Liebe Leser,
nein, keine Sorge, dieser Blog ist nicht eingeschlafen, allerhöchstens der Autor zwischendurch mal für nur fünf Stündchen... Allerdings gibt es derzeit 2,5 Aspekte, die eine höhere Frequenz an Blogposts verhindern.
Zum Einen haben wir gerade den prä-Kita Impfmarathon begonnen, was bedeutet, dass unser Sohn derzeit recht viel Zuwendung benötigt. Dies bezieht selbstverständlich auch die Zeit, die mir sonst fürs bloggen bleibt mit ein. Ich glaube aber, Sie verstehen das völlig.
Zum Anderen muss ich beichten, dass ich meiner Elternzeit untreu werden werde. Ja tatsächlich, auch wenn mein Masterplan völlig anders war, musste ich mich Argumenten (nicht zuletzt auch monetären) geschlagen geben und werde zumindest punktuell in diesem und dem nächsten Monat in die Arbeitswelt zurückkehren. Warum, wieso und weshalb werde ich versuchen, in einem anderen Beitrag nochmals näher auszuführen.
Zu guter Letzt dauert die Jagd nach dem Buggy an, so dass ich hier noch keinen Vollzug berichten kann.
Kommen wir für heute aber einmal auf das Thema Impfungen zurück. Ein Thema, das einem Glaubenskrieg nahekommt. Auf der einen Seite, in unverbrüchlicher Treue zur Pharmaindustrie: Der aufgeklärte Homo sapiens impfussimus, welcher den Nachwuchs grundsätzlich frühestmöglich gegen alle Unbillen der mikroskopischen Kriegsführung immunisieren lässt. Auf der anderen Seite, in direkter Nachkommenschaft der Hahnemann'schen Denkschule: Der Homo sapiens verweigerimpfus (besonders häufig in Herdenstärke anzutreffen in Berlin Prenzlberg und Neukölln), der in seiner Ausprägung von vollständiger Verleugnung á la "was ich nicht sehe, das existiert auch nicht" über die abgemilderte Form "da wirken Globuli tausendmal besser" bis hin zur Light-Variante "Auf zur Masernparty" auftritt.
Wer hat nun Recht? Diejenigen die die möglichen Schäden durch eine Impfung für zu gefährlich halten um den teilweise durchaus zuerkannten Nutzen zu rechtfertigen? Oder die Vertreter der umgekehrten Geisteshaltung, die den teilweise dramatischen Schaden Einzelner gegenüber dem Wohl der Masse als nachrangig ansehen?
Quelle & Autor: TUBS in Wikimedia Commons / CCL 3.0 |
Ist das nun richtig oder falsch? Ich persönlich finde es richtig. Wir leben zwar in einem freien Land, ich muss (und möchte) die Entscheidung der Eltern akzeptieren, wenn sie gründlich abgewogen ist. Aber als Verantwortlicher für 20 - 1000 Kinder pro Einrichtung muss man eine Linie fahren, die auch diejenigen schützt, die vielleicht nur aus Unwissenheit vor den dramatischen Folgen einer fehlenden Impfung nicht immunisiert wurden. Da die Freiheit des Einen nun einmal dort aufhört, wo der Schutz des Nächsten beginnt, müssen penetrante Impfverweigerer dann eben mit dieser Konsequenz leben.
Aus dem vorherigen Absatz dürften Sie ableiten können, dass ich ein Befürworter der Impfung bin. Warum? Nun, vor allem aus medizinischen Gründen. Als beruflich Bewanderter kann ich sagen, dass ich die Folgen von Tetanus, Polio, Menigokokken oder auch Masern recht gut einschätzen kann. So gut, dass ich bei einer nüchternen Betrachtung der Statistik sagen muss, es ist ein größeres Risiko hier nicht zu impfen. Natürlich kann und will ich mir selbst im schlimmsten Albtraum nicht ausmalen, wie ich reagiere, wenn genau mein Kind Teil der Statistik wird und einen Schaden davonträgt. Aber wenn es so kommt, dann werde ich trotzdem wissen, dass ich nach Abwägung von Chancen und Risiken nur das Beste für ihn wollte.
Ob man nun Windpocken, Keuchhusten und Co impfen muss, ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe diese Kinderkrankheiten im letzten Jahrhundert ungeimpft alle bekommen und schadensfrei überstanden. Man kann also zumindest darüber diskutieren, ob das rundum-sorglos Paket hier nötig ist. Rotaviren haben wir beispielsweise nicht impfen lassen, einen heftigen Durchfall mit allen unschönen Begleiterscheinungen kann ein wachsames Elternpaar mit Sicherheit gut abfangen.
Wie gesagt, wenn sich jemand intensiv mit Für und Wider beschäftigt hat - und hier gehört auch der Albtraum dazu, in diesem Fall eben umgekehrt, beispielsweise eine Kinderlähmung oder einen Wundstarrkrampf oder eine Unfruchtbarkeit durch eine Maserninfektion als tragbares Risiko ansieht - dann ist es nicht an mir, ihn dafür zu verurteilen.
Was mich aber wirklich in Rage versetzt ist, wenn Menschen rein aus Herdentrieb handeln und nur so verfahren, weil die Mehrheit der alternativen EKT Kita in ihrem "Wahn" (pardon) beschlossen hat, dass die Einrichtung impffrei bleiben soll. Da geht mir die Hutschnur hoch und leider ist der Fall nicht ganz so an den Haaren herbeigezogen, wie es mein Link zu diesem kleinen YouTube Clip vielleicht vermuten lässt.
Wir haben als Eltern nun einmal die Verantwortung für einiges, was bei unseren Kindern lebensverändernd ist bzw. wird. Diese Bürde ist keine reine Freude, jede "falsche" Entscheidung wird uns mit Sicherheit den Rest unseres Lebens verfolgen. Aber wenn wir im Bewusstsein handeln, dass wir uns informiert haben und eine eigene Entscheidung getroffen haben und nicht nur in einem Trend mitzulaufen, macht das die Folgen nicht unbedingt leichter, das Verständnis für den eingeschlagenen Weg aber für alle, auch uns selber, transparenter.
In diesem Sinne und mit Blick auf die Wetterkapriolen vor dem Fenster - Die Grippesaison naht, es ist wieder Zeit für eine Entscheidung "Für" oder "Gegen" eine Impfung meine Damen und Herren!
Bis demnächst. Ihr Alltagspapa
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen