Samstag, 31. Oktober 2015

Sommerzeit? Winterzeit? Babyzeit!

Winterzeit? Sommerzeit? Zeitumstellung? Was wird nicht überall in den Medien geflucht, analysiert und gerätselt. Wie schädlich ist es für Babys? Warum tun wir es? Wie oft tun wir es? Von (bzw. nach) vorne oder von hinten? Und wer liegt eigentlich oben? Fragen über Fragen...

Auch meine Kleinfamilie geht dieser Tage in die zweite Version dieses staatlich angeordneten Eingriffs in den Biorhythmus.  Den einfachsten Part dabei habe zweifelsohne ich als Elternzeitler, den härtesten meine wieder berufstätige Frau. Warum? Nun, im Frühjahr war es so, dass unser Sohn die Existenz der Zeitumstellung einfach kategorisch bestritt, sprich den Tatbestand, dass 6 Uhr früh nun 7 Uhr war, einfach ignorierte. Da ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon wach und meist auch auf der Arbeit war, änderte es nicht allzu viel am Lauf des Tages. Diesmal aber ging es ja rückwärts, was befürchten ließ, dass aus recht zivilisiertem 7.00 - 8.00 Uhr aufwachen, wieder unsägliche 6.00 Uhr ff. werden würde. Dies wiederum würde völlig mit den Zeiten meiner Frau (die ja im Bad etwas länger braucht als ich) kollidieren und somit den gesamten Betriebsablauf nachhaltig verzögern.

Sie bemerken es schon, ich spreche im Konjunktiv. Die Realität ist nämlich ganz anders. Zwar ist der Biorhythmus meiner Frau nachhaltig verwirrt, das Baby kann aber nichts dafür. Der kleine Mensch lebt (zu Papas Glück) völlig zeitlos, aufgrund der Herbstferien standen auch die gesamte Woche keine Kurse an und Nahrung wird ohnehin frei von jeder Uhrzeit nach Bedarf abgefordert. Somit entschied er sich unbewusst erneut für eine Ignoranz der bürokratischen Willkür und schlief völlig befreit von allen Zwängen prompt zwei Stunden länger als üblich. Nun könnte man denken, es sei ein Ausrutscher gewesen, vielleicht weil am Vortag zu viel Input gegeben wurde. Weit gefehlt! 
Das kleine Unzeitwesen hat die Gelegenheit zum Anlass genommen, erneut seine Schlaf- und Wachphasen zu adjustieren. So kommt Papa aktuell in die völlig ungewohnte, aber durchaus nicht unangenehme Situation, dass der Sohn so um kurz nach 9 Uhr morgens damit beginnt, sich Tag und Welt zu erobern. Für eine Eule wie mich natürlich Luxus pur. Gleichzeitig verschläft er dadurch selig den Abschied meiner Frau in Richtung Arbeit, was die zu überbrückende Zeit bis zur glücklichen Rückkehr im Zusammenspiel mit dem wiedereingeführten Frühstücksschläfchen zwischen 11 und 13 Uhr natürlich auch noch einmal angenehm verkürzt.  Im Zuge dieser Rationalisierung wurde dafür das Nachmittagsschläfchen eingespart, womit unser kleiner Aktivposten uns aktuell abends bis 20 Uhr auf Trab hält.

Okay, ich gebe zu, kleine Synchronisierungsfehler gibt es auch bei uns, gestern beispielsweise wurden alle um 4.45 Uhr geweckt um einen Spielinput zu geben. Nachdem er sich nicht recht erklären konnte, warum Mama und Papa hiervon nicht ganz so angetan waren, folgten kurzer Protest (Düsenjäger beim Start) und kindliche Willensbekundung; schlußendlich ließ er sich trotzdem mit einer frischen Windel und Milch davon überzeugen, es nochmals mit schlafen zu probieren.

Ich komme also zu dem Fazit: Zeitumstellung mit nicht kitagebundenen Kindern und einem Elternteil in Elternzeit ist harmlos!  Babys innere Uhr sagt, völlig befreit von allen Zwängen der Welt, wann es was gerne hätte. Dass ein fast einjähriger hierbei Schlafgewohnheiten von den Eltern abschaut ist normal und erfreulich, was kommt, auch vor der nächsten Sommerzeit graut mir wenig, ob er nun um 6 oder 7 (alter Zeit) in der Kita ist, wird ihn herzlich wenig kümmern. Spannender wird es erst kommenden Winter, wenn er dann früher raus muss, damit Mama und Papa übermüdet und mit Mini-Jetlag pünktlich auf ihren Arbeitsplätzen sitzen. Aber wer weiß, vielleicht hat bis dahin ja doch wieder jemand Elternzeit...


