Mittwoch, 23. Dezember 2015

Etwas endet, etwas beginnt...

Liebe Leser,

noch etwas mehr als ein Tag und wir feiern Weihnachten, eine Woche später endet auch 2015 schon. Gleichzeitig endet für mich heute offiziell die Elternzeit.  Dank Resturlaub muss zwar auch ich erst im Januar wieder arbeiten, trotzdem bedeutet dieser Tag eine Zäsur. 

Was war, was wird? 

Ich durfte mein Kind seit Juli diesen Jahres enger begleiten als irgendjemand sonst, bei Windelkatastrophen, Erkrankungen und anderen kleineren Unglücken mitleiden und natürlich im Gegenzug Urlaubsglück, erste eigene Schritte und seinen Stolz über die ersten sinnvoll zusammengesetzten Worte, die seine Eltern auch verstehen, mit ihm teilen. Wir waren in Frühförderkursen für Musik, Krabbelrunden, haben uns wagemutig in die kühlen Wasser des Babyschwimmens begeben. Ich musste einkaufen - er war dabei, ich musste zur Post - nicht ohne ihn, er musste zur U-Untersuchung - nicht ohne mich!

Die Zeit war intensiv, so intensiv wie wenig zuvor in meinem Leben. Manchmal stand ich leicht verzweifelt in der Gegend herum, weil mir der Grund für die Babystörung trotz Intuition, "Try&Error" und humoristischen Bedienungsanleitungen nicht aufgehen wollte. 
Wir haben die Kita-Eingewöhnung begonnen, ich sah ihn weinen, weil Papa plötzlich nicht mehr greifbar war, es hat mich anfangs beinahe zerrissen. Heute können wir uns beide aufeinander freuen, wenn er, gesättigt mit viel neuem Input und Spielerfahrungen nach einem halben Tag über Papa und unser Transportmittel umgehend auf sein Bett zusteuert (zur Verarbeitung des erlebten).
Alles in allem hat mich sein direktes spiegeln von "RICHTIG" oder eben "FALSCH" auch persönlich ein ganzes Stück weiter gebracht...von der Verantwortung für so ein kleines Bündel Mensch mal ganz zu schweigen. 

Und die Karriere, der zweite Teil dieses Blognamens? 

Nun, zugegeben, ich habe es nicht ganz durchgehalten dem Büro fernzubleiben. Das ein oder andere Projekt hat mich tageweise hineingelockt, jedoch bin ich froh, dass ich im gesamten Zeitraum weder hierfür, noch allgemein zur Kollegenpflege mehr als zwei Arbeitswochen dort verbracht habe. 
Wenn ich im Januar 2016 wieder an meinen Schreibtisch zurückkehre wird sich einiges verändert haben. Meine Aufgaben und Wochenstunden sind unverändert, mein Fokus aber definitiv ein anderer. Ich habe bereits in meinem offiziellen Rückkehrgespräch vor einigen Tagen unmissverständlich dargelegt, dass ich die in unserem Betrieb geltende, flexible Arbeitszeit, voll auszunutzen gedenke. Bis ich meinen Sohn ruhigen Gewissens im vollen Umfang seines Kitanspruchs versorgt weiß, sprich, er von sich aus das Inputangebot dankend annimmt, wird man beim Versuch mir Sonderzuständigkeiten, Nachmittagsmeetings o.ä. überzuhelfen mit Sicherheit auf Granit beißen. Ob und wie weit das meiner Karriere weiter schaden wird als die reine Elternzeit? Mit Sicherheit, allein in welchem Umfang muss sich noch zeigen.

Da ich zudem die Elternzeit genutzt habe um meinen beruflichen Fokus nochmals genau zu hinterfragen, habe ich erste Steine in Bewegung gesetzt, die vielleicht in einer beruflichen Veränderung enden. Spätetestens wenn diese rollen, werde ich wissen, was ich wirklich an Karriere für meine Familie aufgegeben habe. Trotzdem beschleicht mich das Gefühl, hier nicht wirklich etwas bereuen zu müssen.

Wie geht es nun hier weiter?


Das Blog in seiner ursprünglichen Darreichungsform war angelegt, einen Vater acht Monate lang zwischen Kind und Karriere zu begleiten und interessierten Lesern einen Einblick in Wahnsinn und Wirklichkeit dieser Zeit zu geben.

Ab Januar 2016 beginnt für dieses Blog ein neues Kapitel. Mit meiner Rückkehr in den Alltag der arbeitenden Bevölkerung werden zum Einen die Beiträge zu anderen Zeitpunkten erscheinen, meine Chefin hätte vermutlich wenig Verständnis, wenn ich müde zur Arbeit erscheine und erkläre, ich saß noch bis zwei Uhr morgens an meinem Blog...
Zum Anderen werde ich mich hier künftig primär um das Themenspektrum Karriere und Rechte für Menschen mit familiären Verpflichtungen kümmern. 

