Mittwoch, 7. Oktober 2015

Karriere: eine Partie Monopoly oder für Eltern doch realistisch?

Als Eltern wird uns etwas bewusst, was vielen Kinderlosen nicht logisch nachvollziehbar erscheint. Karriere machen, so gut, wichtig und richtig es ist, hat auch Kehrseiten. Solche, die manch einer der glücklich Erziehenden nicht länger auf sich nehmen mag. Warum? Die Gründe sind mannigfaltig. Man möchte nicht seine Kollegen öfter sehen, als seine Kinder. Das Handy soll nach Feierabend aus bleiben, um nicht am einzigen freien Abend mit dem Partner noch gestört zu werden. Oder einfach, man möchte sich frei fühlen in dem, was man tut, wann man es tut. Natürlich spreche ich hier von gesellschaftsgängigen Formen. Ich spreche von Teilzeit, von Vollzeit und von Beschäftigten an sich, die einfach nur beschlossen haben, sich dem Wahnsinn der Mehrleistung für einen möglicherweise irgendwann vakanten Posten auf höherer Ebene nicht (mehr) anzuschließen.

So sehr ich diese Überlegungen nachvollziehen kann, so wenig liegen sie mir. Ich für meinen Teil möchte noch ein wenig höher in der Hackordnung aufsteigen, sei es fachlich oder führend. Allerdings möchte ich auch nicht, dass mein Sohn hierdurch weniger von mir hat. Ein Dilemma, denken Sie nun? Fürwahr und was für Eines, am Ende reicht es ja für ein Blog, das ich nun schon seit einigen Monaten mit wachsender Leserzahl führe ;)

Umso mehr freute ich mich daher, als ich vor dem Wochenende diesen Artikel eines Chefs für ein "entspanntes Berufsleben" lesen konnte. Zugegeben, ich kannte den Mann nicht, aber er ist Rheinländer und somit qua Herkunft ein Stück weit seelenverwandt. Auch ist er sicher kein Guru, der den Stein der Weisen gefunden hat. Wenn ich aber so über seine Thesen nachdenke, stelle ich fest, dass viel Wahres darin liegt. 

  "Liebe deine Familie, deine Freunde, dich selbst und das Leben. Aber nie deinen Job.“


Nimmt man diese Aussage als Quintessenz dessen, was er für sich und seine Leserschaft zusammenfasst, ist man meiner Meinung nach auch gegenüber seinem Job und den damit verbundenen Erwartungen auf einem guten Argumentationspfad (und sei es nur für sich selber). 

Monopoly als Blaupause der Karriere?
(Bild: Horst Frank deutschsprachige Wikipedia)
Seine Analogie zu Monopoly, also dass wir nicht so viel an der Welt verändern, ob wir nun da sind oder nicht, teile ich nur bedingt, denn wenn man in ein Spiel einsteigt, dann nicht nur um dabei zu sein, sondern um es zu gewinnen. Sie sehen es anders? Dann empfehle ich Ihnen dringend für Olympia zu trainieren, dort reicht es wirklich, teilgenommen zu haben (zur Not auch als thailändische Weltklasse-Geigerin unter dem Namen des Vaters mit bestochenen slowakischen Kampfrichtern um die Norm im Ski irgendwie zu schaffen).

Alle anderen müssen sich wohl damit auseinandersetzen, dass vermutlich eher der Geschäftspartner zum Essen bittet, das Controlling nach Dienstschluss noch Zahlen zugeliefert haben möchte und der Vorgesetzte dann doch darauf besteht, dass man gleich alle drei Kollegen vertritt, die von gestern auf heute die Grippe dahingerafft hat. 

Was bleibt also? Konsequentes delegieren als ersten Schritt. Wer nicht gerade Berufsanfänger ist wird als künftiges Alpha-Tier schon hier lernen müssen, fachgerecht (also so, dass es dem anderen eine Ehre oder zumindest eine Herausforderung ist) Arbeit an andere abzutreten. Was konkret, das entscheidet jeweils das Ziel und das Thema. Tasks die nicht übermäßig fordern kann man auch mal dem Azubi anvertrauen, Projekte die einem selber keinen Spaß machen, sollte man, wenn irgend möglich sowieso an Kollegen abtreten (wobei natürlich zu beachten ist, dass man sich damit nicht selber übervorteilt weil es das Lieblingsprojekt des Chefs ist...) und mit gnadenloser Priorisierung hat man schon so manche drohenden Überstunden abwenden können.

Was Kundenbeziehungen angeht wird es schon heikler. Sicher, Herr Behrendt kann aus seinem Platz in der Hierarchie beschließen, den Key Account Manager des Kunden oder Dienstleisters nicht zu treffen, eine Option die den meisten von uns schlicht verschlossen bleiben wird. Was aber sicher geht, ist die Verlagerung innerhalb der "Business hours", damit zumindest der Abend bei Partner und Kindern gesichert ist. Eine Option, die übrigens auch für kinderlose Singles zu empfehlen ist, denn im Pub zum Feierabendbier sind die Flirtchancen deutlich höher als mit anderen Anzugträgern beim Nobelitaliener im Flüsterton...

Auf jedenfall sind seine Thesen lesenswert, wer sich mit dem Dilemma Familie vs. Job vs. Karriere ernsthaft auseinandersetzt wird sicherlich auch in diesem Beitrag dazu ein paar Wahrheiten finden, die er für sich verwenden kann.
Wenn diese Wahrheiten dann partout nicht zum aktuellen Job passen wollen empfehle ich übrigens in letzter Konsequenz den Wechsel. Die Lage für gut qualifizierte Arbeitnehmer ist gut und wird immer besser und Ihnen und Ihrer Familie ist nicht damit gedient, wenn Ihr Job eine ständige Belastung für alle darstellt. 

In diesem Sinne, schlafen Sie weniger auswärts, nutzen Sie das Abendessen als Ankerpunkt für Ihre Familie und schalten Sie einfach mal ab.

Ihr Alltagspapa

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