Mittwoch, 28. Oktober 2015

Von Arbeit in der Elternzeit

Willkommen zurück, liebe Leser und herzlichen Dank für die Geduld. Die letzte Impfsession hatte das Immunsystem meines Sohnes leider so auf Trab gehalten, dass ein paar hinterhältige Rhinoviren ganze Arbeit leisten konnten und Eltern und Kind anderthalb sehr unruhige Wochen brachten. Da seit gestern Abend aber auch  die letzten Symptome (bis auf ein heiseres Bellen, dass mancher Soul Legende zur Ehre gereichen würde) abgeklungen sind, bleibt mir wieder etwas Zeit, die neuesten Ereignisse in Blogform zu pressen.

Wie bereits angeklungen, ich habe von meinem Vorsatz, meine Arbeitsstelle bis Jahresende nicht mehr zu betreten abgelassen. Warum? Nun, in erster Linie auf Bitten meiner Vorgesetzten. Ich gehöre zu den Spezialisten in unserem Unternehmen, die den bis vor einiger Zeit noch sehr exotischen Schwerpunkt ihrer Expertise im Ausländer- und Aufenthaltsrecht haben. Ausländer? Aufenthalt? Ja genau, alles das, was man derzeit im Personalbereich benötigt, wenn man sich mit dem Leitthema des zweiten Halbjahres auseinandersetzt - Flüchtlinge.

Trainers Hauptantrieb - Kaffee
Nun sind vor meinen Chefs schon andere Menschen auf die Idee verfallen, hier Wissen aufzubauen, was wiederum dazu führt, dass Dozenten für diese Themen derzeit sehr gefragt, wenig verfügbar und spürbar teurer als noch vor Jahresfrist sind. Zudem kenne ich natürlich die Anknüpfungspunkte an unsere sonstige Arbeit etwas genauer, als irgendein externer Spezialist. Deshalb klingelte also Ende September mein Telefon und eine Anfrage rund 100 Personen schnellstmöglich zu schulen trudelte ein. 
Kurze Besprechung im Familienrat, Terminabstimmung mit der Trainingsabteilung, dann folgte die Zusage meinerseits. Die Gründe? Nun, zum Einen bin ich derzeit zwar nicht hauptberuflich als Trainer angestellt, stamme aber ursprünglich aus diesem Metier und habe einfach Spaß daran. Zum Anderen war die Not wohl schon so groß, dass mir ohne großes Aufheben ein Honorarvertrag wie für einen externen Trainer zugesichert und ausgefertigt wurde. 
Dieser Punkt war für mich zentral, denn, wer dieses Blog schon länger verfolgt weiß, dass sich Nebenbeschäftigungen beim Bezug von Elterngeld nicht lohnen. Durch die Honorarvereinbarung und ein großzügiges Zahlungsziel ist es mir jedoch möglich, ein kleines Zubrot für die Weihnachtsgeschenke zu erwirtschaften, ohne dass die Elterngeldstelle direkt wieder dankend die Hände aufhält. Zu guter Letzt spielt sicher auch eine Rolle, dass ich mittlerweile terminlich doch wieder näher am Arbeiten denn am Beginn der Elternzeit stehe und somit auch selbst ein Interesse habe, zumindest in kleinen Häppchen mitzubekommen, was Flurfunk und Regelungswut der Chefetage so an Veränderungen bringen, wenn ich zurückkehre.

Geht das nun zu Lasten meines Sohnes? Wenn ich ehrlich bin, vermutlich ja. Ist es inkonsequent gegenüber dem, was ich mir vorgenommen habe? Ganz eindeutig.  Aber leider ist das Leben nicht immer so hübsch schwarz und weiß wie man es gerne hätte. 

Die Schulungen an sich waren toll und (hoffentlich) erfolgreich, die Kollegen wiederzusehen, wenn auch diesmal in der Rolle des Vorturners, tat gut. Die Vorgesetzten sind nach bisherigem Feedback zufrieden, das erzielte Einkommen wiederum stimmt auch mich zufrieden. Und der Kleine? Nun, der hatte ein paar wunderbare Tage in denen er Mama außerhalb der Routine von morgens bis abends für sich beanspruchen konnte. Trotzdem oder gerade deswegen hoffe ich, dass ich ab sofort bis Jahresende nicht mehr zurückgerufen werde, einfach weil die noch verbleibende, exklusive Zeit mit ihm immer weniger und somit noch kostbarer wird. 

Und nun entschuldigen Sie mich bitte, der junge Mann wird demnächst aufwachen und aus seinem Bettchen heraus nach jemandem zum ankuscheln suchen...und ich habe vor, dann parat zu stehen.

