Montag, 31. August 2015

Was war, was wird, was wurde?

Guten Abend liebe Leser,

heute keine Karriere als Thema, zum Einen weil es Monatsende und somit Zeit für eine Bilanz ist, zum anderen weil seit heute bei uns der Ernstfall eingetreten ist:

Papa allein zu Haus

Was bisher Blogtitel und stundenweises Herantasten an die Materie war, ist seit heute der neue, unbarmherzige Alltag. Meine Frau hat ihre Arbeit wieder aufgenommen.

Im letzten Monat (siehe Freitagsblog) haben mein Sohn und ich ja schon einiges alleine bewältigt und auch gemeistert. Allerdings, auch das ganz unverholen, haben wir auch nochmal die Sonne und die Freizeit in Berlin gebührend genutzt, um als Familie von Abendessen bis Zoobesuch alles mitzunehmen, was diese Stadt zu bieten hat. 

Seit heute bin ich also werktäglich für mindestens 7 Stunden alleine für Wohl und Wehe des kleinen Mannes verantwortlich, von frühmorgendlichen Windeln über Mittagsschlaf bis zur gebührenden Feier der Rückkehr der Hauptnahrungsquelle. Wir beginnen den Tag aktuell um kurz vor sieben, die Verabschiedung fällt glücklicherweise recht kurz und knapp aus, schließlich gibt es am neuen Tag noch soooo viel zu entdecken. Das Frühstück (der Butler reichte heute Toast, Gurke und Pflaume) wurde ausgiebig erkundet, weniger ausgiebig - genauer nur der Toast - verspeist und mit den Resten, die Papa nicht schnell genug in die Tupperdose evakuieren konnte, der Boden aufs Neue verziert. Erwähnte ich, dass unser Junge immer noch völlig verzückt ist von dem Phänomen Schwerkraft? Herr Newton kann sich kaum mehr darüber gefreut haben...

Es folgte ein Ausritt im Kinderwagen zum lokalen Grünzeug- und Fleischhändler, begleitet durch heftiges Niesen bei Sonneneinfall, angeregtes Ah und Ohhhhh bei der Analyse der vorbeifahrenden Kehrmaschine und desinteressiertem Gähnen an der Fleischtheke weil heute partout kein Scheibchen Fleischwurst abfallen wollte.

Zurück von der morgendlichen Revierrunde, wurde (zum ersten Mal unter realistischen Bedingungen) das Ergebnis der verordneten Milchpumpe verkostet. Zu meinem Erstaunen gab es hier keine größeren Beschwerden. Man erkennt zwar am Blick deutlich die Irritation, dass dieses Mama-only Produkt nun plötzlich auch in Gebinden abgefüllt daherkommt, aber letztlich schmeckt es ihm trotzdem. Glücklicherweise macht trinken müde, so dass der diensthabende Papa im Anschluss neunzig Minuten geschenkt bekam, um Alltagsdinge von Frühstücksspurenbeseitigung bis Post abzuarbeiten.

Da fehlt doch jemand...
Wenn unser Sohn seine Nickerchen planmäßig beendet, schreit er nicht  etwa um Aufmerksamkeit. Zunächst steht er eigenständig auf und schaut aus seinem (neben dem Elternbett postierten) Gitterbett, ob nicht zufällig eines der Elterntiere nebenan liegt und ausruht. Erst nach erfolgter Fehlbestandsprüfung in diesem Zimmer erfolgt der akustische Alarm - dann dafür aber umso enervierender - Widerspruch durch wen auch immer ist von vorne herein nicht mehr zulässig.
Eine ausgiebige, krabbelnde Begehung der Wohnung später, folgte dann das, wovor ich von Anfang an den größten Respekt hatte - die Stimmungsschwankung. Weder Lieblingsspielzeug noch weitere Milchofferten und schon gar nicht die aberwitzige Idee eines erneuten Ruhepäuschens konnten den jungen Mann beruhigen - ein dauerhafter Fehlbestand an Mama war verzeichnet und eine wie auch immer geartete Alternativlösung außer die Beibringung selbiger wurde grundsätzlich verworfen.

Glücklicherweise hatte meine Frau zu diesem Zeitpunkt bereits den Heimweg angetreten, so dass ich mich über ein spätes kaltes Mittagessen - eine sogenannte Jause - mit Toast und Maisflocken in die Begrüßungseuphorie ob der wiederentdeckten Mama retten konnte...puuuuh

Danach war ich erst einmal zwei Stunden völlig abgemeldet und auch meine Frau konnte nichts tun, ohne dass ihr 80cm Mensch auf jedem Schritt folgten. 

Fazit

Der erste Tag ist vorbei, ich persönlich würde sagen, er war erfolgreich. Wir hatten keinen geregelten Tagesablauf oder Plan für heute, alles war für meinen Sohn neu und ungewohnt und trotzdem hat er es sehr gut gemeistert. Auch die Abstimmung zwischen meiner Frau und mir hat gut funktioniert, in Zeiten von Whatsapp und Co bekommt sie glücklicherweise recht schnell mit, wenn daheim die Dinge aus dem Ruder laufen...
Der nächste Arbeitstag kann also kommen.


PS: Aus gegebenem Anlass habe ich von meiner Frau noch eine "Betriebsanleitung Kleinkind" aus dem MosaikVerlag geschenkt bekommen - ein Schelm wer böses dabei denkt ;)

Freitag, 28. August 2015

Familie und Termine - keine Zeit für Nichts?!?

Kennen Sie das? Ein Monat ist vorbei, wir sind dem Weihnachtsfest schon wieder näher als Ostern und in den Supermärkten tauchten heute erstmals Spekulatius und Lebkuchen in meinem Sichtfeld auf.

Oh du fröhliche...haben Sie schon Ihren Tannenbaum?

Wo ist nur die Zeit geblieben? Ein Blick in meinen Kalender verrät mir, dass ich in diesem Monat einen einwöchigen Großelternbesuch überstanden habe, an 14 der vergangenen 28 Tage Eltern-Kind Kurse oder Nachmittage mit Eltern und Kindern aus diesen Kursen verbracht habe und zweimal den kinderärztlichen Notdienst besuchen durfte/musste.

Pünktlich zum Beginn des meteorologischen Herbstes enden zwar nun die Sommerkurse (in Berlin beginnt am Montag wieder die Schule) des lokalen Gesundheitsanbieters, aber ein Blick auf die Voranmeldungen, die meine Holde für die kommenden Monate bereits für mich und unseren Filius getätigt hat, lässt bei mir jetzt schon den puren Freizeitstress ausbrechen.

Nicht, dass es mich stören würde, dass ich so viel mit meinem Sohn machen und erleben kann. Aber leider nimmt die übrige Welt auf den Umstand relativ wenig Rücksicht. Die Pflichtuntersuchungen für den Sohn stehen an, die Installateure unseres Vermieters kündigten sich diese Woche schon für in zwei Wochen zwischen 8 und 18 Uhr zu Instandhaltungsarbeiten am Wasser an und benötigen Zutritt zur Wohnung, ein paar private Termine wie Fitness möchte ich auch noch umsetzen um für die pfefferkuchenreiche Zeit ein wenig "Reserve" aufzubauen..und schon ist der verdammte Kalender wieder voll.

Sozialleben? In dieser Planung bisher Fehlanzeige, aber ich überlege, ein Doodle zu eröffnen und meine Vakanzen dort einzutragen, nach dem Motto "wer sich zuerst auf einen Kaffee mit mir einbucht mahlt zuerst". Andererseits muss ich diese Idee wohl wieder verwerfen, da mein Freundes- und Bekanntenkreis doch überwiegend arbeitet und somit mit den zur Verfügung stehenden Zeitfenstern werktags  10 - 12 Uhr (Mittagsschlaf des Nachwuchses) und Mo/Mi 21 - 23 Uhr (ja, auch ich brauche noch ein paar Stunden Schlaf pro Nacht) eher wenig wird anfangen können...

Ich hatte ja letzte Woche schon auf Studien hingewiesen, nach denen insbesondere junge Eltern ihr soziales Umfeld radikal umgestalten (müssen) um zwischen Job, Familie und sich selbst noch einen brauchbaren Ausgleich zu finden. Ich gebe gerne zu, auch für mich waren die dort genannten Zahlen und Beispiele sehr abstrakt - bis ich eben heute in meinen eigenen Kalender blickte...

Echte Treffen mit kinderlosen Freunden gab es im August gerade zwei Mal, ein Wert, der mich zwar nicht beunruhigt, aber doch zumindest erschreckt. Klar, mit Sport, Eltern-Kind Treffen und anderem ist viel vom freien Deputat schon weg, dass eventuell der Sohn zu kurz kommt sowieso niemals eine Option, aber trotzdem - spontan mal ins Kino? Im Oktober vielleicht wieder! An einem lauen Sommerabend in den Biergarten? Ja, gerne, aber um 20 Uhr müssen wir gehen damit das Kind noch irgendwann zum schlafen kommt...
Achja, diese Zeilen schreibe ich, nachdem wir gerade heimgekommen sind, es Stand ein Grillabend in der Gemeinde an, mein Kind schläft dank der vielen Eindrücke wie ein sehr schweres Kieselsteinchen und ich nutze tatsächlich so etwas wie Freizeit um Sie an diesen Gedanken teilhaben zu lassen.
Ein schönes Wochenende, genießen Sie das letzte Mal den Hochsommer im Land (für dieses Jahr) - am besten mit ein paar leckeren Lebkuchen ...
Ihr Alltagspapa


Mittwoch, 26. August 2015

Name kommt von nämlich?

