auf welchem Weg)? Herzlichen Glückwunsch. Sie sind dann auch aus dem Neandertal ausgewandert und möchten mit Ihrer Partnerin/ihrem Partner die Erziehung gleichberechtigt übernehmen? Nochmals Glückwunsch. 

Lassen Sie mich vorweg nehmen - der Gesetzgeber findet das gut. Ja, wirklich, seit meiner letzten Elternzeit hat sich nochmals viel zum positiven entwickelt. Mir ist zwar immer noch nicht klar, wie eine Familie, die bisher in downtown München Vollzeit gearbeitet und gelebt hat nun mit je 1800 Euro Elterngeld auskommen soll, aber hey, Kinder kriegen ist ja leichter als sie zu unterhalten, gell CSU?

Wie dem auch sei, die Arbeitgeber haben im Zuge der Reformen von Elterngeld und Elternzeit erheblich an Mitspracherecht eingebüßt. Als Beispiel seien die Teilzeitarbeit sowie das verschieben von 12 Monaten Elternzeit auf einen späteren Lebensabschnitt des Kindes genannt. Hier hat der Arbeitgeber faktisch kein Mitspracherecht mehr, die einzig verbliebene Keule "zwingende betriebliche Gründe" wird durch die 7 - 13 Wochen Vorwarnfrist i.d.R. so ausgehebelt sein, dass sich mit Ausnahme von wirklichen Kleinbetrieben und Ihrer Rolle als höchst spezialisierter und teuer ausgebildeter Kollege der wirklich wirklich unersetzlich ist, kein Richter dieser Republik finden wird, der Ihrem Wunsch nach Kinderzeit entgegenstehen wird. 

Soweit also so gut, aber was bedeutet die Auszeit heutzutage für die eigene Karriere? Jetzt und hier geht es um die Väter, die Mütter beleuchte ich ein anderes mal, sonst lesen Sie noch bis morgen früh von mir...

In einer - zugegeben - nicht unumstrittenen Erhebung kam ein Artikel der Wirtschaftspsychologie aktuell unter Auswertung neuer Daten des Statistischen Bundesamtes kürzlich zu folgendem Schluss: 

Einige Monate Elternzeit schaden der Karriere von Väter nicht. Wohl aber, wenn sie in Teilzeit arbeiten. (Tina Groll, diechefin.net 20.12.16)
Während die zwei Partnermonate landauf und -ab bereits beginnen sich als Erwartung an den künftigen Vater zu manifestieren, wächst zugleich auch die Akzeptanz dafür, dass Mann länger aus dem Berufsleben aussteigt. Männer die aktuell länger aussteigen, machen dies i.d.R. 7 Monate, kehren dann aber in Vollzeit ins Büro zurück. Sofern Überstunden im Betrieb vergütet werden, machen die jungen Väter in der Anfangszeit nach ihrer Rückkehr auch direkt satt Überstunden, ein Schelm wer da einen Zusammenhang mit vielleicht noch ausstehenden Zahlungen von Elterngeld und Kindergeld herstellen möchte...

Doch wie sieht es nun mit dem - ebenfalls gesetzlich verbrieften - Recht auf Teilzeit aus? 

Zur Erinnerung, neben einem allgemeinen Teilzeitanspruch der gesetzlich geregelt ist, können Eltern nach § 15 Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz - BEEG bis zum vollendeten dritten Lebensjahr für maximal 30h/Woche in Anspruch nehmen. Auch hier ist der Handlungsspielraum des Arbeitgebers quasi gleich null. 

Hier kommen die Studienautoren zu einer anderen Bewertung. Für Väter die nicht durch automatische Regelungen wie Tarifverträge automatisch von Gehaltsrunden profitieren ist die Teilzeit in Elternzeit ein kostspieliges Unterfangen. 

Ein Jahr Teilzeit verringert den Stundenlohn um drei Prozent - Irrtum, es ist viel mehr!

Tatsächlich scheint diese recht  plakative Behauptung zunächst von der aktuellen Datenlage gedeckt. Der Erhebungszeitraum des DeStatis ist von 1991 - 2013 hinreichend valide. Väter die ihre Arbeitszeit reduzierten, verloren hiernach im Schnitt 0,2 Prozent pro Monat in puncto Lohnentwicklung für jeden Teilzeitmonat. Bereinigt man diese Daten nun noch einmal um diejenigen, die - wie oben beschrieben - von pauschalen Lohnerhöhungen partizipieren sind von 44 Millionen Erwerbstätigen rund 46 Prozent oder 20,2 Millionen Menschen betroffen. Hiervon sind laut den Statistikern etwa zwei Drittel männlich. 13,5 Millionen Männer würden also Monat für Monat in Teilzeit von der Lohnentwicklung abgekoppelt. Da die 0,2 Prozent aber auf alle männlichen Erwerbstätigen abstellt, ist für diese Gruppe der Verlust faktisch noch höher. Diese 13,5 Mio, etwa die Hälfte der männlichen Beschäftigten in der Bundesrepublik, verlieren bereinigt pro Monat 0,4 Prozent Zuwachs, mithin pro Kalenderjahr fast 5 Prozent. 

Rechnen Sie doch einmal kurz auf ihrem Lohnzettel nach, was Ihnen 5 Prozent pro Jahr bei drei Jahren Elternzeit einbringen würde. Und? Ein nettes Sümmchen, oder? 

Vielleicht verstehen Sie nun, warum der ein oder andere Freund oder Nachbar keinen Gedanken daran verschwendet, nach der vollständigen Karenz in Zukunft auf Arbeit kürzer zu treten.

Fazit: 
Was soll dieser Post? Nein, es ist kein Aufruf, alles fortan gewerkschaftlich zu organisieren damit auch ja kein Vater zurückgelassen wird. Es geht mir darum, die Lebenwirklichkeit die ich in meinen 5 Jahren im Personalbereich täglich erlebt habe, mit allen Zwängen, Nöten und Ungerechtigkeiten (und ja, es ist ungerecht, von seinem Arbeitgeber weniger geschätzt zu werden, nur weil man weniger physisch präsent ist aber ansonsten die gleiche Leistung erbringt) darzustellen und vielleicht auf beiden Seiten des radikalen Pro/Contra-Elternzeit/Erziehungszeit-Spektrums einmal Verständnis für die andere Perspektive zu wecken. Sie sehen es anders? Lassen Sie uns im Kommentar teilhaben, ich freue mich darauf.

Ihr Alltagspapa

Samstag, 10. Juni 2017

Es geht wieder los

Hallo liebe Leser,

tja, da bin ich wieder. Warum, wieso und weshalb haben Sie sicherlich dem Titel schon entnommen. Aus 3 mach 4 heißt es demnächst bei uns, weshalb ich mich derzeit schon wieder mit Thema wie Elterngeld, Elternzeit und Karrierekillern herumschlagen muss. 

Auch diesmal möchte ich Sie am alltäglichen Wahnsinn teilhaben lassen, den man als Mann erlebt, der sich für die Familie und teilweise gegen die Wünsche seiner Vorgesetzten stellt. 


Doch zunächst eine kurze Standortbestimmung:

Wir leben immer noch als Untermieter der schwarzbepelzten Königin im Berliner Süden, der Nachwuchs plappert sich durch Kita und Leben und die Eltern sind weiterhin berufstätig. Während meine Frau seit kurzem wieder in Vollzeit tätig ist (warum, dazu in einem anderen Post mehr, es geht wie immer ums liebe Geld) ist der Alltagspapa weiterhin nur in Teilzeit am Brötchenverdienen beteiligt.


Das macht aber nichts, also mir zumindest, meinem Arbeitgeber schon mehr, denn ich habe zwischenzeitlich den Personalbereich verlassen und bin nun im Bereich Flüchtlinge und Zuwanderungsrecht beschäftigt. Damit einher ging eine durchaus positive Veränderung des Einkommens, so dass wir glücklicherweise trotz Doppelteilzeit keine allzu engen Gürtel schnallen mussten (auch wenn der Lotto Jackpot immer noch nicht bei uns angeklopft hat). 