Auf Bald
Ihr Alltagpapa

Dienstag, 20. Oktober 2015

Blogausfall - bitte weitergehen

Hallo liebe Leser,

die kleine Virenarmee hat wieder zugeschlagen und den Junior dahingerafft. Die gesamte Familie schläft seit einigen Tagen im Rhytmus 90 - 30 - 90, was zwar jedes Model neidisch (und magersüchtig) machen könnte, dem Alltagsgeschehen aber eindeutig kontraproduktiv entgegensteht und uns allen vermutlich Hauptrollen in "The Walking dead" ermöglichen würde.


Quelle: melt.fwu.de unter CCL 3.0

Da der heutige Besuch beim Kindermediziner unseres Unvertrauens (Ferienvertretung, eine Katastrophe!) nicht vermuten lässt, dass eine spontante Wunderheilung eintritt, ich zudem diese Woche wie angedeutet auch noch arbeiten muss, wird es den nächsten vollen Blogpost erst nach seiner Genesung geben. 

Vielen Dank für Ihr Verständnis und eine hoffentlich gesunde Zeit

Ihr Alltagspapa

Freitag, 16. Oktober 2015

Lebenszeichen - Von Impfungen und Arbeit

Liebe Leser, 

nein, keine Sorge, dieser Blog ist nicht eingeschlafen, allerhöchstens der Autor zwischendurch mal für nur fünf Stündchen... Allerdings gibt es derzeit 2,5 Aspekte, die eine höhere Frequenz an Blogposts verhindern.

Zum Einen haben wir gerade den prä-Kita Impfmarathon begonnen, was bedeutet, dass unser Sohn derzeit recht viel Zuwendung benötigt. Dies bezieht selbstverständlich auch die Zeit, die mir sonst fürs bloggen bleibt mit ein. Ich glaube aber, Sie verstehen das völlig.

Zum Anderen muss ich beichten, dass ich meiner Elternzeit untreu werden werde. Ja tatsächlich, auch wenn mein Masterplan völlig anders war, musste ich mich Argumenten (nicht zuletzt auch monetären) geschlagen geben und werde zumindest punktuell in diesem und dem nächsten Monat in die Arbeitswelt zurückkehren. Warum, wieso und weshalb werde ich versuchen, in einem anderen Beitrag nochmals näher auszuführen. 

Zu guter Letzt dauert die Jagd nach dem Buggy an, so dass ich hier noch keinen Vollzug berichten kann.

Kommen wir für heute aber einmal auf das Thema Impfungen zurück. Ein Thema, das einem Glaubenskrieg nahekommt. Auf der einen Seite, in unverbrüchlicher Treue zur Pharmaindustrie: Der aufgeklärte Homo sapiens impfussimus, welcher den Nachwuchs grundsätzlich frühestmöglich gegen alle Unbillen der mikroskopischen Kriegsführung immunisieren lässt. Auf der anderen Seite, in direkter Nachkommenschaft der Hahnemann'schen Denkschule: Der Homo sapiens verweigerimpfus (besonders häufig in Herdenstärke anzutreffen in Berlin Prenzlberg und Neukölln), der in seiner Ausprägung von vollständiger Verleugnung á la "was ich nicht sehe, das existiert auch nicht" über die abgemilderte Form "da wirken Globuli tausendmal besser" bis hin zur Light-Variante "Auf zur Masernparty" auftritt.  


Wer hat nun Recht? Diejenigen die die möglichen Schäden durch eine Impfung für zu gefährlich halten um den teilweise durchaus zuerkannten Nutzen zu rechtfertigen? Oder die Vertreter der umgekehrten Geisteshaltung, die den teilweise dramatischen Schaden Einzelner gegenüber dem Wohl der Masse als nachrangig ansehen?

Quelle & Autor: TUBS in Wikimedia Commons / CCL 3.0
Berlin als Land hat hier, zumindest in Teilen, eine eindeutige Antwort gegeben. Seit der letzten, fast 10 Monate tobenden, Masernepidemie in unserer Stadt gilt seit Ende der Sommerferien, dass kleine Kita-Gäste und Grundschüler ohne einen entsprechenden Nachweis im Impfpass schon beim kleinsten Erreger vom Besuch der Einrichtung ausgeschlossen werden, ohne Wenn und Aber. Die Eltern, die also gegen Impfungen sind, haben dann nurmehr die Möglichkeit ihren Jahresurlaub darauf zu verwenden, die Betreuung des Kindes selber zu übernehmen oder aber - zumindest vor der Einschulung - eine kostenpflichtige Alternative von Babysitter bis Tagesmutter in Anspruch zu nehmen.

Ist das nun richtig oder falsch? Ich persönlich finde es richtig. Wir leben zwar in einem freien Land, ich muss (und möchte) die Entscheidung der Eltern akzeptieren, wenn sie gründlich abgewogen ist. Aber als Verantwortlicher für 20 - 1000 Kinder pro Einrichtung muss man eine Linie fahren, die auch diejenigen schützt, die vielleicht nur aus Unwissenheit vor den dramatischen Folgen einer fehlenden Impfung nicht immunisiert wurden. Da die Freiheit des Einen nun einmal dort aufhört, wo der Schutz des Nächsten beginnt, müssen penetrante Impfverweigerer dann eben mit dieser Konsequenz leben.

Aus dem vorherigen Absatz dürften Sie ableiten können, dass ich ein Befürworter der Impfung bin. Warum? Nun, vor allem aus medizinischen Gründen. Als beruflich Bewanderter kann ich sagen, dass ich die Folgen von Tetanus, Polio, Menigokokken oder auch Masern recht gut einschätzen kann. So gut, dass ich bei einer nüchternen Betrachtung der Statistik sagen muss, es ist ein größeres Risiko hier nicht zu impfen. Natürlich kann und will ich mir selbst im schlimmsten Albtraum nicht ausmalen, wie ich reagiere, wenn genau mein Kind Teil der Statistik wird und einen Schaden davonträgt. Aber wenn es so kommt, dann werde ich trotzdem wissen, dass ich nach Abwägung von Chancen und Risiken nur das Beste für ihn wollte. 
Ob man nun Windpocken, Keuchhusten und Co impfen muss, ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe diese Kinderkrankheiten im letzten Jahrhundert ungeimpft alle bekommen und schadensfrei überstanden. Man kann also zumindest darüber diskutieren, ob das rundum-sorglos Paket hier nötig ist. Rotaviren haben wir beispielsweise nicht impfen lassen, einen heftigen Durchfall mit allen unschönen Begleiterscheinungen kann ein wachsames Elternpaar mit Sicherheit gut abfangen.

Wie gesagt, wenn sich jemand intensiv mit Für und Wider beschäftigt hat - und hier gehört auch der Albtraum dazu, in diesem Fall eben umgekehrt, beispielsweise eine Kinderlähmung oder einen Wundstarrkrampf oder eine Unfruchtbarkeit durch eine Maserninfektion als tragbares Risiko ansieht - dann ist es nicht an mir, ihn dafür zu verurteilen.
Was mich aber wirklich in Rage versetzt ist, wenn Menschen rein aus Herdentrieb handeln und nur so verfahren, weil die Mehrheit der alternativen EKT Kita in ihrem "Wahn" (pardon) beschlossen hat, dass die Einrichtung impffrei bleiben soll. Da geht mir die Hutschnur hoch und leider ist der Fall nicht ganz so an den Haaren herbeigezogen, wie es mein Link zu diesem kleinen YouTube Clip vielleicht vermuten lässt.

Wir haben als Eltern nun einmal die Verantwortung für einiges, was bei unseren Kindern lebensverändernd ist bzw. wird. Diese Bürde ist keine reine Freude, jede "falsche" Entscheidung wird uns mit Sicherheit den Rest unseres Lebens verfolgen. Aber wenn wir im Bewusstsein handeln, dass wir uns informiert haben und eine eigene Entscheidung getroffen haben und nicht nur in einem Trend mitzulaufen, macht das die Folgen nicht unbedingt leichter, das Verständnis für den eingeschlagenen Weg aber für alle, auch uns selber, transparenter.

In diesem Sinne und mit Blick auf die Wetterkapriolen vor dem Fenster - Die Grippesaison naht, es ist wieder Zeit für eine Entscheidung "Für" oder "Gegen" eine Impfung meine Damen und Herren!

Bis demnächst. Ihr Alltagspapa

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Karriere: eine Partie Monopoly oder für Eltern doch realistisch?

Als Eltern wird uns etwas bewusst, was vielen Kinderlosen nicht logisch nachvollziehbar erscheint. Karriere machen, so gut, wichtig und richtig es ist, hat auch Kehrseiten. Solche, die manch einer der glücklich Erziehenden nicht länger auf sich nehmen mag. Warum? Die Gründe sind mannigfaltig. Man möchte nicht seine Kollegen öfter sehen, als seine Kinder. Das Handy soll nach Feierabend aus bleiben, um nicht am einzigen freien Abend mit dem Partner noch gestört zu werden. Oder einfach, man möchte sich frei fühlen in dem, was man tut, wann man es tut. Natürlich spreche ich hier von gesellschaftsgängigen Formen. Ich spreche von Teilzeit, von Vollzeit und von Beschäftigten an sich, die einfach nur beschlossen haben, sich dem Wahnsinn der Mehrleistung für einen möglicherweise irgendwann vakanten Posten auf höherer Ebene nicht (mehr) anzuschließen.

