noch etwas mehr als ein Tag und wir feiern Weihnachten, eine Woche später endet auch 2015 schon. Gleichzeitig endet für mich heute offiziell die Elternzeit. Dank Resturlaub muss zwar auch ich erst im Januar wieder arbeiten, trotzdem bedeutet dieser Tag eine Zäsur.
Was war, was wird?
Ich durfte mein Kind seit Juli diesen Jahres enger begleiten als irgendjemand sonst, bei Windelkatastrophen, Erkrankungen und anderen kleineren Unglücken mitleiden und natürlich im Gegenzug Urlaubsglück, erste eigene Schritte und seinen Stolz über die ersten sinnvoll zusammengesetzten Worte, die seine Eltern auch verstehen, mit ihm teilen. Wir waren in Frühförderkursen für Musik, Krabbelrunden, haben uns wagemutig in die kühlen Wasser des Babyschwimmens begeben. Ich musste einkaufen - er war dabei, ich musste zur Post - nicht ohne ihn, er musste zur U-Untersuchung - nicht ohne mich!
Die Zeit war intensiv, so intensiv wie wenig zuvor in meinem Leben. Manchmal stand ich leicht verzweifelt in der Gegend herum, weil mir der Grund für die Babystörung trotz Intuition, "Try&Error" und humoristischen Bedienungsanleitungen nicht aufgehen wollte.
Wir haben die Kita-Eingewöhnung begonnen, ich sah ihn weinen, weil Papa plötzlich nicht mehr greifbar war, es hat mich anfangs beinahe zerrissen. Heute können wir uns beide aufeinander freuen, wenn er, gesättigt mit viel neuem Input und Spielerfahrungen nach einem halben Tag über Papa und unser Transportmittel umgehend auf sein Bett zusteuert (zur Verarbeitung des erlebten).
Alles in allem hat mich sein direktes spiegeln von "RICHTIG" oder eben "FALSCH"
auch persönlich ein ganzes Stück weiter gebracht...von der
Verantwortung für so ein kleines Bündel Mensch mal ganz zu schweigen.
Und die Karriere, der zweite Teil dieses Blognamens?
Nun, zugegeben, ich habe es nicht ganz durchgehalten dem Büro fernzubleiben. Das ein oder andere Projekt hat mich tageweise hineingelockt, jedoch bin ich froh, dass ich im gesamten Zeitraum weder hierfür, noch allgemein zur Kollegenpflege mehr als zwei Arbeitswochen dort verbracht habe.
Wenn ich im Januar 2016 wieder an meinen Schreibtisch zurückkehre wird sich einiges verändert haben. Meine Aufgaben und Wochenstunden sind unverändert, mein Fokus aber definitiv ein anderer. Ich habe bereits in meinem offiziellen Rückkehrgespräch vor einigen Tagen unmissverständlich dargelegt, dass ich die in unserem Betrieb geltende, flexible Arbeitszeit, voll auszunutzen gedenke. Bis ich meinen Sohn ruhigen Gewissens im vollen Umfang seines Kitanspruchs versorgt weiß, sprich, er von sich aus das Inputangebot dankend annimmt, wird man beim Versuch mir Sonderzuständigkeiten, Nachmittagsmeetings o.ä. überzuhelfen mit Sicherheit auf Granit beißen. Ob und wie weit das meiner Karriere weiter schaden wird als die reine Elternzeit? Mit Sicherheit, allein in welchem Umfang muss sich noch zeigen.
Da ich zudem die Elternzeit genutzt habe um meinen beruflichen Fokus nochmals genau zu hinterfragen, habe ich erste Steine in Bewegung gesetzt, die vielleicht in einer beruflichen Veränderung enden. Spätetestens wenn diese rollen, werde ich wissen, was ich wirklich an Karriere für meine Familie aufgegeben habe. Trotzdem beschleicht mich das Gefühl, hier nicht wirklich etwas bereuen zu müssen.
Wie geht es nun hier weiter?
Das Blog in seiner ursprünglichen Darreichungsform war angelegt, einen Vater acht Monate lang zwischen Kind und Karriere zu begleiten und interessierten Lesern einen Einblick in Wahnsinn und Wirklichkeit dieser Zeit zu geben.
Ab Januar 2016 beginnt für dieses Blog ein neues Kapitel. Mit meiner Rückkehr in den Alltag der arbeitenden Bevölkerung werden zum Einen die Beiträge zu anderen Zeitpunkten erscheinen, meine Chefin hätte vermutlich wenig Verständnis, wenn ich müde zur Arbeit erscheine und erkläre, ich saß noch bis zwei Uhr morgens an meinem Blog...
Zum Anderen werde ich mich hier künftig primär um das Themenspektrum Karriere und Rechte für Menschen mit familiären Verpflichtungen kümmern.
Wenn Sie an diesem Thema generell Interesse haben, freue ich mich, wenn Sie auch in Zukunft gelegentlich bei mir vorbeischauen. Waren die "personal stories" hier die Hauptmotivation für Ihre regelmäßigen Besuche, freue ich mich, wenn Sie angemessen unterhalten waren und fände es schön, wenn Sie künftig mich und meine Frau auf unserem gemeinsamen Familienblog begleiten. Unter ZweiplusX werden wir auch weiterhin vom Alltag zwischen Jobs, Kita und Berliner Behördenwahn berichten.
Liebe Leser, an dieser Stelle nochmals DANKE und Ihnen und Ihren Familien einen schönen Jahreswechsel und (so Sie es denn feiern) frohe und besinnliche Weihnachten.
Ihr Alltagspapa