So sitze ich also derzeit wöchentlich mindestens 34 Stunden an meinem Schreibtisch und wende meine Arbeitskraft zur Einkommenserzielung auf, kombiniere dies mit 4 Kita Hol- und Bringdiensten pro Woche samt Nachmittagsbetreuung, bin Logistiker für Familienverpflegung - wobei mir hier zu gute kommt, dass mein Sprössling diese Tätigkeit genauso schätzt wie ich - und vieles mehr.

Was bin ich dafür nicht? Der Kollege mit den 120 Überstunden, die partout nicht weniger werden wollen. Tatsächlich bin ich meiner Linie treu geblieben, auch im neuen Arbeitsverhältnis und schiebe genau so viel Überschuss vor mir her, wie ich im Falle eines tiefen Novemberblues für eine Woche spontane Kanarensonne benötige. 

Wie das im Betrieb ankommt, was für eine Elternzeit wir diesmal planen und wie bekloppt der Partnerbonus beim Elterngeld tatsächlich ist - davon mehr in den folgenden Wochen.



Bleiben Sie mir gewogen
Ihr Alltagspapa

Freitag, 29. Januar 2016

Was 2016 den Angestellten und Arbeitern bringen könnte...

Gehören Sie zu den 21 Millionen Schreibtischtätern in Deutschland? oder sind Sie ein Teil von 7 Millionen Produktionsarbeitern? Am Ende sind Sie einer von 860.000 Bürgern, die tagtäglich im Home Office tätig sein, sei es als Angestellter oder Freelancer?

Während für letztere der Arbeitsweg meist überschaubar von Bett zu Schreibtisch zu Küche und WC reicht, ist für das Gros der Bevölkerung der Arbeitsweg doch etwas länger. Wieviel länger, so mag man sich fragen, muss denn der Arbeitnehmer in Zeiten der allseits geforderten Mobilität hinnehmen? Schaut man sich die Regelungen beispielsweise der Arbeitsagentur an, ist die Sache klar. 1,5 Stunden einfacher Weg, mithin 3 Stunden täglich sind zumutbar. Zugegeben, es ist eine abstrakte Größe, aber für manche unter uns bittere Realität. Weniger, weil sie immense Distanzen überbrücken müssen, als mehr, dass der öffentliche Nahverkehr oftmals beim Transfer zwischen kommunalen Grenzen seine hässliche Seite zeigt. So ist man beispielsweise als Berlin-Pendler von Cottbus - immerhin 130 km entfernt - dank der DB in weniger als einer Stunde im Herzen der Hauptstadt und kann seine Brötchen verdienen. Wohnen Sie hingegen in Liebenwalde im Havelland, mithin nur 43km vor den Toren Berlins, dürfen Sie morgens um 6:25 Uhr in eine S-Bahn steigen und nach einigen Umstiegen um 8:24, also nach 1:59 Stunden entspannt am Berliner Hauptbahnhof aussteigen. Ein Traum, nicht wahr?

Da ich mich heute aber nicht über den unsäglichen Nahverkehr auslassen möchte, bleiben wir bei den Fakten. Der zuletzt geschilderte Fall ist glücklicherweise nicht die Regel. 74% aller Beschäftigten haben weniger als 30 Minuten einfachen Weg zur Arbeit. 22% brauchen maximal eine Stunde und nur 4% aller Erwerbstätigen sind tagtäglich mehr als eine Stunde zur Arbeit (und zurück) unterwegs.

Dort angekommen gibt es dann aber immerhin eine positive Nachricht - sie arbeiten weniger als Ihre Elterngeneration. Noch im Jahr 1960 betrug die wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt 44,1 Stunden, ein Wert den heute nicht einmal mehr sächsische Beamte (42 Stunden) erreichen. Der Durchschnittsbürger heute geht 37,7 Stunden pro Woche seiner Arbeit nach, hinzu kommen dabei nochmals 2,5 Stunden unbezahlte Pausen.
Für diese Erleichterung bedankt sich der deutsche Arbeiter und Bürohengst bei seinem Arbeitgeber denn auch mit überdurchschnittlicher Treue: Durchschnittlich nur alle 11 Jahre treibt es den Angestellten oder Arbeiter von sich aus zu einem neuen Arbeitgeber. Damit sind wir beharrlicher als der grundgemütliche Österreicher (10,2 Jahre) und deutlich weniger wankelmütig als die Hallodris in den Vereinigten Staaten, die alle 4,6 Jahre ihre Söldnergene entdecken und für profane Dinge wie mehr Geld den (geliebten) Arbeitsplatz zurücklassen.

