Kennen Sie das? Sie sind jung und motiviert und wollen alles richtig machen? Zum Beispiel die neue Ausgabe der Krabbelrunde die mein Sohn und ich seit dieser Woche besuchen? Die Sommeredition als offener Kurs ist vorbei, ab sofort gilt wieder eine feste Teilnehmerliste mit Kindern, die in den kommenden zwei Monaten gemeinsam die Welt (der Turnhalle) erkunden. Aus technischen Gründen die in unserem Gesundheitswesen und den dazugehörigen Krankenkassen begründet liegen, musste unsere letzte Kursleitung, die etatmäßig für die Fortsetzung eingeplant war, den Kurs abgeben. Schade für die Eltern, wie sich aber herausstellen sollte, noch "schader" für die neue Kursleitung.
Die Rutsche des (Miß)Erfolgs... |
Leider hatte wohl niemand mit unserer neuen Kursleitung darüber gesprochen, was zuletzt im Sommerkurs der Goldstandard war, an dem sie sich nun messen lassen muss. Verstehen Sie es bitte nicht falsch, weder war sie schlecht, noch hätten die Eltern allzu kritisch reagiert.
Wenn aber Kinder seit Wochen auf eine Bezugperson eingespielt sind, die mit ihnen als Ritual zu Beginn und Ende der Stunde singt, gemeinsam mit ihnen die Spielzeuge aufbaut und erkundet und sich mit jedem einzeln indiviuell auseinandersetzt, dann reagieren die Miniausgaben von uns schon sehr irritiert, wenn statt dessen eine fertige Landschaft auf sie wartet, die Musik nur vom Band kommt und die Kursleiterin passiv in der Mitte sitzt und einfach mal schaut, was die Kinder so damit anzufangen wissen, was sie ihnen in den Weg gestellt hat. So hatten wir also fünf hochgradig irritiert wirkende Kinder zu Beginn der Runde, die alle ihre Eltern mehr oder weniger entgeistert ansahen mit der (natürlich noch nicht formulierbaren Frage)
"In welchen Film sind wir denn hier bitte reingeraten?".
Zum Glück unserer Fachkraft sind Kinder Kinder und somit auch recht schnell darin, sich ihre eigene Welt zu gestalten. Nachdem das Singen also mangels Vorsänger ausfiel (mit Musik aus der Konserve können sie halt nicht so furchtbar viel anfangen) und die Animationsidee, die Kinder doch mal auf den Rücken zu legen (in einer KRABBELrunde), eltern- wie kindseitig verworfen wurde, fingen sie schlicht damit an, die neue Leitung zu ignorieren und aus dem vorhanden Areal das Beste zu machen. Der Neuzugang wurde einbezogen und durch liebevolles Bewerfen mit Bällen, leichte Würgegriffe und Eindringen in Nasenlöcher beim genaueren Abstasten in unsere Runde aufgenommen.
Ohne böse Ironie: Ich glaube wirklich, die junge Dame ging neunzig Minuten durch ihre persönliche Hölle. Für einen Dozenten oder Leiter ist es schon Strafe genug, wenn erwachsene Teilnehmer, statt dem Thema zu folgen, lieber eigenen Diskussionen nachgehen - um wie viel härter muss es dann erst sein, wenn Babys zwischen 8 und 12 Monaten beschließen, ihr keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken?
Auf der anderen Seite bleibt festzuhalten, dass sie noch mindestens 7 Wochen Zeit hat, es jedes Mal ein Stück besser zu machen. Ich persönlich traue ihr das zu, sie hat grundsätzlich die Offenheit, die es braucht, um sich der Materie "Kleinkinder in Erkundungsphase" sachgerecht zu nähern. Was ihr offenkundig fehlt, ist die Erfahrung mit eigenem Nachwuchs, was die heutige Lehrstunde vermutlich nochmals gnadenloser machte. Pädagogik aus Büchern und Seminaren zu kennen ist sicherlich gut (zertifiziert ist sie ja), faktisch aber keine ausreichende Vorbereitung auf den sechsfachen krabbelnden, brabbelnden, stehenden und fallenden Ernstfall...
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