Mittwoch, 12. August 2015

Großeltern und Babys - Hurra oder owei?


Logierbesuch im Hause Alltagspapa: Nun hat meine Kleinfamilie also zum letzten Mal in diesem Sommer Unterstützung durch die Großeltern bekommen. Meine Frau freut sich darüber, mein Sohn ist immer ein dankbarer Empfänger jeglicher Art von Entertainment, nur ich bin hier etwas ambivalent.

Warum? Sicherlich, Großeltern sind etwas tolles und die Kinder lernen von ihnen viel über eine Welt die einmal war, während aufgeschlossene Omas und Opas viel über die Welt lernen können, die ihre Enkel einmal ausgestalten werden. Aber leider ist es oftmals auch so, dass der letzte, praktische Umgang mit dem Wesen "Baby" oder "Kleinkind" gute 30 Jahre zurückliegt. Demzufolge sind auch manche Methoden und Ansätze heute etwas aus der Mode geraten.

Nicht umsonst bieten große Geburtstationen landauf, landab mittlerweile nicht nur die obligatorischen Hechelkurse für werdende Eltern an. Vielmehr gibt es zwischenzeitlich eine Unmenge an Kursen in denen werdende Großeltern erklärt bekommen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse sich gegenüber ihrer eigenen Elternwerdung verändert haben, warum man ein Kind nicht mehr zwangsläufig mit Brei füttert und wieso abstillen nach 3-6 Monaten heutzutage die Ausnahme und nicht mehr die Regel ist.

Leider zeigt sich die vorherige Generation nicht immer überzeugt davon, dass unser Tun und Lassen das Beste für den Enkel ist, was wiederum zu unterschwelligem Konfliktpotential führt.
Keine Frage, im Alltag sind Omas und Opas eine willkommene Abwechslung, die auch mir und meiner Frau erlauben, zwischendurch mal kurz durchzuatmen ohne die Befürchtung zu haben, dass der nächste eigenständige Stehversuch unseres Sohnes prompt auf der Nase endet und die gerade gewonnene Zweisamkeit so zunichte macht.

Aber wenn ich anfangen muss mich zu erklären, warum mein Kind unser Essen probieren darf, selbst wenn es sich dabei um Eis, süßes Obst oder Käsetoast handelt, dann läuft hier etwas gewaltig schief. Ähnliches lässt sich für die Fragestellung feststellen, ob ein Kind von fast neun Monaten wirklich schon auf dem Töpfchen sitzen müsse (dass ER es toll findet, nicht in einer vollgekackten Windel zu liegen, wird hier geflissentlich ignoriert), oder warum das Kind erst um 21 Uhr schlafen geht (vielleicht, weil es vorher das Tageslicht auskosten möchte und deshalb lieber vormittags nochmal etwas ausführlicher schläft?!?) und wir uns dann aber plötzlich Ruhe und Zurückhaltung erbitten. Da entfleucht mir dann schon einmal ein unwirscher Kommentar, der natürlich schnell als Majestätsbeleidigung gewertet wird. Schließlich wolle man nur das Beste für alle Beteiligten und sich selbst!

Ich gebe zu, der geborene Diplomat war und bin ich nicht. Ich rede wie es mir in den Sinn kommt und meine Toleranzschwelle ist im Bezug auf das, was meinem Kind nicht gut tut, äußerst gering! Mir stellt sich bei solchen Diskussionen immer folgende Frage: Unsere Eltern haben uns groß gezogen, und dabei augenscheinlich nichts katastrophal Falsches gemacht. Warum also haben sie nicht das Vertrauen ins uns, dass uns ebensolches mit unseren Kindern gelingt?

Sicher, wir machen es anders als sie damals (einiges aber auch gleich, einfach weil es sich bewährt hat). Aber vor allem ist uns am Ende herzlich egal, ob Oma I der Ansicht ist, das Kind müsse auch mal alleine schlafen (wenn er das nicht will, muss er es nicht. Punktum aus, auch Menschen sind nur große Tiere die bevorzugt im Rudel schlafen), während Oma II den Kopf schüttelt, wenn wir ihn nackt (bei 35° Außentemperatur) in der Wohnung rumkrabbeln lassen.

Es gibt einfach niemanden, der uns ein besseres, ehrlicheres und direkteres Feedback auf unser Tun geben kann, als unser Sohn. Wenn er damit zufrieden ist und zudem keine Gefahr für Leib und Leben besteht, dann soll er machen.

"Look at the boy" und "Learning by doing" waren die Leitsätze des Gründers der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell, einst.


Verdammt nochmal liebe Großeltern, so sehr wir Euren Rat und Eure Hilfe schätzen, er hatte und hat Recht damit.


Vielen Dank übrigens an Germanwings für die bildhafte Begleitung des heutigen Blogs, die Spucktüten von denen die munteren Sprüchlein stammen konnte ich auf meiner letzten Reise (siehe Juli-Blogposts) für die geneigten Leser festhalten.


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