Geliebt ist übrigens ein gutes Stichwort - wir alle wissen ja, dass es im Job in vielerlei Hinsicht heiß hergehen kann. Erstaunlich hierbei ist, wie sehr es sich die Waage hält. Während 20% der Beschäftigten ständig in eine (oder mehrere) innige Fehden mit verhassten Kollegen verwickelt sind, sind ebenfalls 20% genauso nachhaltig mit dem genauen Gegenteil - der Pflege Ihrer Büroaffäre - beschäftigt.

Fazit:
Arbeit im Jahr 2016 wird in Deutschland wieder unter dem Schlagwort Kontinuität stehen. Die Allermeisten werden aufstehen, einen kurzen Arbeitsweg absolvieren, im Büro/am Band ankommen, eine kleine Privatfehde starten oder die Mittagspause freiwillig im Archiv verbringen und mit dem angebotenen Entgelt für ihre Tätigkeit vermutlich auch noch 2017 leise bei ihren Chefs über zu wenig Lohn für zu viel Arbeit klagen.


Inspiriert durch eine Fotostrecke in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung


Mittwoch, 23. Dezember 2015

Etwas endet, etwas beginnt...

Liebe Leser,

noch etwas mehr als ein Tag und wir feiern Weihnachten, eine Woche später endet auch 2015 schon. Gleichzeitig endet für mich heute offiziell die Elternzeit.  Dank Resturlaub muss zwar auch ich erst im Januar wieder arbeiten, trotzdem bedeutet dieser Tag eine Zäsur. 

Was war, was wird? 

Ich durfte mein Kind seit Juli diesen Jahres enger begleiten als irgendjemand sonst, bei Windelkatastrophen, Erkrankungen und anderen kleineren Unglücken mitleiden und natürlich im Gegenzug Urlaubsglück, erste eigene Schritte und seinen Stolz über die ersten sinnvoll zusammengesetzten Worte, die seine Eltern auch verstehen, mit ihm teilen. Wir waren in Frühförderkursen für Musik, Krabbelrunden, haben uns wagemutig in die kühlen Wasser des Babyschwimmens begeben. Ich musste einkaufen - er war dabei, ich musste zur Post - nicht ohne ihn, er musste zur U-Untersuchung - nicht ohne mich!

Die Zeit war intensiv, so intensiv wie wenig zuvor in meinem Leben. Manchmal stand ich leicht verzweifelt in der Gegend herum, weil mir der Grund für die Babystörung trotz Intuition, "Try&Error" und humoristischen Bedienungsanleitungen nicht aufgehen wollte. 
Wir haben die Kita-Eingewöhnung begonnen, ich sah ihn weinen, weil Papa plötzlich nicht mehr greifbar war, es hat mich anfangs beinahe zerrissen. Heute können wir uns beide aufeinander freuen, wenn er, gesättigt mit viel neuem Input und Spielerfahrungen nach einem halben Tag über Papa und unser Transportmittel umgehend auf sein Bett zusteuert (zur Verarbeitung des erlebten).
Alles in allem hat mich sein direktes spiegeln von "RICHTIG" oder eben "FALSCH" auch persönlich ein ganzes Stück weiter gebracht...von der Verantwortung für so ein kleines Bündel Mensch mal ganz zu schweigen. 

Und die Karriere, der zweite Teil dieses Blognamens? 