Worum sich dieses Blog so dreht, wissen Sie, liebe Leser, ja nun schon eine kleine Weile. Heute dreht sich hier wieder einmal alles um das Miteinander, in diesem Fall das Miteinander unserer Kinder in diversen Lern- und Spielgruppen.

Zwangsläufig kommt es hierbei zur Begegnung mit anderen kleinen Menschen und deren Erziehungsberechtigten. Während die allermeisten einen grundständigen und vernünftigen Eindruck hinterlassen, fallen einige wenige auf die ein oder andere Art aus dem Rahmen. Kindern ist das zum Glück egal, Kinder gehen in diesem Alter völlig vorurteilsfrei miteinander um und die größte denkbare Sünde ist der infantile Spielzeugklau.

Wo wir aber beim Thema Sünde sind: Kindernamen! Was um Himmels Willen haben sich manche dieser Elternpaare nur bei der Namenswahl gedacht? Haben sie überhaupt gedacht? Sollte man manchen Eltern verbieten, im Kreißsaal den Namen festzulegen?



Ich als Kölner fühle mich ja prinzipiell recht weltoffen, der Slogan "Jedem Dierche sing Pläsierche" ist nicht nur heiße Luft für mich. Aber das, was manche Eltern Ihren Kindern als Vornamen mit auf den Weg geben, ist bisweilen schon hart jenseits der Grenze des (streitbaren) Geschmacks. 

Ich rede hier nicht von den ungezählten Kevins, Chantals und Jaquelinen, die in diversen Schreibweisen die Grundschullehrer dieser Stadt wahnsinnig machen ("Chantal mit einem N und L?" "Nee, Frau Fritz dat war uns zu gewöhnlich, unsere Channtalle hat alles doppelt und ein extra E am Ende..."). Nein, wirklich nicht, das war die Elterngeneration vor uns.

Auch rede ich nicht von Sebnem, Mahabat oder Hein; diese mögen für die Ohren und Augen der meisten Leser zwar zunächst etwas befremdlich wirken, in den jeweiligen, ursprünglichen Kulturkreisen - hier türkisch, kirgisisch und  friesisch - sind es aber gängige Namen, auf die die Kinder stolz sein dürfen.

Für einige der heutigen Eltern scheint es jedoch unabdingbar, ihre große Individualität, die sie von den eigenen Eltern nicht in den Vornamen gelegt bekommen haben (warum wohl?) nun auf den Stammhalter zu übertragen und hierbei eine möglichst originelle Abwandlung eines Klassikers oder direkt eine völlige Neukreation zu verwenden. Ein paar Beispiele gefällig?

Unser spätberufenes Akademikerpaar im Krabbelkurs, Typ Steuerprüfer beim Finanzamt und Greenpeace Mitglied der ersten Stunde, gönnte seinem Sohn den Namen Carlu. Ja richtig, so wie Carlo nur mit U...genau so stellt er ihn vor. Ich hoffe inständig, sein Sohn wird sich später aufrichtig dafür bedanken, dass diese Phrase bei jedem Gespräch mindestens ein Mal fallen wird...

Edyta, aus einer anderen Veranstaltung scheint dafür Eltern zu haben, die ihre Großeltern (oder Urgroßeltern?) sehr schätzen. Nur so ist es mir erklärlich, warum man seinem Kind einen solchen Namen mitgibt. Oder aber sie sind brennende TKKG-Fans und mussten ihr Kind deshalb nach "Edytha-Illionore von Brabandt" aus einem der Hörspiele benennen...

Seraphinas Eltern hingegen müssen eindeutig sehr gläubig sein, warum sonst sollte man sein Kind nach einer sechsflügeligen, brennenden Gestalt benennen? Warten wir also auf die Offenbarung am Tag des jüngsten Gerichts und sehen hier weiter. 

Mein ganz persönliches Highlight ist aber Anne, 38, Architektin, die ihre Tochter mit dem verheißungsvollen Namen Mia-Noelle-Karlotta-Estelle in die Welt hinausschickt um Großtaten zu vollbringen.

Ganz klar: Es muss nicht immer Mainstream sein. Auch unser Sohn hat es mit seinem Vornamen nicht in die deutschlandweiten Top Ten gebracht, braucht sich aber trotz einer Anleihe an die wichtigsten Charaktere der Bibel nicht zu verstecken, egal ob er auf Deutsch oder Englisch nach diesem gefragt wird. Gerade in einer Welt, die immer weiter zusammenrückt und wo Sprachbarrieren zumindest in den Weltsprachen selbst in unserer Generation kaum mehr existieren, sollten Eltern mit diesem Schöpfungsakt doch bitte etwas bedachter umgehen. 

Soviel für heute von meiner Seite, wir lesen uns bald wieder. Ihr Alltagspapa

Montag, 24. August 2015

Elternzeit im befristeten Arbeitsvertrag

"Firmen bieten befristete Verträge an, wenn nur kurzzeitig oder vorübergehend Bedarf an Personal besteht oder eine Arbeitskraft zu einem bestimmten Zweck gebraucht wird, zum Beispiel für Saisonarbeit."

So, oder so ähnlich finden sich die Formulierungen bei allen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft, wenn man sie auf das Thema anspricht.

Aus meiner praktischen Warte heraus kann ich sagen: Ausgemachter Blödsinn.

(Saison)Arbeiter mit befristetem Vertrag
Einer der größten Arbeitgeber, die konsequent auf zweijährige Beschäftigung als Regelfall setzen und dann die Mitarbeiter nicht fest und unbefristet übernehmen ist unser Staat in Gestalt des Öffentlichen Dienstes selber. Wo nun aber der Gesetzgeber nicht besser ist als die Privatwirtschaft, ist der Veränderungswille seitens der Arbeitgeber äußerst gering. Warum sollte er sich jemanden juristisch ans Bein binden, den er in einer Rezession ganz vielleicht und unter Umständen nicht mehr braucht, dann aber nur unter Gericht und schlechter PR wieder loswird? Insbesondere wenn eine rechtlich saubere, zigtausendfach bewährte Alternative vorliegt...genau.

Was hat das aber nun mit diesem Blog zu tun? Nun, ich berichte hier einerseits von meiner Karriere und ihren Bremsspuren, andererseits werden Sie, lieber Leser, aber genau in dem Moment zu meinem Job, in dem Sie, von der oben beschriebenen, gesetzgeberischen Meisterleistung betroffen sind.  Sind Sie gut qualifiziert und frei von Familie wird es vermutlich nicht lange dauern, bis Sie wieder in Arbeit stehen, vermutlich im nächsten befristeten Verhältnis. Haben Sie aber Mann/Frau und Kinder die betreut werden wollen und sollen zu Hause, sieht die Geschichte schon wieder ganz anders aus...

Noch unangenehmer, und damit sind wir beim heutigen Thema, ist es jedoch, wenn Sie gerade befristet beschäftigt sind und plötzlich Nachwuchs erwarten. Als erstes steht die Frage im Raum, warum Sie überhaupt befristet beschäftigt sind. Hier hilft ein Blick in den Arbeitsvertrag, das zuständige Unwort lautet "Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG)".
Regelt es zum Einen etwas für uns Eltern sehr positives, nämlich den Anspruch gegenüber unserem Arbeitgeber auf eine Beschäftigung in Teilzeit, geißelt es zum Anderen Millionen Menschen durch seinen § 14, welcher die Legitimation für eine befristete Beschäftigung liefert. 

§14 (1)

In Ihrem Vertrag steht, dass Sie nach §14 Absatz 1 befristet sind? Herzlichen Glückwunsch, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass Sie die Mutterschutz/Elternzeitvertretung für einen aus diesem Grund abwesenden Kollegen sind. Zwar gibt es noch diverse weitere Möglichkeiten in diesem Unterpunkt, der vorübergehende Bedarf an Ihrer Arbeitskraft wegen Abwesenheit des regulären Stelleninhabers ist jedoch bei weitem der häufigste Grund. Zudem ist hier für den Arbeitgeber die Dokumentation recht simpel, ein Krankenschein oder Elternzeitbescheid des Abwesenden liegt ja ohnehin vor, so dass es Personalers Liebling ist. Eine Befristigung nach diesem Absatz lässt sich zudem dem Grunde nach beliebig fortführen, solange im Betrieb ein entsprechener Grund besteht. Das führt teilweise zu bizarren Situationen in denen Angestellte 5 und mehr Jahre beschäftigt sind, ohne dabei sicher sein zu können, die nächste Verlängerung noch zu erhalten. Früher war das insbesondere im Öffentlichen Dienst noch ausgeprägter, bevor 2011 ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts den Punkt 7 dieses Unterabschnitts faktisch für nichtig erklärt hat und vielen Behörden in Deutschland auf einmal noch mehr ungewolltes Personal verschafft hat - unbefristet und auf Dauer!