Wenn Sie an diesem Thema generell Interesse haben, freue ich mich, wenn Sie auch in Zukunft gelegentlich bei mir vorbeischauen. Waren die "personal stories" hier die Hauptmotivation für Ihre regelmäßigen Besuche, freue ich mich, wenn Sie angemessen unterhalten waren und fände es schön, wenn Sie künftig mich und meine Frau auf unserem gemeinsamen Familienblog begleiten. Unter ZweiplusX werden wir auch weiterhin vom Alltag zwischen Jobs, Kita und Berliner Behördenwahn berichten.

Liebe Leser, an dieser Stelle nochmals DANKE und Ihnen und Ihren Familien einen schönen Jahreswechsel und (so Sie es denn feiern) frohe und besinnliche Weihnachten.

Ihr Alltagspapa

Freitag, 11. Dezember 2015

Von Vätern und Kitas

Nun ist es soweit, nach über sechs Monaten Vollzeit an seiner Seite ist nun der Monat der Wahrheit gekommen. Seit Monatsanfang begrüßen und täglich die Schildkröte und ihre Freunde bei unserem Weg in die Selbstständigkeit des Sohnes.


Was mir einerseits ein bisschen Wehmut bringt, sorgt auf der anderen Seite aber auch für viel Freude. Wir haben Glück, die Gruppe ist momentan dank der Wintersaison und einem grassierenden Magen-Darm Infekt recht reduziert, so dass der Nachwuchs momentan selten mit mehr als 8 Kindern zugleich konfrontiert ist. Dadurch können erste Lieblingsspielsachen effektiv erkundet und priorisiert werden und auch von Seiten der beruflichen Betreuer ist mehr Zeit für den individuellen Bedarf vorhanden als zu anderen Zeiten (sein wird). Das alles hilft, zusammen mit der charakterlichen Neugier die ihm innewohnt um Ort und Zeit schnell zu vergessen. 
Bereits nach einer Woche war er mehrere Stunden alleine in der Einrichtung (nachdem Papa es satt hatte, in der Garderobe zu sitzen und in der Zeit lieber etwas Haushalt und Einkäufe erledigt hat) ohne, dass uns im Nachgang von größeren Unglücks(an)fällen berichtet wurde oder er ein solches Verhalten gezeigt hätte.

Was allerdings auffällt...das Kind ist PLATT. Aber sowas von!
Die Entfernung zur Kita ist mit dem Auto maximal 5 Minuten und zwei Ampelphasen, aber je nachdem genügt dies schon, um Junior ins Land der Träume zu befördern. Spätestens oben nach dem Ausziehen ist jedoch für mindestens zwei Stunden Sendepause angesagt, Verarbeitung von neuen Eindrücken und die generelle Anstrengung erfordern dringendes nachschlafen. 

Und sonst? 

Parallel zu uns werden noch zwei weitere Kinder eingewöhnt, der Jüngere bereits seit Anfang November. Hier werden nicht mehr als 30 Minuten Trennung von der Mama toleriert, aber auch der zweijährige Neueinsteiger ist vom Konzept Mama gehen lassen noch nicht restlos überzeugt...

Mir erscheint es so, als wäre es für unser Kind einfacher, weil zunächst eine bewusste Trennung von seiner Hauptnahrungsquelle und Lieblingsmama stattgefunden hat und jetzt eben "nur" die räumliche Veränderung neu hinzukommt, wenn auch im Zusammenspiel mit der Trennung von Papa. Letztere kennt er aber auch schon seit dem dritten Lebensmonat, so dass ich vermute, dass hier einfach beiden Elternteilen ein Grundvertrauen entgegengebracht wird, dass sie schon wiederkommen werden, wenn es nötig wird. Und was ein erfolgreich vom Baby zum Kleinkind aufgestiegenes Menschenexemplar ist, hat an sich selber anscheinend den Anspruch eine neue Umgebungsvariable problemlos adaptieren zu können.

Soviel zunächst erstmal von unserer Eingewöhnung, wir werden weitermachen so lange es geht. Eine Schließung ist trotz 70% an Magen-Darm erkrankter Kinder in der Gesamteinrichtung glücklicherweise noch nicht in Sicht, trotzdem beäugen natürlich auch wir die Situation genau zumal aktuell ein Salmonellen Fall bekannt wurde, so dass nun Gesundheitsamt und Einrichtung recht hektisch nach der Ursache forschen und alle Rückstellproben prüfen. 

Kinder, Kinder...

Samstag, 5. Dezember 2015

Was war, was wird - the late Edition


Da sind wir wieder, der November ist vorbei und somit geht nicht nur der Alltagspapa in seinen letzten Monat Elternzeit, auch der Sohn hat einige Veränderungen hinter bzw. vor sich.

Kurse und Gewichte

Ja, auch diesen Monat haben wir wieder einen erklecklichen Anteil des Elterngeldes in Babys Frühförderung investiert. Die musikalischen Klassiker wurden um einen Nachmittagskurs erweitert, damit künftig auch für unser Kita-Kind noch das ein oder andere Extra-Lied herausspringt. Gleichzeitig haben wir noch (nach nur zehn Monaten Wartezeit) den Kurs für kleine Wasserratten begonnen und damit glücklicherweise auch den Geschmack getroffen. Wenn ich höre, wie wasserscheu andere sind, muss ich umgekehrt Obacht geben, dass mein Sohn nicht vor Übermut plötzlich zum U-Boot wird, so freut er sich schon beim betreten der Schwimmhalle auf das Kommende. Zudem - Vorsicht leicht chauvinistisch - kann ich definitiv feststellen, dass zumindest innerhalb der Teilnehmergruppe keine der Mamas sonderlich große Probleme mit dem Gewicht nach der Geburt haben kann - was man(n) halt so erkennen kann, vermag eindeutig optisch zu gefallen. 