Nun, zugegeben, ich habe es nicht ganz durchgehalten dem Büro fernzubleiben. Das ein oder andere Projekt hat mich tageweise hineingelockt, jedoch bin ich froh, dass ich im gesamten Zeitraum weder hierfür, noch allgemein zur Kollegenpflege mehr als zwei Arbeitswochen dort verbracht habe. 
Wenn ich im Januar 2016 wieder an meinen Schreibtisch zurückkehre wird sich einiges verändert haben. Meine Aufgaben und Wochenstunden sind unverändert, mein Fokus aber definitiv ein anderer. Ich habe bereits in meinem offiziellen Rückkehrgespräch vor einigen Tagen unmissverständlich dargelegt, dass ich die in unserem Betrieb geltende, flexible Arbeitszeit, voll auszunutzen gedenke. Bis ich meinen Sohn ruhigen Gewissens im vollen Umfang seines Kitanspruchs versorgt weiß, sprich, er von sich aus das Inputangebot dankend annimmt, wird man beim Versuch mir Sonderzuständigkeiten, Nachmittagsmeetings o.ä. überzuhelfen mit Sicherheit auf Granit beißen. Ob und wie weit das meiner Karriere weiter schaden wird als die reine Elternzeit? Mit Sicherheit, allein in welchem Umfang muss sich noch zeigen.

Da ich zudem die Elternzeit genutzt habe um meinen beruflichen Fokus nochmals genau zu hinterfragen, habe ich erste Steine in Bewegung gesetzt, die vielleicht in einer beruflichen Veränderung enden. Spätetestens wenn diese rollen, werde ich wissen, was ich wirklich an Karriere für meine Familie aufgegeben habe. Trotzdem beschleicht mich das Gefühl, hier nicht wirklich etwas bereuen zu müssen.

Wie geht es nun hier weiter?


Das Blog in seiner ursprünglichen Darreichungsform war angelegt, einen Vater acht Monate lang zwischen Kind und Karriere zu begleiten und interessierten Lesern einen Einblick in Wahnsinn und Wirklichkeit dieser Zeit zu geben.

Ab Januar 2016 beginnt für dieses Blog ein neues Kapitel. Mit meiner Rückkehr in den Alltag der arbeitenden Bevölkerung werden zum Einen die Beiträge zu anderen Zeitpunkten erscheinen, meine Chefin hätte vermutlich wenig Verständnis, wenn ich müde zur Arbeit erscheine und erkläre, ich saß noch bis zwei Uhr morgens an meinem Blog...
Zum Anderen werde ich mich hier künftig primär um das Themenspektrum Karriere und Rechte für Menschen mit familiären Verpflichtungen kümmern. 

Wenn Sie an diesem Thema generell Interesse haben, freue ich mich, wenn Sie auch in Zukunft gelegentlich bei mir vorbeischauen. Waren die "personal stories" hier die Hauptmotivation für Ihre regelmäßigen Besuche, freue ich mich, wenn Sie angemessen unterhalten waren und fände es schön, wenn Sie künftig mich und meine Frau auf unserem gemeinsamen Familienblog begleiten. Unter ZweiplusX werden wir auch weiterhin vom Alltag zwischen Jobs, Kita und Berliner Behördenwahn berichten.

Liebe Leser, an dieser Stelle nochmals DANKE und Ihnen und Ihren Familien einen schönen Jahreswechsel und (so Sie es denn feiern) frohe und besinnliche Weihnachten.

Ihr Alltagspapa

Freitag, 11. Dezember 2015

Von Vätern und Kitas

Nun ist es soweit, nach über sechs Monaten Vollzeit an seiner Seite ist nun der Monat der Wahrheit gekommen. Seit Monatsanfang begrüßen und täglich die Schildkröte und ihre Freunde bei unserem Weg in die Selbstständigkeit des Sohnes.


Was mir einerseits ein bisschen Wehmut bringt, sorgt auf der anderen Seite aber auch für viel Freude. Wir haben Glück, die Gruppe ist momentan dank der Wintersaison und einem grassierenden Magen-Darm Infekt recht reduziert, so dass der Nachwuchs momentan selten mit mehr als 8 Kindern zugleich konfrontiert ist. Dadurch können erste Lieblingsspielsachen effektiv erkundet und priorisiert werden und auch von Seiten der beruflichen Betreuer ist mehr Zeit für den individuellen Bedarf vorhanden als zu anderen Zeiten (sein wird). Das alles hilft, zusammen mit der charakterlichen Neugier die ihm innewohnt um Ort und Zeit schnell zu vergessen. 
Bereits nach einer Woche war er mehrere Stunden alleine in der Einrichtung (nachdem Papa es satt hatte, in der Garderobe zu sitzen und in der Zeit lieber etwas Haushalt und Einkäufe erledigt hat) ohne, dass uns im Nachgang von größeren Unglücks(an)fällen berichtet wurde oder er ein solches Verhalten gezeigt hätte.

Was allerdings auffällt...das Kind ist PLATT. Aber sowas von!
Die Entfernung zur Kita ist mit dem Auto maximal 5 Minuten und zwei Ampelphasen, aber je nachdem genügt dies schon, um Junior ins Land der Träume zu befördern. Spätestens oben nach dem Ausziehen ist jedoch für mindestens zwei Stunden Sendepause angesagt, Verarbeitung von neuen Eindrücken und die generelle Anstrengung erfordern dringendes nachschlafen. 

Und sonst? 

Parallel zu uns werden noch zwei weitere Kinder eingewöhnt, der Jüngere bereits seit Anfang November. Hier werden nicht mehr als 30 Minuten Trennung von der Mama toleriert, aber auch der zweijährige Neueinsteiger ist vom Konzept Mama gehen lassen noch nicht restlos überzeugt...

Mir erscheint es so, als wäre es für unser Kind einfacher, weil zunächst eine bewusste Trennung von seiner Hauptnahrungsquelle und Lieblingsmama stattgefunden hat und jetzt eben "nur" die räumliche Veränderung neu hinzukommt, wenn auch im Zusammenspiel mit der Trennung von Papa. Letztere kennt er aber auch schon seit dem dritten Lebensmonat, so dass ich vermute, dass hier einfach beiden Elternteilen ein Grundvertrauen entgegengebracht wird, dass sie schon wiederkommen werden, wenn es nötig wird. Und was ein erfolgreich vom Baby zum Kleinkind aufgestiegenes Menschenexemplar ist, hat an sich selber anscheinend den Anspruch eine neue Umgebungsvariable problemlos adaptieren zu können.

Soviel zunächst erstmal von unserer Eingewöhnung, wir werden weitermachen so lange es geht. Eine Schließung ist trotz 70% an Magen-Darm erkrankter Kinder in der Gesamteinrichtung glücklicherweise noch nicht in Sicht, trotzdem beäugen natürlich auch wir die Situation genau zumal aktuell ein Salmonellen Fall bekannt wurde, so dass nun Gesundheitsamt und Einrichtung recht hektisch nach der Ursache forschen und alle Rückstellproben prüfen. 

Kinder, Kinder...

Samstag, 5. Dezember 2015

Was war, was wird - the late Edition


Da sind wir wieder, der November ist vorbei und somit geht nicht nur der Alltagspapa in seinen letzten Monat Elternzeit, auch der Sohn hat einige Veränderungen hinter bzw. vor sich.

Kurse und Gewichte

Ja, auch diesen Monat haben wir wieder einen erklecklichen Anteil des Elterngeldes in Babys Frühförderung investiert. Die musikalischen Klassiker wurden um einen Nachmittagskurs erweitert, damit künftig auch für unser Kita-Kind noch das ein oder andere Extra-Lied herausspringt. Gleichzeitig haben wir noch (nach nur zehn Monaten Wartezeit) den Kurs für kleine Wasserratten begonnen und damit glücklicherweise auch den Geschmack getroffen. Wenn ich höre, wie wasserscheu andere sind, muss ich umgekehrt Obacht geben, dass mein Sohn nicht vor Übermut plötzlich zum U-Boot wird, so freut er sich schon beim betreten der Schwimmhalle auf das Kommende. Zudem - Vorsicht leicht chauvinistisch - kann ich definitiv feststellen, dass zumindest innerhalb der Teilnehmergruppe keine der Mamas sonderlich große Probleme mit dem Gewicht nach der Geburt haben kann - was man(n) halt so erkennen kann, vermag eindeutig optisch zu gefallen. 

Tage und Nächte

Tag? Nacht? völlig egal...
Die kurzfristige Ignoranz der Winterzeit hält weiterhin an im Haus, aufstehen vor 9 Uhr ist ein seltener Einzelfall der meist durch einen kritischen Grundfehler wie "Windel-voll 1.0" oder "Hunger2.0" (den ersten Milchhappen gibt es noch im Halbschlaf bevor Mama arbeiten geht) ausgelöst wird und dann in Verbindung mit Tageslicht das Nachtschläfchen für 30-90 Minuten unterbricht. Ich habe mich sehr an diesen Rhythmus gewöhnt und fürchte schon die Routine, die uns alsbald alle zum Aufstehen entgegen der biologischen Uhr zwingt.  
Wie waren doch nochmal die Zahlen für das kommende Samstagslotto?