§14 (2)

Dies ist der Klassiker der Privatwirtschaft. Die sogenannte "sachgrundlose Beschäftigung". Sie sind also grundlos da? Zugegeben manchmal fühlt man sich auf Arbeit so, gemeint ist aber etwas anderes: Der Arbeitgeber braucht Sie, Sie möchten den Job und eigentlich wäre nun ein unbefristeter Arbeitsvertrag mit Probezeit von maximal sechs Monaten abzuschließen. Dank dieses Absatzes kann er jedoch faktisch zwei Jahre (bei etwas längerer Kündigungsfrist) in alle Ruhe Ihre Dauermotivation erproben, ohne, dass es betrieblich hierfür einen Grund gäbe oder Sie hierfür irgendeinen Verdacht oder Anlass gegeben haben. 
Für Berufseinsteiger sind befristete Arbeitsverhältnisse nach diesem Punkt des TzBfG heute der Regelfall und nicht die Ausnahme. 

§14 (2a) ff.

Darüber hinaus gibt es noch einige, wenige, weitere Befristungsmöglichkeiten die jedoch vornehmlich Start-Ups oder ältere Arbeitnehmer betreffen und abschließend geregelt sind, weshalb sie auch seitens der Arbeitgeber eher selten gewählt werden. 

Was bedeutet das nun für mich als schwangere Frau bzw. Elternzeit wünschenden (werdenden) Papa, wenn ich nach einer dieser Optionen befristet beschäftigt bin? Die Antwort ist relativ kurz und unerfreulich:

"Ein befristeter Vertrag endet mit Ablauf der vereinbarten Zeit."

Sind Sie also (werdende) Mutter, gelten für Sie die Regelungen des Mutterschutzgesetzes genau so lange, wie Ihr Vertrag noch vereinbarungsgemäß läuft. Nur, wenn der Arbeitgeber darüber hinaus eine Verlängerung gewährt, kommen also weitergehende Ansprüche zum Tragen. 

Wichtig ist jedoch, dass zumindest die Mutter auch nicht vor Ablauf des Vertrags gekündigt werden kann, die Regelungen des Mutterschutzgesetzes gelten hier vollständig fort, insbesondere auch der strikte Kündigungsschutz.

Als Vater sieht es ähnlich aus, auch Sie können Ihre Elternzeit in Anspruch nehmen, jedoch auch hier längstens bis zum Ende Ihres Vertrages.

Wenn der Chef nicht verlängert

Ein Anspruch auf Fortsetzung oder Unterbrechung der Befristung aufgrund des Nachwuchses besteht in beiden Fällen NICHT.

Falls also der ultimate Fall eintritt, besteht auch für Sie am ersten Tag Ihrer Arbeitslosigkeit die Pflicht zur persönlichen Arbeitslosmeldung in der Agentur für Arbeit - was angesichts Ihrer Situation allerdings ein kurzer wird, da Sie dem Arbeitsmarkt ja in der Regel zunächst nicht zur Verfügung stehen. Beziehen Sie Leistungen nach dem SGB II - also Hartz IV - kann ein Elternteil bis zum 3. Geburtstag des Kindes im Leistungsbezug bleiben, ohne dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen zu müssen.
 

Keine Regel ohne Ausnahme

Ein Sonderfall besteht, wenn es sich nicht um einen nach TzBfG geschlossenen Vertrag, sondern um einen grundsätzlich befristeten Ausbildungsvertrag, z.B. im Einzelhandel, handelt. Hier kann die werdende Mutter ihr Recht auf Elternzeit trotz einer nominellen Befristung wahrnehmen und ihre Ausbildung auch nach der Elternzeit fortführen und beenden. Der befristete Arbeitsvertrag verlängert sich um die Dauer der tatsächlich in Anspruch genommenen Elternzeit, ohne dass es hierzu der Zustimmung oder Mitzeichnung des Arbeitgebers bedarf.

Muss ich einen Arbeitgeber über meine Schwangerschaft informieren?

Eine Rechtspflicht zur Mitteilung der Schwangerschaft gegenüber dem Arbeitgeber besteht für zunächst einmal nicht. Jedoch können sich über Treueverpflichtungen gegenüber dem Arbeitgeber Anhaltspunkte ergeben, dass Sie zur Mitteilung verpflichtet sind. Insbesondere die Einschränkungen des Mutterschutzgesetzes im Bezug auf Arbeitszeiten (z.B. keine Nachtarbeit zwischen 20 und 06 Uhr) und natürlich die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers in punkto Arbeitsschutz sind hier zu beachten. Wenn Sie also im CallCenter tagsüber tätig werden wollen, dürfen Sie im Vorstellungsgespräch bei der Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft aus ganzem Herzen lügen. Wenn Sie hingegen als Krankenschwester arbeiten wollen, besteht eine Pflicht, ihren (künftigen) Arbeitgeber umgehend nach eigener Erkenntnis über den glücklichen Umstand zu informieren, was bei Bewerbungen natürlich faktisch das Ende derselben sein wird. Allerdings ist das nochmals deutlich besser, als Schadensersatz leisten zu müssen, weil Ihnen oder Ihrem Kind doch etwas passiert ist...

Deshalb...

soll für heute diese Auflistung der Kategorie "Was ist, wenn.." genügen, die häufigsten Fälle sind damit dargestellt. Dem Thema Job aufnehmen / wechseln in dem Wissen, dass ich eigentlich eine familiäre Erziehungszeit plane, widme ich mich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals hier im Blog. Warum, erfahren Sie dann.

Bleiben Sie gespannt - bis zum nächsten Mal

PS: Natürlich ist es so, dass eine Schwangerschaft gemäß dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes niemals Grund für eine Ablehnung oder eben Nicht-Verlängerung sein darf. Können Sie einen solchen Umstand beweisen, rate ich Ihnen, umgehend einen Anwalt zu kontaktieren und Ihre rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen. Allerdings zeigt meine Berufspraxis, dass kaum ein Arbeitnehmer so einen Nachweis führen kann, weshalb es für mich mehr eine nette, theoretische Spielart ist.

Freitag, 21. August 2015

Blog fällt aus

Hallo liebe Leser,

ja Sie lesen richtig, der heutige Blogpost muss leider entfallen. Die letzte Krabbelrunde hat dem Alltagspapa von einem der kleinen Bazillenmutterschiffe einen heftigen Infekt eingebracht und zwingt ihn seit Mittwochabend fast durchgängig ins Bett. Die Kreativität ist ebenfalls im fieberbedingten Streik, weshalb es hoffentlich in der kommenden Woche wieder mehr zu lesen gibt (sicher auch zum Thema Kinderkrankheiten bei Erwachsenen)

Bis dahin Ihnen und ihren Lieben ein tolles Wochenende.

Ihr Alltagspapa

Mittwoch, 19. August 2015

Abbruchunternehmung, Sexspielzeug und fröhlicher Babygesang


Mittwoch, Zeit für die wöchentliche Krabbelrunde. Über meine Erfahrungen hier habe ich bereits ausführlich berichtet, als Nachtrag sei erwähnt, dass das "meckern" mehrerer Eltern über die desolaten Kursleiterleistungen gewirkt hat und wir seit Monatsanfang eine feste Leitung haben die zudem sehr gut ist. Einzig der Umstand, dass sie darauf besteht mit den Kindern am Anfang unter aktiver Begleitung durch die Eltern ausführlich zu singen, vermag bei mir nicht nur bloße Begeisterung auszulösen, aber nun ja, so spielt das Leben (und die Kinder finden es toll, also muss ich wohl in diesen Apfel beissen *wurgs*).

"Papa, da komme ich ran" - bestimmt!
Nachdem wir diesen Kurs nun schon eine Weile ohne Mama sehr gut meistern, ist es an der Zeit, weitere Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Der Nachwuchs hat nämlich zwischenzeitlich den evolutionär unheimlich wichtigen Schritt zum aufrechten und stabilen Stehen geschafft. Laufen ist zwar noch Zukunftsmusik, aber wenn es etwas zum festhalten gibt, werden nun auch deutlich höher gelegene Areale genauestens inspiziert (oder sollte ich sagen, fröhlich-glucksend zerlegt?).  Wäre er ein Borg,würde er vermutlich alles in seiner Reichweite assimilieren...
Gleichzeitig wurden aus babyinternen Rationalisierungsgründen das Frühstücksschläfen und das 12-Uhr Nickerchen zusammengelegt, was dem begeisterten Elternteil nun um knapp zwei Stunden erweiterte Aufsichtszeiten zur Vorbeugung von Verletzungen und Einschränkung der Abbruchunternehmungen einbringt. Gleichzeitig eröffnet ein Baby, das nun von  13 Uhr an bis zur Nachtruhe aktiv und munter ist, natürlich auch andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

Nachdem der lokale Gesundheitsanbieter neben dem bereits gebuchten Musikkurs für Babys (vermutlich wieder mit Papasingen *seufz*) nur noch Eltern-Kind-Turnen im Angebot hat - ich aber bezüglich Turnen ungefähr so agil bin wie eine Giraffe beim Kopfstand - prüfte ich mit der allwissenden, amerikanischen Suchmaschine, welche auch dieses Blogportal anbietet, die weiteren Möglichkeiten in der Umgebung. War ich aufgrund der Mondpreise die unser Gesundheitsanbieter verlangt bislang der festen Überzeugung, dass dieses Bombengeschäft (schreiben Sie "babytauglich" daran und der Aufpreis für was auch immer ist genauso horrend wie bei einem € 30 -"Sextoy" im Erotikfachhandel welches sie baugleich für € 5 im Baumarkt ohne Perversenaufschlag bekommen hätten) bestimmt weitere Anbieter anlockt wie mein frisch gegrilltes Steak einen Schwarm Wespen, so wurde ich herb enttäuscht.

Zustand nach Baby?
Anscheinend steht der nahezu unbegrenzten Gewinnmöglichkeit (ein 8-wöchiger Kurs kostet gerne mal 75 Euro) eine ordentliche Portion Respekt vor dem Aggressions/Schrei/Unglücklichseinpotential von besonders kleinen Erdenbürgern gegenüber und schreckt viele Anbieter ab. 

Sicher, Kinderkurse gibt es scheinbar wie Sand am Meer, aber für die U1er ist das Angebot erschreckend rar. Jedenfalls, selbst nach Einbeziehung kommerzieller Webseiten wie kidsgo blieb es bei einer sehr überschaubaren Ausbeute: Neben den drei genannte Kursen gibt es diverse Eltern-Kind Frühstücke und "Spielgruppen" bei sozialen Trägern, einen seltsamen Kurs namens FABEL entdeckte ich auch, aber schlußendlich überzeugen konnte mich bisher nur noch das Angebot des Babyschwimmens. 

Zum Einen liebt mein Sohn unsere Badewanne und auch ich entspanne trotz 12 kg Zuladung auf der Brust mit ihm immens gut im warmen Wasser. Zum Anderen habe ich in unserer Krabbelgruppe bereits einige Mamas getroffen, die den Planschkurs in den höchsten Tönen loben.
Trotzdem, ein bisschen mehr Varianz bei den Angeboten hätte ich mir schon gewünscht, aber ein Kurs plus zwei Stunden An- und Abfahrt mit den Öffentlichen ist nunmal keine Option für unser Nervenkostüm...

Somit wird der Alltagspapa morgen einmal aufbrechen um sich und seinen Kleinen dort anzumelden. Falls wir wieder einmal Glück haben und der Kurs ausgebucht ist, bleibt uns ja immer noch das Eltern-Kind Turnen ....

Montag, 17. August 2015

Rabeneltern, Karriere und was Roland Berger damit zu tun hat...

Hallo, Sie vermissen den heutigen Blogpost? Gut, ich nämlich auch, weshalb ich umgehend etwas daran ändere.  Die Verzögerung bitte ich zu entschuldigen, die Fortbewegung in Berlin war heute wieder einmal nicht nur ob der Temperaturen im öffentlichen Verkehr tödlich. 

Es ist Montag, mithin Zeit, sich nach zwei Wochen Amtsschimmel wieder einmal dem Thema Kind & Karriere von einer anderen Warte aus zu nähern. Inspiration und Verursacher diesmal ist der Blog einer geschätzten Freundin, Tina Groll, die unter DieChefin mit deutlich erkennbar feministischer Feder, zu ähnlichen Problemen kommentiert wie ich hier. 

Elternzeit in Deutschland und anderswo

Sozialkontakte als
Grundbedürfnis
Bereits zu Monatsanfang hat sie sich intensiv damit befasst, was der Videoanbieter Netflix in den USA für eine Revolution anstößt, indem er dort bezahlte Elternzeit einführt. In einem Nebensatz erwähnt sie dabei auch eine, noch nicht in der breiten Öffentlichkeit bekannte, aktuelle Auswertung der Heinrich-Böll-Stiftung, die sich mit dem Thema Work-Life-Balance für Eltern(paare ) auseinandersetzt.

Wie sieht also die Work-Life Balance heute nach bzw. mit dem ersten Kind aus? Was vermuten Sie? Werden Sie weniger arbeiten um mehr Zeit für den Nachwuchs zu haben? Wird die Mama die Erziehung im klassischen Rollenbild übernehmen und der Vater munter weiterschaffen? Werden beide in Teilzeit sein und die dadurch gewonnene Zeit in ihr Kind stecken? Und wie sieht es eigentlich mit den sonstigen, sozialen Kontakten aus?

Das Ergebnis ist erstaunlich. In der "Rush Hour des Lebens"  ist es tatsächlich nämlich so (zumindest in Deutschland), dass Paare NICHT weniger Arbeiten. Um die eigene Karriereampel nicht völlig und dauerhaft auf "rot" stehen zu lassen kehren Männer und Frauen immer schneller mit immer mehr Stunden in ihren Beruf zurück. Allerdings, so die Studien, bedeutet dies nicht, dass sie deshalb größere Rabeneltern wären, als vorangegangene Generationen. Nein, im Gegenteil, die Zeit mit dem eigenen Nachwuchs hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren sogar um bis zu eine halbe Stunde täglich verlängert. 
Da aber auch für junge Eltern der Tag nur 24 Stunden hat, die Erholungsphasen stark babygesteuert sind, trotzdem aber irgendwo die für die Arbeit und das Kind gewonnene Zeit eingespart werden muss, finden die Kürzungen dort statt, wo alle Klischees es wollen - in der eigenen Freizeit. Nach der Auswertung der statistischen Daten gehen Paare mit Kind seltener zum Sport (nicht Babyturnen, eigene Fitness), treffen Freunde deutlich seltener als Kinderlose und ignorieren zwangsweise die kulturellen Highlights von Kino bis Klassik.
Manches davon ist aufgrund zeitlicher Überschneidungen sicherlich nachvollziehbar, schließlich liegt der Nachwuchs meist schon im Bett, wenn die wirklich interessanten Filme laufen. Anderes jedoch ist ein bedenklicher Trend. 

Karriere nur mehr für Kinderlose?

Nur noch die Rücklichter der eigenen Karriere?
Wir können (oder wollen, oder dürfen) es uns anscheinend nicht mehr erlauben, als Eltern beruflich kürzer zu treten, weil dies unsere Chancen auf ein Vorankommen der Karriere mindert. Vermutlich nicht einmal nur deshalb, weil Chefs die zeitliche Flexibilität der kinderlosen Konkurrenz schätzen, sondern schlicht auch, weil Eltern diesen Koteau eingehen und somit die Position derjenigen, die eigentlich gerne mehr Balance in ihrem Arbeits-Kinder und Sozialleben umsetzen wollen, noch weiter schwächen.


Wie umfangreich die Einschränkungen sind, die wir uns mit diesem "gesellschaftlichen" Verhalten selbst auferlegen muss sich erst noch erweisen, die Studie von Uta Meier-Gräwe und Nina Klünder kann hier zunächst lediglich ein Orientierungspunkt sein, wie gravierend der Wunsch (oder auch die schlichte finanzielle Notwendigkeit) nach beruflichem Fortkommen heutzutage Einfluss auf unser Privatleben nimmt. Das insbesondere die Privatwirtschaft bei der vielbeschworenen Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland noch einiges nachzuholen hat, stellten bereits die Analysten von Roland Berger Ende letzten Jahres fest

Fazit

Ich kann Tina Groll nicht bedenkenlos zustimmen, wenn sie feststellt, dass die aktuelle Situation eine traditionelle Rollenverteilung fördern würde, stimme aber mit ihr überein, dass Arbeitgeber noch viel tun können, von flexiblen Arbeitsmodellen bis Anpassung der Förderkriterien beim nächsten Aufstieg. Dies alle würde jungen Paaren vermitteln, dass Kinder kein Hindernis im Job sind, sondern der gesellschaftliche Beitrag sowie die Bereitschaft langjährig die Verantwortung für ein anderes Leben zu übernehmen eine Anerkennung im Beruf zur Folge haben.



Freitag, 14. August 2015

Papa = Herkules? Oder warum manche Väter den starken Mann geben...

Papas und die Fortbewegung ihrer Babys...scheinbar ein ganz eigenes Thema für sich. Auch heute stand für Vater und Sohn wieder ein Babykurs des lokalen Gesundheitzentrums auf dem Programm, schließlich wollen wir ja Sozialkompetenz, Motorik und wasweißichnochwas bei unseren Kleinen fordern und fördern. Die ganz nebenbei entstehenden Gespräche zwischen den Erwachsenen reichen dabei oftmals nicht über den Austausch zum aktuellen Entwicklungsstand hinaus, weshalb ich auf diese tiefgründigen Episoden jetzt hier nicht eingehen werde.

Die Kurse die wir derzeit besuchen finden aufgrund der Sommerferien in Berlin als offene Kurse statt, sprich jedes Mal kommen andere Eltern-Kind-Kombinationen hinzu oder bleiben eben weg. Heute war die Fraktion der Väter nur zu zweit, ansonsten sind es in der Regel vier bis fünf von Adam abstammende. Hierbei habe ich über die letzten Wochen einen interessanten Trend beobachtet.

Vorweg: Mein Sohn wird im Kinderwagen zur Veranstaltung gefahren, natürlich von mir geschoben. Analog verfahren gefühlt 99% der Mamas im Kurs, einfach weil es praktisch für uns, bequem für die Kinder und rückenschonend für alle Beteiligten ist. 
Die Mehrheit der Papas scheint jedoch entweder ein diffuses Trauma aus frühkindlicher Zeit zu haben, oder das Schieben eines Kinderwagens als zu unmännlich zu empfinden. Jede Woche sehe ich diese Vertreter teilweise leichtfüßig, teilweise aber auch deutlich ächzend ihre kleinen agilen Mehlsäcke zur und von der Veranstaltung tragen.

Verstehen Sie mich nicht falsch, sicher, Kinder lieben es auf dem Arm getragen zu werden, da macht auch mein Sohn keinen Unterschied. Aber für mich macht es einen gewaltigen, ob ich ein Sixpack Vittel oder ihn über Distanzen trage. Beides wiegt aktuell etwa gleich viel, mit dem einen Unterschied, dass sich das Wasser weder unerwartet dreht, noch wendet und auch nicht nur aus Spaß versucht, hockend im Arm die Füße zu erreichen und somit positionstechnisch einer schwäbischen Brezel alle Ehre zu erweisen.

Warum also müssen Papas bei einem Kurs, der ungefähr so viel erotisches Anbahnungspotential hat wie eine freitäglicher Wocheneinkauf mit der gesamten Familie, unbedingt den starken Mann geben? Weil sie es können? Weil Sie zeigen wollen, was für ein toller Hecht sie sind? Weil es ihnen peinlich ist, dass sie statt auf der coolen 250er nun mit Kinderwagen und BVG (Öffis) unterwegs sind?

Liebe Geschlechtsgenossen, wacht auf! Euch ist das schönste passiert, was passieren konnte - Ihr seid Vater geworden. Pfeift darauf, was Dritte darüber sagen, wenn ihr den pinken Kinderwagen mit Eurer Tochter vor Euch herschiebt, ignoriert die immer noch erstaunten Blicke, wenn Ihr Euren Sohn selig schlafend im Tragetuch vor der Brust habt. Was zählt ist hier und jetzt das Kind, EUER Kind.

Und wenn es zu Hause wirklich nicht mehr läuft und ihr die vereinzelten, alleinerziehenden Mamas im Kurs beeindrucken wollt, dann bitte nicht durch Eure Stehkraft, sondern damit, wie vorzüglich Ihr Euch um Euer Kind kümmert...und nicht in sechs Wochen dank Hexenschuss nach Babytragen auf unbestimmte Zeit flach fallt...

In diesem Sinne bis demnächst

Mittwoch, 12. August 2015

Großeltern und Babys - Hurra oder owei?


Logierbesuch im Hause Alltagspapa: Nun hat meine Kleinfamilie also zum letzten Mal in diesem Sommer Unterstützung durch die Großeltern bekommen. Meine Frau freut sich darüber, mein Sohn ist immer ein dankbarer Empfänger jeglicher Art von Entertainment, nur ich bin hier etwas ambivalent.

Warum? Sicherlich, Großeltern sind etwas tolles und die Kinder lernen von ihnen viel über eine Welt die einmal war, während aufgeschlossene Omas und Opas viel über die Welt lernen können, die ihre Enkel einmal ausgestalten werden. Aber leider ist es oftmals auch so, dass der letzte, praktische Umgang mit dem Wesen "Baby" oder "Kleinkind" gute 30 Jahre zurückliegt. Demzufolge sind auch manche Methoden und Ansätze heute etwas aus der Mode geraten.

Nicht umsonst bieten große Geburtstationen landauf, landab mittlerweile nicht nur die obligatorischen Hechelkurse für werdende Eltern an. Vielmehr gibt es zwischenzeitlich eine Unmenge an Kursen in denen werdende Großeltern erklärt bekommen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse sich gegenüber ihrer eigenen Elternwerdung verändert haben, warum man ein Kind nicht mehr zwangsläufig mit Brei füttert und wieso abstillen nach 3-6 Monaten heutzutage die Ausnahme und nicht mehr die Regel ist.

Leider zeigt sich die vorherige Generation nicht immer überzeugt davon, dass unser Tun und Lassen das Beste für den Enkel ist, was wiederum zu unterschwelligem Konfliktpotential führt.
Keine Frage, im Alltag sind Omas und Opas eine willkommene Abwechslung, die auch mir und meiner Frau erlauben, zwischendurch mal kurz durchzuatmen ohne die Befürchtung zu haben, dass der nächste eigenständige Stehversuch unseres Sohnes prompt auf der Nase endet und die gerade gewonnene Zweisamkeit so zunichte macht.

Aber wenn ich anfangen muss mich zu erklären, warum mein Kind unser Essen probieren darf, selbst wenn es sich dabei um Eis, süßes Obst oder Käsetoast handelt, dann läuft hier etwas gewaltig schief. Ähnliches lässt sich für die Fragestellung feststellen, ob ein Kind von fast neun Monaten wirklich schon auf dem Töpfchen sitzen müsse (dass ER es toll findet, nicht in einer vollgekackten Windel zu liegen, wird hier geflissentlich ignoriert), oder warum das Kind erst um 21 Uhr schlafen geht (vielleicht, weil es vorher das Tageslicht auskosten möchte und deshalb lieber vormittags nochmal etwas ausführlicher schläft?!?) und wir uns dann aber plötzlich Ruhe und Zurückhaltung erbitten. Da entfleucht mir dann schon einmal ein unwirscher Kommentar, der natürlich schnell als Majestätsbeleidigung gewertet wird. Schließlich wolle man nur das Beste für alle Beteiligten und sich selbst!

Ich gebe zu, der geborene Diplomat war und bin ich nicht. Ich rede wie es mir in den Sinn kommt und meine Toleranzschwelle ist im Bezug auf das, was meinem Kind nicht gut tut, äußerst gering! Mir stellt sich bei solchen Diskussionen immer folgende Frage: Unsere Eltern haben uns groß gezogen, und dabei augenscheinlich nichts katastrophal Falsches gemacht. Warum also haben sie nicht das Vertrauen ins uns, dass uns ebensolches mit unseren Kindern gelingt?

Sicher, wir machen es anders als sie damals (einiges aber auch gleich, einfach weil es sich bewährt hat). Aber vor allem ist uns am Ende herzlich egal, ob Oma I der Ansicht ist, das Kind müsse auch mal alleine schlafen (wenn er das nicht will, muss er es nicht. Punktum aus, auch Menschen sind nur große Tiere die bevorzugt im Rudel schlafen), während Oma II den Kopf schüttelt, wenn wir ihn nackt (bei 35° Außentemperatur) in der Wohnung rumkrabbeln lassen.

Es gibt einfach niemanden, der uns ein besseres, ehrlicheres und direkteres Feedback auf unser Tun geben kann, als unser Sohn. Wenn er damit zufrieden ist und zudem keine Gefahr für Leib und Leben besteht, dann soll er machen.

"Look at the boy" und "Learning by doing" waren die Leitsätze des Gründers der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell, einst.


Verdammt nochmal liebe Großeltern, so sehr wir Euren Rat und Eure Hilfe schätzen, er hatte und hat Recht damit.


Vielen Dank übrigens an Germanwings für die bildhafte Begleitung des heutigen Blogs, die Spucktüten von denen die munteren Sprüchlein stammen konnte ich auf meiner letzten Reise (siehe Juli-Blogposts) für die geneigten Leser festhalten.


Montag, 10. August 2015

Elterngeld oder: Klagen wirkt Wunder


Nachdem mein Blog letzten Montag zum Thema Hartz IV wegen Kindern mehr Interesse geweckt hat, als ich vermutet hätte, nehme ich dies gerne auf und werde ab sofort regelmäßig montags über Karriere bzw. den Kampf mit dem Amtsschimmel zu schreiben. Heute widme ich mich daher dem Elterngeld und der Personalsituation in den Ämtern.

Der Anspruch auf Elterngeld

Elterngeld steht grundsätzlich ersteinmal jedem zu, der den Titel "Eltern" für sich beanspruchen kann. Soweit so schön, aber dann geht es auch schon los. Haben Sie vor der Geburt einen Job ausgeübt erhalten Sie dem Grunde nach 67 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens der vergangenen 12 Monate (Väter) vor Geburt des Kindes. Mütter erhalten dies ebenfalls, jedoch bereinigt um die Mutterschutzzeiten*.

Damit das ganze Vater Staat aber nicht zu teuer kommt, schützt er sich mit einer Obergrenze. Da Elterngeld auf einen Höchstbetrag von €1.800 gedeckelt ist, werden Nettoeinkommen bei einer Grenze von rund €2.700 gekappt. 


Was ist nun aber mit denjenigen, die keinen, oder nur einen Minijob ausgeübt haben? Auch für die ist der Staat da und greift mit pauschal €300 Mindestanspruch unter die Arme. ABER: Bezieht derjenige Arbeitslosengeld II - also das geliebte Hartz IV - hat er leider nichts davon, denn das Jobcenter zieht diesen Betrag postwendend wieder ab. Sie fühlen sich bei diesen Zahlenspielereien etwas an meine Hartz-IV Rechnung letzte Woche erinnert? Gut, ich nämlich auch.

Soweit so gut liebes Elternteil, wir wissen also nun, dass Sie einen Anspruch gegenüber dem Staat haben, genauer gesagt gegenüber der Kommune ihres Wohnorts und dort in der Regel dem Jugendamt. Was jetzt folgt, ist manchmal einfach, oft aber auch ein Schildbürgerstreich par excellence.

Der Antrag auf Elterngeld

Vor alle Leistungen des Staates hat der Herr den Antrag gestellt. Dieser ist, zumindest in den meisten Kommunen, recht übersichtlich und rasch ausgefüllt, in erster Linie sind die Nachweise zum Einkommen der 12 Monate vor Geburt und Nachweise über evtl. Steuerklassenwechsel beizubringen, damit von Amts wegen der Anspruch geprüft und berechnet werden kann. So eine Berechnung ist an und für sich nicht kompliziert, der Staat selber stellt unter www.elterngeldrechner.de das passende Tool bereit. Natürlich sieht das auf Seiten des Amtes noch etwas umfangreicher aus, aber im Grunde stimmen bei gründlicher Vorbereitung beide Ergebnisse überraschend gut überein. 

Doch bevor Sie nun tatsächlich in den Genuss von Elterngeld kommen, muss die Bearbeitungsdauer abgewartet werden. Diese ist, je nach Kommune und teilweise auch innerhalb der Stadtstaaten sehr unterschiedlich. Manche Eltern haben ihren Bescheid 4 Wochen nach der Geburt parallel zur "ersten ausgefallenen Gehaltszahlung", in anderen Gebieten muss man jedoch aufgrund von Personalmangel im öffentlichen Dienst teilweise bis zu 9 Monate auf sein Geld warten. Richtig, dies bedeutet für viele Familien eine existentielle Notlage! 9 Monate ohne Gehalt, d.h. 9 Monate im Extremfall €1.800,00 (= €16.200,00) weniger, das kann fast niemand kompensieren. Da Banken zudem mittlerweile immer weniger kulant sind, oder aber durch Überzugszinsen sehr gut daran verdienen wollen, bleibt denjenigen die keine Hilfe im Familienkreis haben nur ein Weg - die Klage.

Auch wir mussten diesen Weg gehen, unser zuständiges Jugendamt war teilweise über Wochen geschlossen nur um Altfälle abzuarbeiten. Wie aber klagt man und vor allem: wo?

Die Untätigkeitsklage beim Sozialgericht

Zunächst einmal müssen Sie warten. Behörden wird in Deutschland ein gewisser Zeitrahmen eingeräumt um Sachverhalte zu prüfen und zu bescheiden. Im Fall von Elterngeld ist geregelt, dass der Antragsteller innerhalb von 8 Wochen einen Bescheid erhalten muss. Vorher können Sie leider gar nichts erreichen. Hat das Amt diese Zeit jedoch ausgeschöpft und nichts ist passiert, ist der Weg in die Gerichtsbarkeit eröffnet. Zuständig für die Fragen des Elterngelds ist in der Regel das Sozialgericht.

Ihr (und mein) Vorteil: Die Gerichtsverfahren sind für den Kläger kostenfrei, Sie benötigen zudem nicht zwangsläufig einen Anwalt. Gerade für diesen Sachverhalt war er für uns nicht erforderlich**

Da eingehende Klagen bei Gericht fortlaufend nummeriert  und abgearbeitet werden, wäre mit einem Verfahren in der Sache nicht vor Mitte 2015 zu rechnen gewesen. Bis dahin hätte unser Amt aber seinen Rückstand aufgeholt und die Angelegenheit wäre ins Leere gelaufen. Aus diesem Grund haben wir, parallel zur Klage einen Antrag auf Einstweiligen Rechtsschutz eingereicht.

Hierbei kann bei einem an sich klaren Sachverhalt vom Gericht angeordnet werden, dass die beklagte Behörde die Zahlungen auch ohne vollständige Prüfung zunächst vornimmt und ihrerseits ggfs. im Hauptverfahren eine Korrektur erwirkt.

Unser Sachverhalt gehörte zum Glück zu dieser Fallkonstellation: Wir sind Eltern, haben also grundsätzlich nach dem Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit berechtigt, Elterngeld zu beziehen. Auch hatten wir nachweislich gegen Empfangsbestätigung alle Unterlagen vollständig und fristgerecht eingereicht, die Berechnung an sich war somit kein Problem. Da dem Sozialgericht somit nachgewiesen wurde, dass alle von uns zu erbringenden Schritte erledigt waren und die Verzögerung schuldhaft seitens des Amtes (aufgrund von Personalmangel, wie dessen Rechtsvertreter freimütig einräumte) erfolgte, wäre unserem Antrag entsprochen worden und die Auszahlung gerichtlich angeordnet worden.

Wäre? Ja, an dieser Stelle endet meine Erfahrung mit dem sozialgerichtlichen Erzwingen von Leistungen. Unmittelbar nach diesem Schriftsatz war das Amt trotz seiner Überlastung plötzlich in der Lage, den Bescheid zu erlassen und die Zahlungen anzuordnen. Ein Schelm, wer dabei nun Böses denkt, aber ganz ehrlich liebes Jugendamt: den Tipp mit der Beschleunigung durch Klage habe ich bei der Abgabe des Antrags direkt von Eurer Mitarbeiterin bekommen, vielen Dank nochmal dafür.

Gibt es sonst noch etwas zu beachten? Ja, natürlich, schließlich reden wir hier über deutsches Recht. Bei Antragstellung erwartet das Gericht einen lückenlosen Nachweis aller finanziellen Bewegungen der vergangenen drei Monate (so soll verhindert werden, dass jemand Geld wegschafft nur um bedürftig zu werden), zudem dürfen keine frei verfügbaren Vermögen wie Sparbuch, Tagesgeld, Aktien o.ä. mehr vorhanden sein. Klagen kann und sollte man zwar trotzdem, aber ohne, dass wirklich nicht mehr genug Geld zum monatlichen Leben vorhanden ist, wird kein Richter eine einstweilige Anordnung erlassen. Sie ist also, anders als die Klage, wirklich nur dann ein Mittel, wenn der Bedarf tatsächlich vorhanden ist (bei uns war dies so, weil wir die ersten Monate zusammen zu Hause waren und mangels Bewilligung nur vom Mutterschaftsgeld leben konnten, zu wenig um alle Ausgaben zu decken).

Fazit

Eltern werden ist nicht schwer, gerade in den ersten Monaten finanziell über die Runden kommen aber sehr. Ich hoffe, ich konnte allen, denen aktuell die Bearbeitungszeiten in den Ämter immer tiefere rote Zahlen aufs Konto zaubern, eine Idee geben, wie sie ihr individuelles Verfahren vielleicht doch noch zu einem raschen und glücklichen Ende bringen können.
Das in den allermeisten Fällen keine böse Absicht hinter den Machenschaften der Ämter liegt, sondern schlichtweg politische Fehlplanung sollte aber bitte jeder im Auge behalten, der seinem gerechten Ärger Luft machen will...die Kolleginnen und Kollegen in der Sachbearbeitung können am allerwenigsten dafür...


*Die bereinigte Variante ist der vom Amt angewandte Regelfall, Sie können jedoch darauf bestehen, dass dieser Zeitraum einbezogen wird, was z.B. Sinn macht, wenn Sie zuvor Student oder arbeitslos waren und durch die Einbeziehung der sechs Wochen ihr Durchschnittseinkommen steigern können (Stichwort: Mutterschaftsgeld durch Arbeitgeber)
**Achtung, Achtung: Selbstverständlich betreibe ich hier keinerlei Rechtsberatung, ich schildere lediglich unseren Weg. Im Zweifelsfall sollten Sie IMMER fachkundigen Rat einholen, auch wenn dieser manchmal teuer ist.

Freitag, 7. August 2015

Fortbewegung in den Berliner Sommerferien

Sommer, Sonne, Baustellen


Mit der Fortbewegung in Berlin ist es ja immer so eine Sache. Nimmt man ein Auto landet man oftmals im Stau. Bewegt man sich mit dem öffentlichen Verkehr, fallen Bäume auf Schienen oder Menschen unter Busse, was zu Verzögerungen von Minuten bis Stunden führt. Nutzt man ein Fahrrad ist das ökologische Gewissen zwar beruhigt, es beginnt aber ein schierer Überlebenskampf auf wahlweise schlechten Radwegen oder im fließenden, den Radler extrem schneidenden Verkehr.

Baustellenübersicht Berlin / (c) ViZ
Bei uns treten zu diesem Dilemma nun noch zwei weitere Aspekte hinzu. Die Eine nennt sich Ferienzeit, wo Stadtplaner immer wieder auf Ideen verfallen, die mit Fußgängertum nicht unter 2 Jahren bestraft werden sollte. Überall staut es sich, der Stadtring produziert täglich Staus von bis zu 90 Minuten - ich sage nur: Drei(ck)eck Funkturm - , die S-Bahn Berlin führt gleichzeitig dazu auf der parallel zum Stadtring laufenden Ringbahn Arbeiten im Gleis aus, die einen Schienenersatzverkehr auf die Straße führen, wo die Verkehrslenkung Berlin nicht weniger als 46 Sommerbaustellen gleichzeitig freigegeben hat, um endgültig das pure Chaos anzurichten. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Baustellen das Fahren auf zwei Rädern erst recht lebensgefährlich machen, oder? 

Zum Anderen müssen wir als besorgte Eltern natürlich auch immer den Schutz unserer jüngsten im Blick behalten. Im Auto schützt ein Kindersitz prima, zumindest wenn ADAC und Co nicht völligen Murks getestet haben. Wogegen er allerdings machtlos ist, sind die 38° die aktuell von außen einwirken und trotz Klimaautomatik das (im Stau stehende) Auto binnen Minuten zu einer Sauna umwandeln. Auf dem Fahrrad haben wir seit neuestem - der junge Mann musste ja erst eigenständig sitzen lernen - einen preisgekrönten Kindersitz von Römer, der allerdings, wie das Rad selber, weder einen Airbag, noch einen Sonnenschutz hat.  
Auch hier also eher suboptimale Verhältnisse, um Distanzen im Hochsommer sicher und kindgerecht zu überwinden. 


