Montag, 17. August 2015

Rabeneltern, Karriere und was Roland Berger damit zu tun hat...

Hallo, Sie vermissen den heutigen Blogpost? Gut, ich nämlich auch, weshalb ich umgehend etwas daran ändere.  Die Verzögerung bitte ich zu entschuldigen, die Fortbewegung in Berlin war heute wieder einmal nicht nur ob der Temperaturen im öffentlichen Verkehr tödlich. 

Es ist Montag, mithin Zeit, sich nach zwei Wochen Amtsschimmel wieder einmal dem Thema Kind & Karriere von einer anderen Warte aus zu nähern. Inspiration und Verursacher diesmal ist der Blog einer geschätzten Freundin, Tina Groll, die unter DieChefin mit deutlich erkennbar feministischer Feder, zu ähnlichen Problemen kommentiert wie ich hier. 

Elternzeit in Deutschland und anderswo

Sozialkontakte als
Grundbedürfnis
Bereits zu Monatsanfang hat sie sich intensiv damit befasst, was der Videoanbieter Netflix in den USA für eine Revolution anstößt, indem er dort bezahlte Elternzeit einführt. In einem Nebensatz erwähnt sie dabei auch eine, noch nicht in der breiten Öffentlichkeit bekannte, aktuelle Auswertung der Heinrich-Böll-Stiftung, die sich mit dem Thema Work-Life-Balance für Eltern(paare ) auseinandersetzt.

Wie sieht also die Work-Life Balance heute nach bzw. mit dem ersten Kind aus? Was vermuten Sie? Werden Sie weniger arbeiten um mehr Zeit für den Nachwuchs zu haben? Wird die Mama die Erziehung im klassischen Rollenbild übernehmen und der Vater munter weiterschaffen? Werden beide in Teilzeit sein und die dadurch gewonnene Zeit in ihr Kind stecken? Und wie sieht es eigentlich mit den sonstigen, sozialen Kontakten aus?

Das Ergebnis ist erstaunlich. In der "Rush Hour des Lebens"  ist es tatsächlich nämlich so (zumindest in Deutschland), dass Paare NICHT weniger Arbeiten. Um die eigene Karriereampel nicht völlig und dauerhaft auf "rot" stehen zu lassen kehren Männer und Frauen immer schneller mit immer mehr Stunden in ihren Beruf zurück. Allerdings, so die Studien, bedeutet dies nicht, dass sie deshalb größere Rabeneltern wären, als vorangegangene Generationen. Nein, im Gegenteil, die Zeit mit dem eigenen Nachwuchs hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren sogar um bis zu eine halbe Stunde täglich verlängert. 
Da aber auch für junge Eltern der Tag nur 24 Stunden hat, die Erholungsphasen stark babygesteuert sind, trotzdem aber irgendwo die für die Arbeit und das Kind gewonnene Zeit eingespart werden muss, finden die Kürzungen dort statt, wo alle Klischees es wollen - in der eigenen Freizeit. Nach der Auswertung der statistischen Daten gehen Paare mit Kind seltener zum Sport (nicht Babyturnen, eigene Fitness), treffen Freunde deutlich seltener als Kinderlose und ignorieren zwangsweise die kulturellen Highlights von Kino bis Klassik.
Manches davon ist aufgrund zeitlicher Überschneidungen sicherlich nachvollziehbar, schließlich liegt der Nachwuchs meist schon im Bett, wenn die wirklich interessanten Filme laufen. Anderes jedoch ist ein bedenklicher Trend. 

Karriere nur mehr für Kinderlose?

Nur noch die Rücklichter der eigenen Karriere?
Wir können (oder wollen, oder dürfen) es uns anscheinend nicht mehr erlauben, als Eltern beruflich kürzer zu treten, weil dies unsere Chancen auf ein Vorankommen der Karriere mindert. Vermutlich nicht einmal nur deshalb, weil Chefs die zeitliche Flexibilität der kinderlosen Konkurrenz schätzen, sondern schlicht auch, weil Eltern diesen Koteau eingehen und somit die Position derjenigen, die eigentlich gerne mehr Balance in ihrem Arbeits-Kinder und Sozialleben umsetzen wollen, noch weiter schwächen.


Wie umfangreich die Einschränkungen sind, die wir uns mit diesem "gesellschaftlichen" Verhalten selbst auferlegen muss sich erst noch erweisen, die Studie von Uta Meier-Gräwe und Nina Klünder kann hier zunächst lediglich ein Orientierungspunkt sein, wie gravierend der Wunsch (oder auch die schlichte finanzielle Notwendigkeit) nach beruflichem Fortkommen heutzutage Einfluss auf unser Privatleben nimmt. Das insbesondere die Privatwirtschaft bei der vielbeschworenen Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland noch einiges nachzuholen hat, stellten bereits die Analysten von Roland Berger Ende letzten Jahres fest

Fazit

Ich kann Tina Groll nicht bedenkenlos zustimmen, wenn sie feststellt, dass die aktuelle Situation eine traditionelle Rollenverteilung fördern würde, stimme aber mit ihr überein, dass Arbeitgeber noch viel tun können, von flexiblen Arbeitsmodellen bis Anpassung der Förderkriterien beim nächsten Aufstieg. Dies alle würde jungen Paaren vermitteln, dass Kinder kein Hindernis im Job sind, sondern der gesellschaftliche Beitrag sowie die Bereitschaft langjährig die Verantwortung für ein anderes Leben zu übernehmen eine Anerkennung im Beruf zur Folge haben.



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