Mittwoch, 28. Oktober 2015

Von Arbeit in der Elternzeit

Willkommen zurück, liebe Leser und herzlichen Dank für die Geduld. Die letzte Impfsession hatte das Immunsystem meines Sohnes leider so auf Trab gehalten, dass ein paar hinterhältige Rhinoviren ganze Arbeit leisten konnten und Eltern und Kind anderthalb sehr unruhige Wochen brachten. Da seit gestern Abend aber auch  die letzten Symptome (bis auf ein heiseres Bellen, dass mancher Soul Legende zur Ehre gereichen würde) abgeklungen sind, bleibt mir wieder etwas Zeit, die neuesten Ereignisse in Blogform zu pressen.

Wie bereits angeklungen, ich habe von meinem Vorsatz, meine Arbeitsstelle bis Jahresende nicht mehr zu betreten abgelassen. Warum? Nun, in erster Linie auf Bitten meiner Vorgesetzten. Ich gehöre zu den Spezialisten in unserem Unternehmen, die den bis vor einiger Zeit noch sehr exotischen Schwerpunkt ihrer Expertise im Ausländer- und Aufenthaltsrecht haben. Ausländer? Aufenthalt? Ja genau, alles das, was man derzeit im Personalbereich benötigt, wenn man sich mit dem Leitthema des zweiten Halbjahres auseinandersetzt - Flüchtlinge.

Trainers Hauptantrieb - Kaffee
Nun sind vor meinen Chefs schon andere Menschen auf die Idee verfallen, hier Wissen aufzubauen, was wiederum dazu führt, dass Dozenten für diese Themen derzeit sehr gefragt, wenig verfügbar und spürbar teurer als noch vor Jahresfrist sind. Zudem kenne ich natürlich die Anknüpfungspunkte an unsere sonstige Arbeit etwas genauer, als irgendein externer Spezialist. Deshalb klingelte also Ende September mein Telefon und eine Anfrage rund 100 Personen schnellstmöglich zu schulen trudelte ein. 
Kurze Besprechung im Familienrat, Terminabstimmung mit der Trainingsabteilung, dann folgte die Zusage meinerseits. Die Gründe? Nun, zum Einen bin ich derzeit zwar nicht hauptberuflich als Trainer angestellt, stamme aber ursprünglich aus diesem Metier und habe einfach Spaß daran. Zum Anderen war die Not wohl schon so groß, dass mir ohne großes Aufheben ein Honorarvertrag wie für einen externen Trainer zugesichert und ausgefertigt wurde. 
Dieser Punkt war für mich zentral, denn, wer dieses Blog schon länger verfolgt weiß, dass sich Nebenbeschäftigungen beim Bezug von Elterngeld nicht lohnen. Durch die Honorarvereinbarung und ein großzügiges Zahlungsziel ist es mir jedoch möglich, ein kleines Zubrot für die Weihnachtsgeschenke zu erwirtschaften, ohne dass die Elterngeldstelle direkt wieder dankend die Hände aufhält. Zu guter Letzt spielt sicher auch eine Rolle, dass ich mittlerweile terminlich doch wieder näher am Arbeiten denn am Beginn der Elternzeit stehe und somit auch selbst ein Interesse habe, zumindest in kleinen Häppchen mitzubekommen, was Flurfunk und Regelungswut der Chefetage so an Veränderungen bringen, wenn ich zurückkehre.

Geht das nun zu Lasten meines Sohnes? Wenn ich ehrlich bin, vermutlich ja. Ist es inkonsequent gegenüber dem, was ich mir vorgenommen habe? Ganz eindeutig.  Aber leider ist das Leben nicht immer so hübsch schwarz und weiß wie man es gerne hätte. 

Die Schulungen an sich waren toll und (hoffentlich) erfolgreich, die Kollegen wiederzusehen, wenn auch diesmal in der Rolle des Vorturners, tat gut. Die Vorgesetzten sind nach bisherigem Feedback zufrieden, das erzielte Einkommen wiederum stimmt auch mich zufrieden. Und der Kleine? Nun, der hatte ein paar wunderbare Tage in denen er Mama außerhalb der Routine von morgens bis abends für sich beanspruchen konnte. Trotzdem oder gerade deswegen hoffe ich, dass ich ab sofort bis Jahresende nicht mehr zurückgerufen werde, einfach weil die noch verbleibende, exklusive Zeit mit ihm immer weniger und somit noch kostbarer wird. 

Und nun entschuldigen Sie mich bitte, der junge Mann wird demnächst aufwachen und aus seinem Bettchen heraus nach jemandem zum ankuscheln suchen...und ich habe vor, dann parat zu stehen.

Auf Bald
Ihr Alltagpapa

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