 
Bleiben also nur die im Sommerferienverkehr ausgedünnten, öffentlichen Verkehrsmittel. Wir genießen also das Leben derzeit in vollen Zügen (und Bussen), kommen mit Sicherheit leicht erhitzt  und unpünktlich, aber immerhin ohne Sonnenbrand und Megastaus an. 

Trotzdem ist und bleibt es die Fortbewegung die Vater und Sohn von allen am wenigsten schätzen, was wiederum dazu führt, dass wir uns vor allem im Wohnbezirk und seinen direkten Anrainern bewegen. Kurztrips erfolgen mit dem vorgekühlten Auto oder frühmorgens mit dem Fahrrad, Junior ist ja spätestens um 6:30 Uhr ein verlässlicher Wecker. 

Nächste Woche steht ein "Ausflug" in unsere Werkstatt an der nördlichen Stadtgrenze Berlins an. Hin geht es mit dem Auto, welches dort einen Servicetermin hat, zurück mit den Öffentlichen, Tür zu Tür eine kleine Reise von 1:45 Stunden für rund 25 km (Zum Vergleich: Die Verbindung vom Berliner Hbf zum Gegenstück in Hannover dauert planmäßig 1:30 Stunden, für knapp 260 km mehr an Strecke!)
Am Folgetag dann das Ganze nochmals in Gegenrichtung...

Berlin, Dich muss man einfach gern haben, wa?

Mittwoch, 5. August 2015

Von Terminen, Babys und ignoranten Vätern


Kurz nach Mitternacht, im Haus ist Ruhe eingekehrt. Zeit um sich ein paar Gedanken zum Thema Zeit zu machen. Genauer gesagt um Zeiten, in die der beschauliche Alltag mit Kind eingetaktet wird. Wir haben Schlafenszeiten (etwa 13 Stunden täglich), Essenszeiten (Stillen, Beikost, Essen der Eltern anknabbern), Spielzeiten (eigentlich alle Wachphasen in denen nicht Essen oder dessen Entsorgung vom Erkunden und Blödsinn machen ablenkt). Als Eltern versuchen wir zudem noch Erholungszeit, notwendige Hausarbeits- und Einkaufszeiten sowie, ja, kaum zu glauben, Partnerzeiten unterzubringen. Sie merken schon, eigentlich ist unser Tagesplan damit ganz gut gefüllt.

Nun ist es leider so, dass wir uns nicht mit diesen Terminen begnügen können, sondern auch noch Dritte mit Terminen aufwarten. Von Eltern-Kind Kursen haben Sie ja bereits gelesen, hinzu kommen noch für verschiedene Familienmitglieder Dinge wie Arztbesuche, ehrenamtliche Tätigkeiten (zugegeben, sehr stark reduziert mittlerweile, irgendwann ist der Akku einfach leer) und natürlich so abstrakte Dinge wie Freundschaften.

Hierbei, dass muss ich zugeben, stimmen die Klischees leider. Freunde und Bekannte mit Kindern sieht man seit der Geburt meines Sohnes gefühlt ständig. Andere, die noch im Status zwischen SmgGV (Single mit gelegentlichem Geschlechtsverkehr) und "Karriere statt Kind" verharren sind selten bzw. kaum noch verfügbar. Ich frage mich, warum? 
Zugegeben, einige würden vermutlich Unbehagen empfinden wenn sie sehen, dass ein klassisches Lebensmodell genauso viel Freude und Erfüllung bringen kann wie ein konsequenter Aufstieg in der Firma (seltsamerweise sind meiner Beobachtung nach hiervon vor allem Frauen betroffen), andere können mit dem Fremdkörper Kind emotional noch so wenig anfangen, dass sie sich von diesem Mysterium lieber fernhalten. So ungefähr wie ein Hundehalter meist recht wenig mit Katzen anfangen kann, die Katze umgekehrt aber völlig vorurteilsfrei prüft, ob der Hundemensch nicht auch als Kopfkissen, Kraulsklave oder ähnliches taugt - ganz genau wie Babys, ja, Sie verstehen schon :)

Warum aber der große Rest lieber Abstand nimmt, nur weil sich in Cafébesuche und Co nun Windelpausen und auch mal Geschrei einschleichen, will mir nicht einleuchten. Oder war ich für diese Menschen wirklich nur interessant, weil ich auch unter der Woche immer für die Spätvorstellung im Kino zu begeistern war? Hmmm...

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Termine!
Bei uns verhält es sich diesen Monat so, dass wir versuchen, die Trennung von Mutter und Kind langsam auf- und auszubauen, damit zum Ende ihrer Elternzeit nicht beiderseits das große Geheule losgeht. Ich gestehe, ich bin nicht gut darin, dies zu unterstützen. Noch ehrlicher: Ich hatte schlichtweg einfach nicht auf der Agenda, dass nach knapp zehn Monaten (plus Schwangerschaft) die emotionale Komponente auf beiden Seiten dermaßen ausgeprägt sein kann, dass hier eine richtiggehende Entwöhnung notwendig ist. 
Demzufolge habe ich munter für den August Termine vereinbart (Werkstatt, Optiker, Dienstleister usw.). Natürlich nicht wahllos, die Eltern-Kind Kurse und relevanten Kindertermine hatte ich berücksichtigt. Nicht jedoch, dass wir auch abseits dieser Tage im Interesse eines geregelten Übergangs werktäglich werden üben müssen.

Daher sieht meine Tage momentan so aus, dass ich krampfhaft versuche, Termine neu zu koordinieren, was bisweilen jedoch schlicht unmöglich ist, weil Vorlaufzeiten bei Dritten nicht zu vermeiden sind. Das wiederum führt zu Spannungen im häuslichen Umfeld, was in der Folge die Bemühungen um Trennung etwas konterkariert. Aber wir arbeiten daran!

Für mich selber bleibt hier und heute daher das FazitDieser Weg wird kein leichter sein (aber hoffentlich trotz allem ein sehr schöner)!

Keep smiling und Bis bald!

Montag, 3. August 2015

Dank Kindern direkt zu Hartz IV?

Zugegeben, eine etwas provokante These, die ich da heute mal in den Raum stelle. Halten wir uns an die Fakten: Die Bundesagentur für Arbeit präsentierte jüngst wieder einmal Zahlen, die vermuten lassen, dass in Deutschland Vollbeschäftigung herrscht. 
Was jedoch hierbei unter den Tisch fällt (es ist zwar im Zahlenwerk versteckt, aber wird weder von Presse noch Politik besonders wahrgenommen) sind die Familien, die aufgrund des Zuwachses im Kleinformat gezwungen sind, auf staatliche Unterstützung nach dem SGB II, landläufig bekannt als Hartz IV, zurückzugreifen. Diese sogenannten Aufstocker beziehen mindestens ein Einkommen, sind somit nicht arbeitslos und fallen damit nicht in die einzige politisch relevante Statistik.

Wer aber muss bzw. kann denn überhaupt diesen Weg gehen? Schauen wir uns hierzu einmal exemplarisch an:

Familie M hat bereits ein Kind von 2 Jahren, beide haben einen Ausbildungsberuf erlernt und erzielten vor der Geburt jeweils ein Nettoeinkommen von rund € 1100,00. Nun ist Frau M in Elternzeit, es wird ein Elterngeld in Höhe von € 750,00 gezahlt*. Hinzu kommt das Kindergeld von je € 184,00. Gesamt stehen somit rund € 2200,00 zur Verfügung. Eine ordentliche Summe? Ja, auf den ersten Blick selbst dann, wenn man die Berliner Durchschnittsmiete für eine 3-Zimmer Wohnung von € 850,00** abzieht und nochmals rund € 100,00 für Nebenkosten für Strom, Internet, Handy und Versicherungen hinzurechnet bleiben am Monatsanfang rund € 1250,00 zur Verfügung.

Kann man durch die Geburt eines weiteren Kindes damit etwa auf Hartz IV Niveau sein?
Lassen Sie es uns durchrechnen.
  • Erwachsene Ehepartner haben einen Anspruch gegenüber dem Jobcenter auf je € 360,00 pro Monat, zusammen also € 720,00
  • Kinder unter 6 Jahren haben einen Anspruch auf € 234,00 = € 468,00
  • Als angemessene Miete  etabliert sich bundesweit in der Rechtsprechung aktuell ein Trend zu rund € 9,55 / m² (Achtung: Beispielsweise in Berlin gibt es derzeit keine gültige Anwendungsverordnung, so dass jeder Fall individuell zu prüfen ist). Da unsere Familie M jedoch erstmalig einen Antrag stellt, muss das Jobcenter zunächst die tatsächliche Miete von € 850,00 in voller Höhe übernehmen.
Wir haben also einen Anspruch gegenüber dem Staat auf: € 720,00 + € 468,00 + € 850,00 = € 2038,00
Hiervon sind noch 2x € 184,00 Kindergeld abzuziehen, da dieses Geld ja bereits von der Familienkasse unabhängig von Hartz IV ausbezahlt wird. Es bleibt also ein Anspruch von € 1670,00.
Bis hierhin hat Familie M also (noch) keinen Anspruch auf ALG II. 