So sehr ich diese Überlegungen nachvollziehen kann, so wenig liegen sie mir. Ich für meinen Teil möchte noch ein wenig höher in der Hackordnung aufsteigen, sei es fachlich oder führend. Allerdings möchte ich auch nicht, dass mein Sohn hierdurch weniger von mir hat. Ein Dilemma, denken Sie nun? Fürwahr und was für Eines, am Ende reicht es ja für ein Blog, das ich nun schon seit einigen Monaten mit wachsender Leserzahl führe ;)

Umso mehr freute ich mich daher, als ich vor dem Wochenende diesen Artikel eines Chefs für ein "entspanntes Berufsleben" lesen konnte. Zugegeben, ich kannte den Mann nicht, aber er ist Rheinländer und somit qua Herkunft ein Stück weit seelenverwandt. Auch ist er sicher kein Guru, der den Stein der Weisen gefunden hat. Wenn ich aber so über seine Thesen nachdenke, stelle ich fest, dass viel Wahres darin liegt. 

  "Liebe deine Familie, deine Freunde, dich selbst und das Leben. Aber nie deinen Job.“


Nimmt man diese Aussage als Quintessenz dessen, was er für sich und seine Leserschaft zusammenfasst, ist man meiner Meinung nach auch gegenüber seinem Job und den damit verbundenen Erwartungen auf einem guten Argumentationspfad (und sei es nur für sich selber). 

Monopoly als Blaupause der Karriere?
(Bild: Horst Frank deutschsprachige Wikipedia)
Seine Analogie zu Monopoly, also dass wir nicht so viel an der Welt verändern, ob wir nun da sind oder nicht, teile ich nur bedingt, denn wenn man in ein Spiel einsteigt, dann nicht nur um dabei zu sein, sondern um es zu gewinnen. Sie sehen es anders? Dann empfehle ich Ihnen dringend für Olympia zu trainieren, dort reicht es wirklich, teilgenommen zu haben (zur Not auch als thailändische Weltklasse-Geigerin unter dem Namen des Vaters mit bestochenen slowakischen Kampfrichtern um die Norm im Ski irgendwie zu schaffen).

Alle anderen müssen sich wohl damit auseinandersetzen, dass vermutlich eher der Geschäftspartner zum Essen bittet, das Controlling nach Dienstschluss noch Zahlen zugeliefert haben möchte und der Vorgesetzte dann doch darauf besteht, dass man gleich alle drei Kollegen vertritt, die von gestern auf heute die Grippe dahingerafft hat. 

Was bleibt also? Konsequentes delegieren als ersten Schritt. Wer nicht gerade Berufsanfänger ist wird als künftiges Alpha-Tier schon hier lernen müssen, fachgerecht (also so, dass es dem anderen eine Ehre oder zumindest eine Herausforderung ist) Arbeit an andere abzutreten. Was konkret, das entscheidet jeweils das Ziel und das Thema. Tasks die nicht übermäßig fordern kann man auch mal dem Azubi anvertrauen, Projekte die einem selber keinen Spaß machen, sollte man, wenn irgend möglich sowieso an Kollegen abtreten (wobei natürlich zu beachten ist, dass man sich damit nicht selber übervorteilt weil es das Lieblingsprojekt des Chefs ist...) und mit gnadenloser Priorisierung hat man schon so manche drohenden Überstunden abwenden können.

Was Kundenbeziehungen angeht wird es schon heikler. Sicher, Herr Behrendt kann aus seinem Platz in der Hierarchie beschließen, den Key Account Manager des Kunden oder Dienstleisters nicht zu treffen, eine Option die den meisten von uns schlicht verschlossen bleiben wird. Was aber sicher geht, ist die Verlagerung innerhalb der "Business hours", damit zumindest der Abend bei Partner und Kindern gesichert ist. Eine Option, die übrigens auch für kinderlose Singles zu empfehlen ist, denn im Pub zum Feierabendbier sind die Flirtchancen deutlich höher als mit anderen Anzugträgern beim Nobelitaliener im Flüsterton...

Auf jedenfall sind seine Thesen lesenswert, wer sich mit dem Dilemma Familie vs. Job vs. Karriere ernsthaft auseinandersetzt wird sicherlich auch in diesem Beitrag dazu ein paar Wahrheiten finden, die er für sich verwenden kann.
Wenn diese Wahrheiten dann partout nicht zum aktuellen Job passen wollen empfehle ich übrigens in letzter Konsequenz den Wechsel. Die Lage für gut qualifizierte Arbeitnehmer ist gut und wird immer besser und Ihnen und Ihrer Familie ist nicht damit gedient, wenn Ihr Job eine ständige Belastung für alle darstellt. 

In diesem Sinne, schlafen Sie weniger auswärts, nutzen Sie das Abendessen als Ankerpunkt für Ihre Familie und schalten Sie einfach mal ab.