Tage und Nächte

Tag? Nacht? völlig egal...
Die kurzfristige Ignoranz der Winterzeit hält weiterhin an im Haus, aufstehen vor 9 Uhr ist ein seltener Einzelfall der meist durch einen kritischen Grundfehler wie "Windel-voll 1.0" oder "Hunger2.0" (den ersten Milchhappen gibt es noch im Halbschlaf bevor Mama arbeiten geht) ausgelöst wird und dann in Verbindung mit Tageslicht das Nachtschläfchen für 30-90 Minuten unterbricht. Ich habe mich sehr an diesen Rhythmus gewöhnt und fürchte schon die Routine, die uns alsbald alle zum Aufstehen entgegen der biologischen Uhr zwingt.  
Wie waren doch nochmal die Zahlen für das kommende Samstagslotto?

Hier und dort

Wir haben den letzten Lebensmonat als Baby genutzt um nochmal zu verreisen. 700km weiter südlich wartete die Familie auf uns um gemeinsam sein Upgrade auf das Level "Kleinkind" zu feiern. Die Hinfahrt - bewährt in zwei Etappen auf zwei Tage verteilt - verlief problemlos, was wohl auch daran lag, dass wir zeitlich flexibel genug waren, erst mit Eintritt seiner Morgenmüdigkeit losfahren zu können. Die Rückfahrt hingegen...nun ja. Während der zwei Tage rätselten wir, warum alles so verschoben ist, wir teilweise alle 60km anhalten mussten weil er partout nicht mehr sitzen wollte und das über sein akustisches Fehlerausgabesystem auch deutlich zu verstehen gab. 
War der Schlafrhythmus durch die ungewohnte Umgebung, den ständigen Ortswechsel (immerhin 4 verschiedene Orts- und Schlafkombinationen in einer Woche) einfach zu viel für seine Anpassungsfähigkeit? Dass die Antwort viel profaner war, konnten wir bis zur Rückkehr ins traute Heim weder ahnen noch erkennen:

Gesundheit und Impfungen

Wie bereits in meinem letzten Post gesehen, hatte Junior sich von anderen kleinen Menschen, denen wir in der Urlaubswoche begegnet sind, "Hand Mund Fuß" eingesammelt. Eine unschöne Krankheit, die eigentlich niemand braucht. Sowohl für Baby an sich, dass Ausschlag an sich wahrnimmt und nicht zuordnen kann, als auch sehr mühselig für die Eltern, die die Wunden dieser Krankheit adäquat und möglichst steril versorgen müssen. Haben Sie schon einmal versucht, eine sich windende und zappelnde Kleinausgabe punktuell mit Zinkderivaten zu betupfen? Nein? Dann können Sie bei meiner Frau gerne in die Lehre gehen, sie schafft es mittlerweile vermutlich auch, wenn er in einem Korb voll Kobras liegt, ohne auch nur eine davon dabei zu berühren...
Abgesehen von dieser unschönen Episode - die durch die Klimaanlage fair an alle drei Mitfahrer verteilten Viren legten auch meine Frau und mich für die Woche flach - können wir weiterhin nicht meckern. Impfungen, egal ob MMR oder 7fach - ganz fies in zwei Spritzen parallel von Arzt und Helferin injiziert -, unser Sohn ignoriert den Inhalt geflissentlich. Kein Fieber, kein Ausschlag, kein Unwohlsein, lediglich am Impftag ein verlängertes Mittagsschläfen so von 13 Uhr bis zum nächsten Tag um 7 Uhr, besser geht eigentlich nicht mehr, oder?

und was wird?

Womit wir auch schon wieder beim Ausblick angelangt wären. Wie eingangs erwähnt ist der Dezember der letzte Monat meiner gemeinsamen Exklusivzeit mit meinem Sohn. Nicht ohne bedauern, aber auch stolz auf unsere Erlebnisse und Erfahrungen der letzten fünf Monate, blicke ich nunmehr dem Jahresende entgegen. Die Rückkehr ins Erwerbsleben für mich ist geplant (mehr dazu in einem eigenen Karriereblog), so dass als finale Aufgabe nunmehr die Kita-Eingewöhnung folgt. Krankheitsbedingt leider etwas verkürzt, werden wir nunmehr also herausfinden, wie gut unser Sohn eine gleichzeitige Trennung von Mama und Papa verkraftet, wenn denn nur genug Input da ist. Momentan habe ich eindeutig Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie das funktionieren kann, aber vermutlich ist dies ein normaler "Papaglucken" Effekt, der in der Realität ganz schnell durch eine gelungene Gruppenintegration eines Besseren belehrt werden wird...