Hier und dort

Wir haben den letzten Lebensmonat als Baby genutzt um nochmal zu verreisen. 700km weiter südlich wartete die Familie auf uns um gemeinsam sein Upgrade auf das Level "Kleinkind" zu feiern. Die Hinfahrt - bewährt in zwei Etappen auf zwei Tage verteilt - verlief problemlos, was wohl auch daran lag, dass wir zeitlich flexibel genug waren, erst mit Eintritt seiner Morgenmüdigkeit losfahren zu können. Die Rückfahrt hingegen...nun ja. Während der zwei Tage rätselten wir, warum alles so verschoben ist, wir teilweise alle 60km anhalten mussten weil er partout nicht mehr sitzen wollte und das über sein akustisches Fehlerausgabesystem auch deutlich zu verstehen gab. 
War der Schlafrhythmus durch die ungewohnte Umgebung, den ständigen Ortswechsel (immerhin 4 verschiedene Orts- und Schlafkombinationen in einer Woche) einfach zu viel für seine Anpassungsfähigkeit? Dass die Antwort viel profaner war, konnten wir bis zur Rückkehr ins traute Heim weder ahnen noch erkennen:

Gesundheit und Impfungen

Wie bereits in meinem letzten Post gesehen, hatte Junior sich von anderen kleinen Menschen, denen wir in der Urlaubswoche begegnet sind, "Hand Mund Fuß" eingesammelt. Eine unschöne Krankheit, die eigentlich niemand braucht. Sowohl für Baby an sich, dass Ausschlag an sich wahrnimmt und nicht zuordnen kann, als auch sehr mühselig für die Eltern, die die Wunden dieser Krankheit adäquat und möglichst steril versorgen müssen. Haben Sie schon einmal versucht, eine sich windende und zappelnde Kleinausgabe punktuell mit Zinkderivaten zu betupfen? Nein? Dann können Sie bei meiner Frau gerne in die Lehre gehen, sie schafft es mittlerweile vermutlich auch, wenn er in einem Korb voll Kobras liegt, ohne auch nur eine davon dabei zu berühren...
Abgesehen von dieser unschönen Episode - die durch die Klimaanlage fair an alle drei Mitfahrer verteilten Viren legten auch meine Frau und mich für die Woche flach - können wir weiterhin nicht meckern. Impfungen, egal ob MMR oder 7fach - ganz fies in zwei Spritzen parallel von Arzt und Helferin injiziert -, unser Sohn ignoriert den Inhalt geflissentlich. Kein Fieber, kein Ausschlag, kein Unwohlsein, lediglich am Impftag ein verlängertes Mittagsschläfen so von 13 Uhr bis zum nächsten Tag um 7 Uhr, besser geht eigentlich nicht mehr, oder?

und was wird?

Womit wir auch schon wieder beim Ausblick angelangt wären. Wie eingangs erwähnt ist der Dezember der letzte Monat meiner gemeinsamen Exklusivzeit mit meinem Sohn. Nicht ohne bedauern, aber auch stolz auf unsere Erlebnisse und Erfahrungen der letzten fünf Monate, blicke ich nunmehr dem Jahresende entgegen. Die Rückkehr ins Erwerbsleben für mich ist geplant (mehr dazu in einem eigenen Karriereblog), so dass als finale Aufgabe nunmehr die Kita-Eingewöhnung folgt. Krankheitsbedingt leider etwas verkürzt, werden wir nunmehr also herausfinden, wie gut unser Sohn eine gleichzeitige Trennung von Mama und Papa verkraftet, wenn denn nur genug Input da ist. Momentan habe ich eindeutig Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie das funktionieren kann, aber vermutlich ist dies ein normaler "Papaglucken" Effekt, der in der Realität ganz schnell durch eine gelungene Gruppenintegration eines Besseren belehrt werden wird...