Ihr Alltagspapa

Montag, 5. Oktober 2015

Was uns niemand erzählt hat, bevor...

Lisa Harmann ist offenbar Mutter - herzlichen Glückwunsch. Neben dieser tollen Eigenschaft ist Lisa aber vor allem eines...Redakteurin bei einem großen deutschen Boulevardblatt, dem EXPRESS. Für diesen hat sie zum Wochenende einmal 24 "Fakten" gesammelt und diese unter dem Titel "Was uns niemand erzählt hat, bevor wir Eltern wurden" in Artikelform abgefasst. 

Nachdem ich vor einiger Zeit schon den Artikel des BILDenden Kollegen auf uns gespiegelt hatte, nehme ich mir also auch gerne die (eigenen?) Erfahrungen dieser Kollegin vor und schaue, was in der Folge auf meine Kleinfamilie zutrifft. Viel Spaß beim Lesen!




Warum hat uns niemand erzählt,...


1. Dass die lieben Kleinen praktisch das ganze erste Jahr AUF einem wohnen.
  • Ja, stimmt, und wenn ich den kleinen Mann mal wieder in der unmöglichsten Position auf mir verbrezelt liegen habe, danke ich in erster Linie meinem Fitnesstrainer Junior dafür, dass er auf einen gleichmäßigen Aufbau aller Muskelpartien achtet

2. Dass wir nicht mehr beim Vornamen angesprochen werden, sondern nur noch als Mama oder „Papa von...“
  • Zumindest außerhalb des eigenen Freundeskreises völlig zutreffend, Namen sind Schall und Rauch. Diejenigen, einen Kurs zusammen besuchen kennen sich eh am Gesicht, alle fremden, die ebenfalls ein Kind in diesem Altersbereich haben fraternisieren spontan und nutzen zur Identifikation des geschlechtsreifen Großstädters vornehmlich seinen kleinen Abkömmling.

3. Dass wir uns nach drei durchwachten Nächten fühlen, als hätten wir zwei Promille – und uns auch so benehmen.
  • Dafür braucht es, zumindest bei mir, keine durchwachten Nächte. Diese hätte ich dank eines Murmeltieres als Sohn sowieso nicht, aber als Eulenmensch jeden Tag zwischen 6 und 8 hoch zu müssen sorgte neulich dafür, dass der Fotograf bei den Passfotos zum Editor griff und mir dazu leicht ironisch mitteilte "Ich nehme Ihnen dann mal eine Nacht aus dem Gesicht" - Vielen Dank

4. Dass die Kinder dich schon so oft in peinliche Situationen gebracht haben, dass es dir irgendwann egal ist, was die Leute denken.
  • Ein Baby das in der vollbesetzten Kirche (Christmette) gegen die Chorschola ansingt weil es keine lateinischen Texte mag?: Check

5. Dass wir Heimweh bekommen, wenn wir mal mehr als zwei Tage allein von Zuhause (sic!) weg waren – oder mehr als zwei Stunden.
  • Eindeutig, auch wenn ich das als Papa nie vermutet hätte. Geschrieben habe ich ja schon öfter darüber, aber erstaunt bin ich über dieses Heimweh jedesmal wenn ich nachts in einem Bett liege, in dem plötzlich volle 90-180 cm nur für mich zur Verfügung stehen.

6. Dass wir mal zusammen mit fremden Menschen mit lautem Töröö und dem Arm als Rüssel durch einen Raum stampfen würden – beim Babykurs mit dem Elefanten-Begrüßungslied.
  • Wenn wir daraus das Windmühlenlied machen "Es dreht sich die Mühle..." bin ich dabei, von tausend bis 8!

7. Dass wir nachts aufwachen, weil das Baby schon vier Stunden lang nicht erwacht ist und schauen, ob es noch atmet.
  • Ja, ja und nochmals ja. Es gibt nichts wertvolleres als dieses Kind, deshalb ist Vertrauen gut, Kontrolle aber eindeutig besser. Und das hat nichts mit Helikoptern zu tun ;)

8. Dass der Ehemann irgendwann aus dem gemeinsamen Bett auszieht, weil das Kleinkind rotiert wie ein Helikopter. Oder zu laut schnarcht.  
  • FALSCH! Der Ehemann bin zum Glück ich und nichts dergleichen geht in mir um. Sicher, auf dem Sofa würde ich vermutlich entspannter nächtigen, aber mein Guten-Morgen-Papa Küsschen lasse ich mir doch nicht nehmen (auch nicht um 5.15 Uhr *seufz*)

9. Dass wir mal Herzchen aus Gouda-Käse schnitzen würden – für die Kita-Brotdose.
  • Ich komme darauf zurück, wenn wir dann mal in der Kita sind

10. Dass wir nicht einmal mehr Spinnen oder Fliegen erschlagen können, weil die ja auch eine Mama haben.
  • Habe ich, ehrlich gesagt, auch bisher nicht gemacht. Jeder Gast in meinem Haus hat Anspruch auf eine herzliche Verabschiedung, bei raus ist aus. Also schmeisse ich das Getier natürlich RRRRRAUS

11. Dass wir mal in Ohren und Nasen pulen würden, die nicht unsere eigenen sind.
  • Wird für die meisten wohl stimmen, für uns als medizinische Eltern ist es leider keine Premiere (auch wenn es deutlich schönere Dinge im Leben gibt, egal bei wem...)

12. Dass man Kinder nie pünktlich abholt. Kommen wir zu früh, wollen sie noch spielen. Kommen wir zu spät, gibt's Ärger, weil sie so lange warten mussten.
  • Lasst uns zu früh ins Bett oder zu spät an den jeweils anderen Elternteil übergeben drauf machen und ich bin an Bord!

13. Dass Kinder sieben Tage die Woche Nudeln ohne alles wollen, egal, wie toll du das Gemüse wieder geschnitzt hast. 
  • Hier irrt Lisa (bisher). Derzeit wird glücklicherweise noch alles erkundet was essbar sein könnte, wobei Kinder von essbar deutlich andere Vorstellungen haben, als ihre Eltern. Insofern schauen wir mal, wann wir bei Nudeln mit Nudeln ankommen...

 14. Dass wir uns nach dem 20.15h-Film ins Bett sehnen, statt uns für eine Party fertig zu machen.
  • Ja, es sei denn, man(n) kommt danach noch auf die Idee, schnell ein Blog über einen Artikel zu schreiben, den man in einem Boulevardmagazin gefunden hat ...ZzzzZZzzZ

15. Dass wir so kitschig werden, dass wir dauernd Happy Ends herbeisehnen.
  • Öhm? Wie jetzt? NÖ!

16. Dass wir bei Dokumentationen über Kinderarmut in Bangladesch weinen müssen.
  • Bedauere, dazu bin ich wohl doch noch nicht weich genug. Unfair finden, ja gerne, aber von Empathie auf Manie umzusteigen dann doch eher nicht...

17. Dass Kaffee, der zum zweiten Mal in der Mikrowelle erhitzt wurde, nicht mehr so richtig lecker schmeckt.
  • Da die liebende Mama dieser Familie Mikrowellen als Teufelszeug abtut, staubt unsere schon seit ewiger Zeit im Keller vor sich hin. Daher kam ich noch nicht in die Verlegenheit es ausprobieren zu müssen. Aber Speisen mehrfach erhitzen und dann doch abbrechen müssen? Willkommen in meiner Welt...

18. Dass wir nie mehr allein auf's stille Örtchen gehen werden. Und dabei sogar noch Fingerspiel-Theater vorführen.
  • Ersteres stimmt, zur Vermeidung des Theaters nutze ich allerdings ein Laufgitter gefüllt mit Ablenkung....klar, es ist Babygefängnis, aber bei manchen Verrichtungen brauche ich nun einmal Ruhe!

19. Dass ein Kind einen Tobsuchtsanfall kriegen kann, wenn wir vor ihm die Treppe hochgehen. Oder nach ihm. Je nach Laune.
  • Eine Treppe macht nur dann Laune, wenn man sie selber erkrabbeln kann. Ob man das kann, ist dabei völlig nebensächlich! Demzufolge hat der diensthabende Treppenträger auch Pech und muss sich den Protest anhören. Basta!

20. Dass alles immer nur eine Phaaaaase ist.
  • Für nähere Details konsultieren Sie bitte denjenigen in Ihrem Bekanntenkreis, der die Theorien eines gewissen S. Freud am besten kennt

21. Dass wir plötzlich verstehen können, warum uns die eigenen Eltern nicht bis spät nachts um die Häuser ziehen ließen.
  • Zum Glück habe ich noch mindestens eine Dekade Zeit, bis ich mich mit dieser Thematik befassen muss.

22. Dass immer diejenigen die besten Erziehungstipps geben, die überhaupt keine Kinder haben. Und die wir überhaupt nicht kennen.
  • STIMMT

23. Dass Gespräche über Sex oder Bier- oder Weinsorten uns total banal vorkommen, wenn unser Kind gerade heldenhaft seine erste Erkältung überstanden hat.
  • Also, ein gutes Gespräch über Sex (oder auch Sex selber) geht immer...aber ja, ich habe zuletzt deutlich mehr Gespräche über die Masernepidemie in Berlin und Flüchtlingsquoten in Kitas führen können (müssen), als über diese banalen Themen. Was wohl aber auch an den zur Verfügung stehenden Gesprächspartnern liegen könnte (siehe oben).

24. Dass man das Essen größtenteils unter dem Tisch verbringt, um dort die Erbsen-Möhren-Maiskörner aufzusammeln.
  • Hier unterscheidet sich offenkundig, ob die klugen Eltern einen Hartboden oder Teppich im Esszimmer haben. Wir lassen den Kleinen alles verteilen und wischen NACH der Kindergrundreinigung auf. Alles andere würde Sisyphos zur Ehre gereichen.

Freitag, 2. Oktober 2015

Was war, was wird - Oktober Edition

Liebe Leser,

schon wieder ist ein Monat vorbei, das Weihnachtsfest kommt immer näher, die Versuchung, sich bei den aktuellen Außentemperaturen die ersten Printen zu Gemüte zu führen, immer größer. Bei unseren Omas und Opas ist bereits hektische Betriebsamkeit ausgebrochen um die Weihnachtsgeschenke für alle Enkel rechtzeitig beisammen zu haben, sonst könnte ja etwas vergriffen sein.
Da ich jedoch keine Debatten über Vorzüge von Warenverfügbarkeiten in Zeiten der Globalisierung führen möchte, belasse ich sie einfach in dem Glauben, dass früher besser ist und habe pflichtgemäß die Wunschliste für den kleinen Menschen übersandt.  Frohes Shoppen!

Bei uns hingegen kann von herbstlicher Entspannung keine Rede sein. Nachdem der Wiederbeginn des Arbeitslebens bei meiner Frau zunächst so gemütlich voranging wie geplant ist nunmehr seit knapp anderthalb Wochen Alarm in der Firma. Deadline jagt Deadline, globalisiertes Arbeiten mit 4 verschiedenen Zeitzonen erfordert unvorteilhafte Arbeitszeiten und sorgt dafür, dass Papa und Baby plötzlich deutlich mehr Zeit alleine miteinander haben, als zunächst erwartet. 
Glücklicherweise habe ich einen sehr pflegeleichten Sohn, der auch abgepumpte Milch anstandslos als Einleitung zum Mittagsschläfen akzeptiert, sonst würde es vermutlich wirklich finster aussehen. So allerdings schaffen wir mittlerweile unsere 8 Stunden ohne Mama recht erfolgreich (okay, kleinere Totalausfälle gibt es natürlich auch, aber zum Glück an einer Hand abzählbar) was dazu führt, dass unsere Verbindung noch enger wird. Kehrseite der Medaille ist, dass Mama natürlich ihr Kind vermisst, was wiederum zu Unzufriedenheit dort sorgt. Das Thema Work-Life Balance hat uns also, wie Sie sehen, voll erwischt. Welche Lösungen uns dazu einfallen, finden Sie bestimmt demnächst hier niedergeschrieben...

Auch mein Arbeitgeber hat zwischenzeitlich Sehnsucht nach mir bekommen, mittlerweile war ich zwei Mal (mit Nachwuchs) dort und werde wohl auch in den kommenden Wochen meinen Vorsatz, dort nicht aufzutauchen, nicht ganz einhalten können. Die feine Linie zwischen Karriere und Familie, die eigentlich eine klare Demarkationslinie sein sollte weicht auch zu meinem Bedauern (und meiner Überraschung) erstaunlich nachhaltig auf.

Und sonst? Ansonsten können wir nicht klagen. Gesundheitlich sind alle trotz herbstlichem Wetter auf dem Damm, Verwandte besuchen uns und der Alltagspapa hatte sogar zweimal in diesem Monat Ausgang. Der erste endete sehr spät (oder sehr früh? =)) in einem Pub, der zweite wesentlich geziemter schon am frühen Abend. Trotzdem ist das Sozialleben natürlich in keiner Weise mehr dem früherer Jahre entsprechend, allerdings gewinnt nach einem vollen Tag Kinderaction ein ruhiger Abend auf dem Sofa ungemein an Verlockung.

Der kommende Monat wird für uns zunächst nichts geplant Neues bringen, alle Kursen laufen bis zu den Herbstferien fort, neue Formate beginnen für uns erst im November. Trotzdem steht natürlich schon heute allerlei im Familienkalender, langweilig wird uns also mit Sicherheit nicht.

Aktuell befindet sich der Autor dieser Zeilen übrigens auf der Jagd nach einem Buggy für den Nachwuchs, das ständige verladen von 16kg Kinderwagen in die Familienkutsche geht mir so langsam aber sicher doch auf den Rücken...was ich hier bei ebay und Co erlebe ist abstrus genug, um nach meinem Kauferfolg mindestens ein weiteres Post sicherzustellen.

Bleiben Sie mir gewogen und genießen Sie mit Ihren Lieben ein tolles Wochenende, ich lege mich nun zwecks schamloser Ausnutzung der Mittagsruhe zu meinem Sohn.