Frisch zurückgekehrt haben wir das Wochenende mit dem CarePaket der Großeltern gut überstanden aber nun folgt, was nach einem Urlaub zwangsläufig folgen muss. Einkaufen.
Bei uns daheim ist es eigentlich so, dass mir diese ehrenvolle Aufgabe exklusiv zufällt. Da ich gut (Eigenlob), gerne und auch mit Abwechslung koche, ist dies nur logisch, insbesondere auch, weil Reinigungstätigkeiten im Haushalt nicht zu meinen Spezialitäten gehören und regelmäßig Nacharbeit und dazugehörige Kommentare der Hausdame provozieren. Für alles außer Lebensmittel erhalte ich über digitale Kommunikationsmedien Einkaufszettel, bisweilen angereichert mit Produktabbildungen.
Diesmal allerdings musste die Dame des Hauses mit, da mir bei der letzten Auftragsabwicklung beim Drogisten ihres Vertrauens einige Fehleinkäufe im Bereich Pflege und Kosmetik unterliefen, die nur durch sachkundige (sprich weibliche) Umtausch- und Neubeschaffungsaktionen wieder geheilt werden konnten. Zudem meldeten (ihr) die heimischen Salatbeete dringenden Bedarf an Gartenequipment welches mir fachfraulich nur mit "Stäbchen und Klammern" beschrieben wurde, so dass ich hier eine Beschaffung auf gut Glück kategorisch ablehnte und sie lieber persönlich in der Gartenabteilung einer bekannten Baumarktkette aussetzte. Bei dieser Gelegenheit fiel für unsere Katze ein frischer Bambus Extasia ab, was wiederum zu wohligen Schnurr- und Liebesbekundungen bei unserem verfressenen Teilzeitvegetarierer führte.
Nachdem der kongeniale Plan unmittelbar nach dem Aufstehen, in der Regel also direkt um 08 Uhr, aufzubrechen durch eine recht unruhige Nacht des Nachwuchses und dementsprechender Wachphasen seiner Milchquelle erfolgreich torpediert (und versenkt) wurde, durften wir mit nur etwa dreistündiger Verspätung auf die Rallye de Shopping gehen. Der Nachteil hieran offenbart sich schon in dem Moment, in dem man die Autotüre öffnet. Durch sommerliche Klimabedingungen entspricht die Familienkutsche spätestens ab 10 Uhr einer Sauna, wie man sie sonst eher in Spaß- und Thermalbädern vorfindet.
Aber, der Kühlschrank schreit nach Füllung, also Kind in den mit Sommerbezug ausgestatteten MaxiCosi, Einkaufstaschen und Leergut verladen und ab geht es.
Sommerferien sind etwas tolles, erwähnte ich das? Der durchschnittliche Berliner scheint schon am Wochenende die Landflucht ergriffen zu haben, jedenfalls waren die Straßen herrlich frei, so dass zur Außentemperatur nicht auch noch ein Aufguss in Form von Schweiß im Stau hinzukam.
Wir erreichen also Station 1, den Baumarkt. Mutter in den Selbigen, Papa und Kind bleiben im schattig geparkten Auto zurück. Der Blödsinn den wir Zwei miteinander treiben wird vermutlich manchen ahnungslosen Einkäufer vermuten lassen, hier wäre ein ausgeprägter Fall von Idiotie im Auto zurückgelassen worden, allerdings ist mir herzlich egal, was meine Umwelt von und über mich denkt, solange ich als Reaktion auf Grimassen, schiefen Gesang und Akrobatik strahlende Kinderaugen und glockenhelles Gequietsche als Antwort erhalte. Sie sehen also, lieber Leser, hier war die Stimmung noch prächtig.
Station 2, ein bundesweit bekannter Discounter. Während diesmal ich Flaschen in Automaten füttere, Ladenpersonal auf die Suche nach Artikeln schicke und den Nahrungsbestand ergänze bleibt diesmal meine Frau beim Kind.