Auch eine Möglichkeit Einkommen zu generieren?
Das Jobcenter belohnt jedoch diejenigen die arbeiten gehen mit einem anrechnungsfreien Abschlag auf ihren Nettolohn. So bleiben im Fall von Herrn M. von € 1100,00 insgesamt € 210,00 unberücksichtigt, bei Frau M. bleiben sogar € 300,00 anrechnungsfrei, da Elterngeld als Ersatz für den fehlenden Lohn anzusehen ist und somit ebenso vom Amt honoriert werden muss.***

Jetzt aber sieht unsere Ausgangsrechnung schon ganz anders aus.
Das für das Amt relevante Familieneinkommen beträgt nun € 890,00 + € 450,00 + € 184,00 + € 184,00  = € 1708,00

Und nun wird unsere Familie endgültig leistungsberechtigt im Sinne des SGB II, denn es werden noch für die beiden Eltern je € 30,00 abgezogen als Pauschalbetrag für angemessene Versicherungen (Haftpflicht, Hausrat etc).

Unsere Schlussrechnung sieht daher - vereinfacht - so aus:

Anspruch gegenüber dem Jobcenter: € 1730,00
Anzurechnendes Einkommen der Familie M. € 1708,00

Anspruch auf staatliche Leistungen in Höhe von:  € 22,00****

So schnell kann es also gehen. Sie sind überrascht? Denken vielleicht, ich konstruiere hier etwas? Zugegeben, das Beispiel ist besonders für den Berliner Raum exemplarisch, aber da ich momentan hier lebe und wirke, nutze ich den Standortvorteil ungeniert aus. Wie komme ich auf meine Zahlen? 

Aus Erfahrung: Viele Betriebe in Berlin und dem Umland sind nicht tarifgebunden. Somit ist der minimale Anspruch gegenüber dem Arbeitgeber im Mindestlohngesetz verankert, momentan also € 8,50 / Stunde. Bei Vollzeitbeschäftigung ergibt dies ein Einkommen von € 1360,00 brutto im Monat. Als Berufserfahrene dürften die M.'s etwas mehr verdienen, hier habe ich einen Stundenlohn von rund € 9,30 zu Grunde gelegt. Für Berlin, wie erwähnt, ein leider absolut realistischer Wert. Ob Bürokauffrau, Verkäuferin im nicht-tarifgebundenen Einzelhandel, Call-Center oder tarifgebundene wie Friseure, keiner von ihnen hat am Monatsende mehr als unsere Beispielfamilie auf dem Lohnzettel stehen und das trotz teilweise dreijähriger Ausbildung.  

Soll ich also als junge Familie, die mit diesen Einkommen leben muss den Gang ins Jobcenter antreten? Ja, BITTE UNBEDINGT.  Sie haben sich (bewusst oder unbewusst) für Kinder entschieden, dafür einen Beruf zumindest temporär aufgegeben und fallen somit genau unter die Gruppe, die sich die Gründerväter des Gesetzbuchs vorgestellt haben: Menschen die bereit sind, ihr möglichstes zu tun um durch eigene Arbeit ein auskömmliches Leben zu führen, aber aufgrund familiärer Verpflichtungen (zum Wert der Familie für den Staat lohnt auch mal ein Blick ins Grundgesetz) derzeit nicht in der Lage sind, dieses Ziel aus eigenen Mitteln zu erreichen.
Es gibt sicherlich einige schwarze Schafe, noch mehr Menschen die zu krank für eine Arbeit sind und im Jobcenter "aufgefangen" werden, aber auch viel mehr ehrliche, hart arbeitende Menschen, die immer in die Solidarkassen eingezahlt haben und sich jetzt aus dieser Solidargemeinschaft unterstützen lassen als Sie vielleicht denken.  

Saure Gurken?
Die hier für Sie verwendeten Gelder sind bei Ihnen und ihren Kindern jedenfalls deutlich besser aufgehoben, als in der Rettung einer griechischen Pleiteregierung ;)

Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob und wie es denn sein kann, dass eine Familie mit zwei Kindern genötigt ist, sich vom Staat unterstützen zu lassen, dann, ja dann lieber Leser sind Sie beim springenden Punkt - dem Verdienst den man heute vielerorts noch für seine Arbeit erhält - angekommen. Rechnen Sie doch einmal anhand Ihres Lohnzettels aus, wie viele Kinder Sie sich leisten können, ehe Ihnen der Weg zum Amt droht. Frohes Weiterdenken! 
Ihr Alltagspapa


*65 - 67% des Durchschnittsnettos der letzten 12 Monate vor Geburt 
**Berliner Mietspiegel 2015, einfache Wohnlage, 70m², Baujahr 2003 = € 9,36 Nettokaltmiete, € 91 Heizkosten (€ 1,30/m²), € 100 Betriebs-/Nebenkosten
*** gem. § 10 Abs. 5 BEEG, betrifft nur Familien in denen der Bezieher zuvor gearbeitet hat, nicht jedoch Langzeitarbeitslose
****Die Berechnung an sich ist ein hochkomplexes Unterfangen, bei dem mangels deutlicher gesetzlicher Regelungen viele Einzelumstände gewürdigt werden müssen. Auch deshalb sind die einschlägigen ALG II Rechner im Internet nur mit größter Vorsicht zu genießen. Die hiesige Berechnung ist fiktiv, aber realen Sachverhalten in anonymisierter Form entlehnt. Auch würde bei dieser Beispielfamilie sicher geprüft, ob mit Wohngeld oder Kinderzuschlag ein ALG II Bezug vermieden werden kann, Leistungen würden aber zunächst bis zu einer Entscheidung hierüber bewilligt.

Samstag, 1. August 2015

Monatsbilanz, oder: Was war, was wird?


Nun ist er vorbei, der erste Monat meiner echten Elternzeit. Die beiden "klassischen" Papamonate hatte ich ja am Anfang schon genommen, aber der unkonventionelle Teil, dem letztendlich dieses Blog zu verdanken ist, hat ja gerade erst begonnen. 

Ich behaupte sicherlich nichts falsches, wenn ich sage, es war der mit Abstand einfachste Monat in dieser Etappe. Warum? Nun, wir waren im Juli alle zu Hause. Wir haben vorab lange überlegt, wie wir einen Übergang gestalten können und sind für uns zu dem Ergebnis gekommen, dass das Geld, welches wir sonst in einen zehntägigen Familienurlaub im Ausland investiert hätten, diesmal in unserer Kasse bleibt und somit unser Auskommen in diesem Monat sichert. Wenn Sie so wollen haben wir einen Monat Ferien im Luxusresort Balkonien hinter uns.  Sie fragen, wie es war? Nun, wie jeder Urlaub - toll, großartig und bombastisch, das Wetter war herrlich und der Strand...achja hmm..nun gut, Sie wissen ja, was ich meine, oder?

Jedenfalls konnte ich in diesem Monat als Papa noch keine kapitalen Bedienungsfehler begehen, die unweigerlich das telefonische Hinzuziehen des großen Mamaorakels notwendig gemacht hätte, schließlich war ebendieses meist nur ein paar Schritte entfernt war. 
Nicht, dass ich mir bewusst wäre, einen solchen überhaupt begangen zu haben, aber schlußendlich dürfte auch der kleine Mann anders reagieren, wenn er weiß, dass seine Hauptnahrungsquelle im Zweifel nur einen spitzen Schrei entfernt ist.

Berliner Strand
Ich bin also mit der Gesamtsituation im vergangenen Monat recht zufrieden. Wir hatten wirklich gutes Wetter in Berlin, konnten hier gemeinsam entspannen und haben den Monat gestern mit einem gemütlichen Grillfest an einem Berliner See ausklingen lassen. Die ersten Gehversuche als Papa in Elternkursen wurden ohne gröbere Blessuren körperlicher oder seelischer Art bei den Beteiligten erfolgreich absolviert (apropros...Gehen und Fallen wird vermutlich in den kommenden Wochen ein ganz heißes Thema bei uns, das nur als kleiner Vorgeschmack auf künftigte Blogposts)
Der Wechsel von Arbeit auf Erziehung ist gut gelaufen, nun steht im kommenden Monat der Wechsel meiner Frau von Vollzeitmama auf teilerwerbstätig an (was mich bereits dazu veranlasst, ein Post zum Thema Teilzeitarbeit und Ansprüche hierauf vorzubereiten und beizeiten zum Thema Karriere hier zu veröffentlichen). Wie unser Nachwuchs auf diese Veränderung reagieren wird, bleibt für alle Beteiligten die spannende Frage. Vermutlich ist dies am Ende die weit größere Herausforderung (für die Beiden) als die tatsächliche Betreuung durch mich.

Wie geht es nun also weiter? Wir haben vor, bis zum Tag X nun kontinuierlich die Abwesenheit des Muttertieres zu üben. Frauen können ja so viele sinnvolle Dinge machen, wenn man sie nur lässt. Einen Schrank voll mit "nichts anzuziehen" aufstocken (meiner Kreditkarte schwant jetzt schon Übles), sich mit Freundinnen ohne Kind im Café treffen (und anschließend über die getätigten Kuchensünden dort betrübt sein) oder einfach zu IKEA fahren und nach Kassenschluss mit einem Tieflader voll Deko wieder zu Hause vorfahren...

Sie sehen also, ich bin bestens vorbereitet - bzw. bilde mir dieses beharrlich ein ;). Ob meine Erwartungen und Ansprüche realistisch sind, lesen Sie vielleicht schon bald in diesem Blog.

Ein schönes Wochenende Ihnen und Ihren Lieben