Warum wir das Kind nicht einfach mit hineinnehmen fragen sie? Gute Frage, wir besitzen zwar einen Kindersitz der Ein- und Aussteigen wirklich einfach macht, das Festziehen des Hosenträgergurtes führt jedoch wirklich jedesmal zu unglücklichem Protest über den Verlust der eben noch auf Mamas oder Papas Arm eroberten Bewegungsfreiheit, dass es zumindest bei Kurzhalten für alle Familienangehörigen entspannter ist, die Arbeit und Betreuung aufzuteilen.
Tipp: Wir verwenden für unseren Nachwuchs den Axissfix von MaxiCosi. Vorher hatten wir uns am Recaro Priva, vorheriger Testsieger des ADAC für Babys, versucht. Diesen hat unser Sohn leider nie toleriert, da die Gurte hier noch enger anliegen und die Bewegungsfreiheit noch weiter einschränken. Der Vorteil an diesem neuen Sitz ist, dass er um 360 Grad gedreht werden kann, man also - im Stehen - jederzeit mit einem Handgriff das Kind direkt frontal ansehen kann, was normalerweise unmittelbar zur Beruhigung beiträgt.
Leider gab es beim Discounter keinen Schattenparkplatz, so dass nach meiner Rückkehr die Temperaturen im Wageninneren schon wieder auf einem Niveau waren, auf dem Fleisch mit dem Gütesiegel "englisch/bloody" im Steakhaus serviert wird. Dementsprechend sank langsam aber sicher die Laune, der Durst stieg und die Müdigkeit beim kleinen Mann wuchs.
Letzter Programmpunkt: Das Einkaufszentrum, ich wurde alleine als Vorauskommando zum Abarbeiten der Einkaufsliste geschickt, während sich Frau und Kind an die Behebung des Missgeschicks in der Drogerie (siehe oben) machten. Der Vorteil an Markensupermärkten ist, neben der Auswahl und Größe, dass sie meistens mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Nachdem die Familie also wieder Anschluss an den wohlgekühlten (und somit nicht besonders eilig einkaufenden) Papa gefunden hatte, passierte, wovor ich mit den meisten Respekt habe -
Nachdem der im Tragetuch befindliche Nachwuchs festgestellt hatte, dass die kurzen Arme partout nicht ausreichen um der Waren in den entfernten Regalen habhaft zu werden (ist ja alles so hübsch bunt, das muss ja für ihn zum spielen dort hingestellt worden sein) folgten zwei herzhafte Gähner und das frisch gekühlte Kind verfiel in wohligen Schlummer.
Eigentlich eine win-win Situation meinen Sie? Ich kann einkaufen, er schlafen und am Ende sind alle zufrieden? Weit gefehlt. Ersteres mag zutreffen, die Abarbeitung der Einkaufsliste geht in der Tat zügig, aber dann...ich deutete ja bereits an, wie innig das Verhältnis eines wachen Kinds mit seinem Hosenträgergurt im MaxiCosi ist...jetzt musste der Nachwuchs aus der bequemen, angekuschelten Situation an Mamas Brust gelöst, in den Kindersitz platziert und alsdann dort wieder festgemacht werden. Glauben Sie mir, die Alarmsirene einer Freiwilligen Feuerwehr im ländlichen Brandenburg ist nichts dagegen. Passanten bleiben stehen und beäugen argwöhnisch (und meist mit wenig Verstand) was die Rabeneltern hier Unmögliches mit dem armen kleinen Spatz versuchen. Glücklicherweise hat sich bis heute niemand getraut näher heranzutreten und ungefragt Ratschläge zu erteilen...ich weiß wirklich nicht, wie weit meine Höflichkeit angesichts dieser auch für mich als Elternteil extrem stressigen Situation reichen würde!
Die Rückfahrt zum kindlichen Bett geschah also unter maximaler Ausnutzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, wobei der Unmut über diese grob vorsätzliche Weckung, Deplazierung und Freiheitsberaubung auch garantiert immer so lange anhält, bis der heimische Wohnzimmerboden wieder auf den eigenen vier Gliedmaßen erkrabbelt werden kann, nur um sodann umgehend freudestrahlend zu lachen und das vorherige Unheil unmittelbar vergessen zu haben...
Hachja, Kinder sind einfach toll (und mancher Erwachsene könnte sich mehr als eine Scheibe bei temporären Unbilligkeiten davon abschneiden)